Der Krater
zitternden Arme in den Griff.
»Lauf! Zum Boot!«
Sie rannten den Kiesstrand entlang zu dem Ruderboot, die Pistole krachte hinter ihnen und schlug eine kleine Grube in den Strand vor ihnen. Abbey packte das Tau und zog das Boot über den Strand, während Jackie von hinten anschob. Sie rannten ins Wasser und sprangen in das Boot. Abbey packte die Ruder und rammte sie in die Dollen.
Die Gestalt des Mörders erschien am Strand. Er torkelte wie ein Betrunkener und zielte mit der Pistole. Ein kleiner roter Punkt tanzte und blinkte um sie herum.
»Runter!« Der krachende Schuss rollte übers Wasser, Holzsplitter wurden aus dem Bootsrand gesprengt.
Ein weiterer Schuss ging ganz daneben und bespritzte sie mit Wasser. Abbey pullte, so fest sie konnte, und das Boot glitt durch das ruhige Wasser. Plötzlich wurde es dunkel, denn Wolken schoben sich vor den bizarr veränderten Mond. Die Strömung half ihnen, trug sie an der Insel vorbei und auf die Bucht zu, in der das Boot lag. Vom Ufer der Insel kamen weitere Schüsse, und das vielfache hohle Echo zog wie Donner übers Wasser. Fontänen spritzten links und rechts von ihnen auf, und eine Kugel schlug ein ganzes Stück des Hecks weg. Sie ruderte immer weiter. Jackie lag auf dem Boden, die Hände über dem Kopf, und fluchte laut bei jedem Schuss.
Die
Marea II
lag etwa hundert Meter vor der Insel, und die Strömung der einsetzenden Flut trieb sie darauf zu. Zwei weitere Schüsse krachten, die Kugeln schlugen zu beiden Seiten des Beiboots ein.
Abbey konnte sehen, wie der Mann am Ufer entlangrannte. Als er dem Boot so nahe wie möglich war, legte er sich hin und streckte die Arme mit der Waffe vor sich aus. Offenbar hatte er sich von den Schlägen auf den Kopf wieder erholt. Abbey ging auf der Steuerbordseite der
Marea II
längsseits, so dass das Boot ihnen Deckung gab. Sie krabbelte an Bord und drehte sich um, um Jackie zu helfen. Sie hörte eine Reihe Schüsse in gleichmäßigem Abstand, und eines der Fenster der
Marea II
zersprang.
»Er schießt auf das Boot!«, kreischte Jackie und ließ sich ins Beiboot zurückfallen. Abbey packte sie am Kragen und hievte sie hoch und über das Schandeck. Ein weiteres Fenster zersplitterte und verteilte sich über das halbe Deck.
»Bleib unten!« Abbey kroch in die Fahrerkabine, dicht gefolgt von Jackie. Sie nahm ein Messer aus dem Werkzeugkasten und drückte es Jackie in die Hand. »Mach dich bereit, nach vorn zu laufen und das Ankertau durchzuschneiden – noch nicht, erst wenn ich es sage.«
Karang!
Eine Kugel schlug ins Vorpiek ein.
Abbey betätigte den Batterieschalter und reckte tief geduckt den Arm nach oben, um den Zündschlüssel umzudrehen. Der Motor röhrte los.
Gott sei Dank.
Karang! Karang!
Sie gab Vollgas, und das Boot stemmte sich gegen die Ankerkette. Einen Moment lang fürchtete Abbey, sie würden nicht loskommen, doch sie gab noch einmal richtig Gas und spürte, wie der Anker losriss. Das Boot machte einen Satz nach vorn und schleifte den Anker mit sich über den Grund. Wenn sie nur tieferes Wasser erreichen könnten, würden sie sich später um den Anker kümmern.
Doch das Boot kam nur gut dreißig Meter weit, ehe der Anker mit einem Ruck an einem Felsen hängenblieb und das Boot mit heulendem Motor am Bug herumschwang. Sie waren noch in Schussweite.
Karang! Karang!
, kamen die nächsten Schüsse, die zwei Löcher in den oberen Rumpf schlugen.
»Jetzt! Schneid das Tau durch!«
Jackie sprintete im Schutz der Kabine vor, kroch dann bis zum Bug und säbelte mit dem Messer das Tau durch. Das Boot machte wieder einen Satz nach vorn, und Abbey presste den Gashebel bis auf die Konsole herunter. Sie hielt den Blick auf den Kartenplotter geheftet und versuchte, das Boot auf den schmalen Kanälen zwischen den Inseln zu halten. Gleich darauf waren sie außer Schussweite, und ein paar Minuten später passierten sie das Ende von Little Green und hielten über die immer breiter werdenden Kanäle aufs offene Meer zu.
Abbey nahm Fahrt weg und ließ sich ans Steuer sinken, als ihr plötzlich schwindelig wurde.
»O Gott«, sagte Jackie, die sich den Kopf hielt. »O mein Gott.« Sie hatte blutige Schnittwunden von herumfliegenden Glassplittern im Gesicht.
»Komm her.« Abbey wischte ihr mit einem Taschentuch das Blut vom Gesicht. »Halt still. Du hyperventilierst.«
Jackie bemühte sich sichtlich, ihr Zittern und ihre Atmung in den Griff zu bekommen.
»Mann, Jackie, das war vielleicht ein Schrei, den du da hinten
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