Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
sofort in wildem Galopp im Gehege umher. Dennoch blieb Bruder Guilbert ohne Sattel
sicher sitzen und hielt sich mit einer Hand nur leicht an der Mähne des Hengstes fest. In den engsten Kurven beugte er sich tief hinunter und schrie dem Pferd in der fremden Sprache einen Befehl nach dem anderen ins Ohr.
Arns junges Pferd wurde von dieser Freude angesteckt und begann, ebenfalls herumzulaufen, wenn auch mit ruckhafteren und unbeholfeneren Bewegungen. Doch schon bald ritten beide mit immer größerer Geschwindigkeit im Kreis, und Arn begann in seiner Begeisterung, Bruder Guilberts fremde Sprache nachzuahmen. Die Geschwindigkeit machte ihn wie berauscht, als ihm der Wind über den kahlen Scheitel und die etwas zu langen flatternden Locken an den Ohren fuhr.
Leicht beschämt gestand Arn sich ein, dass er in diesen Momenten reines und wahres Glück erlebte und dass er dies wohl in seiner nächsten Beichtstunde bei Pater Henri erwähnen musste. Es kam ihm vor, als würden ihn das Leben und die Kraft des Pferdes durchströmen, obwohl es noch so jung war und so weit davon entfernt, ein ausgewachsenes Tier zu sein. Und wenn es wirklich noch nicht zugeritten war, musste dies wahrlich ein Wunder sein.
»Du verstehst, mein junger Chevalier«, sagte Bruder Guilbert lange Zeit später, als die Nachtigallen schon ihren Abendgesang hören ließen und es bald Zeit für die Vesper war. Sie hatten sich im Gehege ins Gras gesetzt und genossen den Anblick der neuen Tiere. »Das Pferd ist in Wahrheit der beste Freund des Menschen. Aber diese neuen Pferde sind, wie du schon entdeckt hast, nicht wie andere. Es sind die edelsten, klügsten, schnellsten und ausdauerndsten Pferde, die es gibt. Preise den Herrn für dieses Geschenk, denn es sind Pferde aus dem Heiligen Land Outremer.«
Bruder Guilbert war vor Aufregung rot im Gesicht und atmete nach seiner wilden Vorführung des kräftigen Hengstes immer noch heftig.
Arn war inzwischen aufgegangen, was diese Pferde von anderen unterschied - nicht nur das Aussehen und die Bewegungsweise, sondern ihr Verwendungszweck. Er fragte trotzdem und erhielt die Antwort, die er erwartete.
»Diese Pferde sind Kampfpferde. Was für den Schwertkampf gilt, das gilt auch für das Reiten: Beweglichkeit und abermals Beweglichkeit. Da die Männer hier oben im barbarischen Norden sich der Kunst, zu Pferde zu kämpfen, noch nicht zugewandt haben«, fuhr Bruder Guilbert fort, »verlangen nordische Männer starke, langsame Pferde, die eine schwere Last zum Schlachtfeld tragen können. Dort sitzt der nordische Mann jedoch ab, pflockt sein Pferd an und begibt sich dann zu Fuß in den Kampf. Hätten die Christen versucht, den verfluchten Sarazenen auf diese Weise entgegenzutreten, hätte Jerusalem nie befreit werden können.
In der übrigen Welt kämpft man jedoch zu Pferde. Und aus diesem Grund verfolge ich mit diesen neuen Tieren ein einfaches und klares Ziel. Ich kann diese Rasse jetzt in Dänemark verbreiten und die dazugehörige Kampftechnik einführen. Dadurch werde ich viel Silber für das Kloster einziehen, genau wie ich es mit den besseren Schwertern tue.«
Arn, immer noch erfüllt von dem Gefühl, den Wind im Haar zu spüren und die Geschwindigkeit des Pferdes zu genießen, bat jetzt eifrig und ohne jede schickliche Höflichkeit, Bruder Guilbert möge ihm die Kunst des Kampfes zu Pferde beibringen. Er wollte auch so kämpfen wie die Christen draußen in der großen Welt.
Bruder Guilbert lachte leise in sich hinein, fuhr Arn mit der Hand freundlich und nachsichtig über die Tonsur und erklärte:
»Ich habe die ganze Zeit nichts anderes getan. Alles, was du seit dem Tag, an dem du mit der Arbeit begonnen hast, über Pferde gelernt hast, hat genau das zum Ziel gehabt.
Denk daran, wie du mit deinen Holzschwertern geübt hast, das Gleichgewicht zu halten, manchmal mit einem Schwert in jeder Hand. Du standest auf einer Stange, und über dir schwangen Ledersäcke voller Sand hin und her und drohten, dich jederzeit zu Boden zu schlagen. Eine ähnlich wichtige Übung war es, dass du von Anfang an ohne Sattel geritten bist. All dies diente dem Üben des Gleichgewichts, damit du dich immer auf einem Pferd halten kannst, welche Bewegungen es auch macht.«
Anschließend erklärte Bruder Guilbert, was weiter zu tun war. Arn sollte zunächst das Jungpferd zureiten, anfangs ohne Sattel, um das Pferd kennenzulernen. Er sollte mit ihm sprechen, es streicheln, pflegen und versorgen. Der Name des Tieres sollte geheim
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