Der Krater
die um den Mars kreisen. Wir hatten vor, sie alle in den Dienst einer neuen Mission zu stellen – die Quelle dieser Angriffe zu lokalisieren. Aber Sie scheinen die Koordinaten ja schon zu haben.«
»Ja«, mischte sich Mickelson ein, »und mit diesen Koordinaten könnten wir einen oder mehrere dieser Satelliten als Waffe einsetzen, indem wir ihn mit hoher Geschwindigkeit auf diese außerirdische Waffe stürzen lassen.«
Chaudry schüttelte den Kopf. »Das wäre ungefähr so wirkungsvoll, als würde man mit einem Ei auf einen Panzer werfen.«
»Option Nummer zwei«, fuhr Mickelson fort, »ist, eine Atomrakete darauf abzufeuern.«
»Ein Startfenster dazu würde sich in frühestens sechs Monaten auftun«, erwiderte Chaudry, »und die Flugzeit zum Mars beträgt über ein Jahr.«
»Das ist aber unsere einzig effektive Möglichkeit zum Angriff«, sagte der Vorsitzende der Stabschefs auf seinem Bildschirm.
Chaudry wandte sich ihm trotzdem zu. »Admiral, ich bezweifle, dass die außerirdische Waffe da herumstehen und sich abschießen lassen wird.«
»Darf ich Sie daran erinnern, dass das entscheidende Wort ›Maschine‹ lautet. Wir wissen doch noch gar nicht sicher, dass es eine Waffe ist«, warf Lockwood ein.
»Das ist eine gottverdammte
Waffe
«, sagte Mickelson. »Man braucht sich das Ding nur anzusehen!«
Chaudry sagte mit ruhiger Stimme: »Dieses Artefakt kann nur eine technologisch äußerst fortgeschrittene Zivilisation hervorgebracht haben. Ich bin fassungslos, dass Sie alle glauben, wir könnten es mit einer Atomwaffe totschlagen. Wir sind wie ein Komitee von Kakerlaken, das darüber debattiert, wie der Kammerjäger vernichtet werden soll. Jegliche militärische Operation ist sinnlos – und extrem gefährlich. Je eher wir alle das begreifen, desto besser.«
Ein angespanntes Schweigen dehnte sich in die Länge. Im Konferenzraum war es heiß geworden. Ford nutzte das als Vorwand, um sein Jackett auszuziehen und es beiläufig über die Sessellehne zu hängen.
Der Köder
, dachte er. Jetzt brauchte der Fisch nur noch zu beißen. Oder vielmehr der Maulwurf.
83
D ie
Marea II
überwand eine weitere furchterregende Welle, und Abbey erhaschte durch den peitschenden Regen einen Blick auf ein Fleckchen Brandung vor ihnen. Dem Kartenplotter zufolge waren sie ein paar hundert Meter von der ersten der drei großen Felsbänke entfernt.
»Da! Voraus!«
»Ich sehe es«, sagte Jackie ruhig und drehte am Steuer. »Ich will auf die Leeseite.«
Die See beruhigte sich, als sie den geschützten Bereich hinter den Felsen erreichten. Die Dünung war immer noch mächtig, aber die Wellen und der Wind ließen stark nach. Während das Boot nun sachter stieg und sank, konnte Abbey gewaltige Wellen an die Felsen donnern sehen. Manche der Brecher waren gut sieben Meter hoch, sie krachten gegen den Fels und explodierten dann wie in Zeitlupe hoch in die Luft, als mächtige Gischtfontänen aus atomisiertem Wasser.
»Also dann«, sagte Jackie, die das Boot in einem langsamen, engen Kreis steuerte. »Wie sieht unser Plan aus?«
»Ich …« Abbey zögerte. »Wir tun so, als wollten wir uns ergeben. Er wird uns an Bord nehmen, und dann warten wir auf eine günstige Gelegenheit.«
Jackie starrte sie an. »Das nennst du einen Plan?«
»Was können wir denn sonst tun?«
»Er wird uns abknallen,
peng, peng
. Und das war’s. Wir werden gar keine Zeit haben, ›auf eine günstige Gelegenheit‹ zu warten. Und mach dir nichts vor, er wird deinen Vater nicht freilassen. Abbey, ich will deinen Vater auch retten, aber ich will mein eigenes Leben nicht wegwerfen. Verstehst du das?«
»Ich überlege ja schon«, japste Abbey.
Jackie ließ das Boot einen weiteren langsamen Kreis ziehen und hielt sich dicht am Leeufer. »Hör auf, du hyperventilierst. Er muss jeden Moment da sein. Konzentrier dich. Du bist klug. Du kannst das.«
Abbey drehte sich zum Radargerät um in der Hoffnung, das nahende Boot erkennen zu können. Sie drehte an der Auflösung herum und versuchte, die Störungen durch Regen und Wellen auszublenden. Der Bildschirm war ein einziges Rauschen. Langsam spielte sie mit den verschiedenen Einstellungen, bis sie ein Bild riesiger Felsenriffe auf der Steuerbordseite bekam, als dicke grüne Flecken auf dem Bildschirm. Und dann sah sie einen weiteren Fleck, einen kleineren, der sich leicht hin und her bewegte – und auf sie zuhielt.
»Da«, sagte sie. »Sie sind da. Setz das Boot rückwärts in den Kanal zwischen den beiden Felsen
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