Der Kreuzfahrer
Hause.
Während Ghost ermattet einen Huf nach dem anderen den steilen Hügel emporsetzte, blickte ich nach links, um nach dem Stand der Sonne zu sehen – es war mitten am Nachmittag. Da bemerkte ich zu meiner Überraschung eine Menge Reiter keine zweihundert Schritt entfernt von mir. Grob geschätzt waren es etwa hundert Mann in zwei Linien, die Helme, grüne Umhänge und Kettenrüstung trugen. Alle waren mit zwölf Fuß langen Lanzen bewaffnet, die senkrecht emporragten und deren stahlbewehrte Spitzen boshaft in der Sonne glitzerten. Meine erste Reaktion war Angst: Sie näherten sich im Trab, und auf meinem erschöpften Pferd konnte ich ihnen unmöglich davonreiten. Ich musste vor mich hin geträumt haben, denn ich hatte sie so nahe herankommen lassen, ohne sie zu bemerken. Der Anführer, ein Mann ohne Helm, der eine Pferdelänge vor den anderen heranritt, zog plötzlich ein Langschwert blank, brüllte etwas über die Schulter und zeigte mit der Klinge direkt auf mich – der offensichtliche Befehl, mich anzugreifen. Die gesamte erste Linie der Kavallerie richtete die Lanzen aus. Die Eschenholz-Schäfte senkten sich wie eine Woge aus Holz und blitzendem Metall und wurden unter den Achseln der Reiter angelegt, die Spitzen direkt auf mich gerichtet. Und dann griffen sie an.
Aus dem Trab gingen sie rasch in den Kanter über, und einen Augenblick später in den vollen Galopp. Die zweite Linie folgte dicht dahinter. Die donnernden Hufschläge ließen den Boden erzittern. Ich konnte nicht fliehen – dazu blieb keine Zeit mehr, und im Galopp würde Ghost mich kaum eine Viertelmeile weit tragen können. Also zog ich mein schlichtes altes Schwert aus seiner zerschrammten Scheide, wandte mein Pferd zu ihnen um und ritt mit dem lauten Schrei »Westbury!« den rasch herannahenden stampfenden Schlachtrössern und unerbittlichen, gut gerüsteten Männern entgegen.
Drei Herzschläge später traf ich auf sie. Der unbehelmte Befehlshaber, ein großer, noch recht junger, gutaussehender Mann mit hellbraunem Haar und einem spöttischen Lächeln auf den Lippen, raste auf mich zu, das Schwert in der Rechten hoch erhoben. Als unsere Pferde sich auf gleicher Höhe befanden, hieb er mit seiner langen Klinge kraftvoll nach meinem Kopf. Wenn er getroffen hätte, wäre ich augenblicklich tot gewesen, doch ich parierte den Hieb mühelos mit meinem Schwert, und Metall klirrte wie eine Kirchenglocke. Er flog an mir vorüber, und ich verdrehte das Handgelenk und schwang das Schwert mit aller Kraft nach seinem in Stahl gehüllten Rücken. Doch der Anführer hatte damit gerechnet und war nach links ausgewichen, so dass meine Klinge durch die leere Luft zischte.
Dann erreichte mich die zweite Linie der Reiter. Ich blickte dem Mann unmittelbar vor mir mit grimmigem Knurren ins Gesicht, klammerte mich mit den Knien an Ghost fest und ließ mein Schwert gegen seinen trapezförmigen Schild krachen. Ein langer Holzsplitter wirbelte durch die Luft, und ich erhaschte einen kurzen Blick auf rotes Haar unter dem schlecht sitzenden Helm, einen offenen Mund mit Zahnlücken und seinen erschrockenen Gesichtsausdruck, als er an mir vorbeidonnerte. Und dann war ich durch beide Linien hindurch, völlig unversehrt, und hatte nur noch leeres, grünes Gras vor mir, während die schweren Hufschläge hinter mir leiser wurden.
Ich zügelte Ghost und drehte ihn zu meinen Gegnern herum. Sie waren etwa fünfzig Schritt entfernt, noch immer im vollen Galopp. Die beiden Linien vereinten sich zu einem langgestreckten Haufen, der sich in der Mitte um den helmlosen Anführer verdichtete. Dann erscholl eine Trompete: zwei Töne, hell und klar, ein herrlicher Klang unter diesem makellos sonnigen Himmel. Die Reiter zerrten an den Zügeln, die Pferde ruderten mit den Vorderhufen in der Luft, und dann wendeten die Männer ihre verschwitzten Rösser und formierten sich rasch wieder zu zwei Reihen. Das Manöver war beeindruckend – oder wäre vielmehr beeindruckend gewesen, wenn sämtliche Pferde und Reiter auf das Signal reagiert hätten. Doch ein paar Männer, vielleicht ein Dutzend, hatten ihre Tiere nicht mehr im Griff und schossen an ihrer Truppe vorbei, über einen Hügelkamm im Süden hinweg, um dann den Abhang zum Locksley River hinab zu verschwinden. Es sah aus, als könnte sie nichts mehr aufhalten, bis sie Nottinghamshire erreichten. Aber da waren noch etwa achtzig Reiter, die ihre Pferde im Zaum hielten, sich zu einer neuen Linie formierten und die Lanzen
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