Der Krater
sagte dann: »Das Bild stammt von dieser als geheim eingestuften Festplatte hier.«
»Wo auf dem Mars ist das genau?«, meldete sich die Frau namens Leung zu Wort.
»Das ist alles auf dieser Festplatte«, sagte Ford. Er hängte eine kleine Lüge an. »Die genauen Koordinaten habe ich nicht im Kopf.«
»Unmöglich!«, rief Derkweiler aus. »Wir hätten das doch in unserer routinemäßigen Bildauswertung längst entdeckt!«
»Sie haben es bisher nicht entdeckt, weil es im Schatten eines Kraters verborgen ist, so gut wie unsichtbar. Es auf diesen Bildern aus der Dunkelheit hervorzulocken, war ein unglaublicher Zeit- und Arbeitsaufwand.«
Chaudry erhob sich von seinem Stuhl, warf Ford einen argwöhnischen Blick zu, streckte die Hand aus und nahm die Festplatte. Er drehte sie in den mahagonifarbenen Händen hin und her, die schwarzen Augen untersuchten sie aufmerksam, und sein kalifornischer Pferdeschwanz wirkte unter den Washingtoner Anzugträgern besonders fehl am Platze.
»Das ist keine NPF -Festplatte.« Er sah Ford mit schmalen Augen an. »Woher haben Sie die?«
»Vom verstorbenen Mark Corso«, antwortete Ford.
Chaudry erbleichte ein wenig. »Niemand kann bei der NPF eine solche Festplatte kopieren oder entwenden. Unsere Datenverschlüsselung und die Sicherheitsvorkehrungen sind absolut unüberwindlich.«
»Ist für einen fähigen Computertechniker irgendetwas wirklich unüberwindlich? Wenn Sie daran zweifeln, prüfen Sie die Seriennummer da.«
Chaudry sah sie sich an. »Das sieht aus wie eine NPF -Seriennummer. Aber dieses … dieses
Bild
, das Sie da haben. Ich würde gern das Original sehen. Nach allem, was wir wissen, könnte das nur eine Fotomontage sein.«
»Der Beweis ist hier auf der Festplatte – die originalen, binären Daten des MMO .« Ford zog ein Blatt Papier aus seiner Jacketttasche und hielt es vor der Gruppe hoch. »Das Problem ist, dass das NPF -Passwort auf dieser Festplatte geändert wurde. Ich habe das neue Passwort, um sie zu entsperren – ohne dieses Passwort ist die Festplatte nutzlos.« Er schüttelte das Blatt ganz leicht. »Glauben Sie mir, das Ding ist echt.«
Die Frau namens Marjory Leung hatte sich von ihrem Stuhl erhoben. »Entschuldigung, haben Sie gerade gesagt, der
verstorbene
Mark Corso?«
»Ja. Mark Corso wurde vor zwei Tagen ermordet.«
Leung schwankte, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen.
»Ermordet?«
»So ist es. Und offenbar wurde auch sein Vorgänger, Dr. Freeman, ermordet – und nicht von einem obdachlosen Drogensüchtigen. Sowohl er als auch Corso wurden von einem Profikiller getötet – der es auf ebendiese Festplatte abgesehen hat, die hier auf dem Tisch liegt.«
Tiefes Schweigen senkte sich über den Konferenzraum.
»Sie sehen also«, sagte Ford, »dass wir eine große Aufgabe vor uns haben. Denn anscheinend liegt nicht nur die Erde unter Beschuss, sondern wir haben auch noch einen Verräter in den eigenen Reihen.«
81
B urr drückte dem Hummerfischer das Funksprechgerät in die festgekettete Hand. Es spielte jetzt keine Rolle mehr, was er sagte – Burr wollte die Tochter nur daran erinnern, dass ihr Vater am Leben und in einer verzweifelten Situation war, damit sie hübsch ängstlich, panisch und leicht zu handhaben blieb.
»Dad?
Dad?
Geht es dir gut?«
»Abbey! Sieh zu, dass du vom Wasser kommst! Dein Boot schafft das nicht. Verschwinde!«
»Dad.« Ersticktes Schluchzen. »Wir haben keinen Treibstoff mehr.«
»Gütiger Gott, Abbey, er hat eine Pistole. Ruf die Küstenwache! Fall nicht auf ihn –«
Burr riss ihm das Funkgerät aus der Hand. Sie sprachen auf einem obskuren, so gut wie nie genutzten Kanal mit einem Viertel Watt, eine Reichweite, die sich nicht einmal bis zum Festland erstreckte, schon gar nicht bei diesem Wetter – aber warum ein Risiko eingehen?
»Hörst du das?«, sprach er ins Mikrofon. »Alles wird gut, du bekommst deinen Vater zurück. Ich brauche dich lebend, ansonsten komme ich ja nicht an die Festplatte. Denk mal darüber nach – lebendig bist du für mich wertvoller als tot. Wir finden schon eine Lösung, aber wir sollten uns irgendwo zusammensetzen, wo wir nicht ertrinken können. Verstehst du?«
»Ich verstehe«, entgegnete Abbey knapp.
Er schaltete das Mikro aus und dachte, dass sie ihm vermutlich nicht glaubten, aber was konnten sie schon tun? Er hielt alle Trümpfe in der Hand. Ja, sie mochten irgendeinen dämlichen Plan haben, aber der würde nicht funktionieren.
Das Boot stieg auf einer Welle empor
Weitere Kostenlose Bücher