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Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem

Titel: Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
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bleiben; außer Gott und ihnen beiden, Bruder Guilbert und Arn, sollte niemand ihn erfahren. Das Tier erhielt den Namen Chamsiin. Das war der Name eines Wüstenwinds, der fünfzig Tage hintereinander wehen konnte und nie müde wurde. Die beiden Stuten sollten Aisha und Khadija heißen, der Hengst Nasir. Bruder Guilbert erklärte diese Namen nicht, sondern sagte nur, es seien Namen in der geheimen Sprache der Pferde, etwas, was die anderen im Kloster nichts anging, sondern nur sie beide, die sie Chevaliers waren.
    »Einen Sattel bekommst du, sobald Chamsiin ausgewachsen ist, aber bis dahin kommt es auf die Grundlagen an - Vertrauen, Liebe und Gleichgewicht.«

    Es läutete zur Vesper, und die beiden mussten sich eilig ins Lavatorium begeben. Als sie im Laufschritt die Pferde verließen, fragte Arn, ob er auch die geheime Sprache der Pferde lernen könne.
    »Wenn man drei Sprachen spricht, kann man doch auch vier sprechen?«
    Bruder Guilbert lächelte in sich hinein und erwiderte ausweichend, dieser Tag werde wohl noch kommen. Aber mehr sagte er nicht.

    Arn war immer gehorsam gewesen. Er hatte die Brüder ebenso geliebt wie die Bücher. Er hatte die harte Arbeit ebenso geliebt wie die leichte, hatte ebenso gern oben im Turm der Klosterkirche gemauert wie im Fjord Fische gefangen. Er hatte die Arbeit mit Schwert und Bogen ebenso geliebt wie die Aufgabe, Vers für Vers und mithilfe der »Glossa Ordinaria« den Weg des Glaubens in der Heiligen Schrift zu gehen. Möglicherweise hatte er Ovid etwas mehr und Aristoteles etwas weniger geliebt, denn im Stillen sagte er von Zeit zu Zeit die unschicklichen Verse auf, die er noch hatte lesen können, bevor man sie weggetragen und eingeschlossen hatte. Zwar hatte er hinterher gebeichtet und die Strafe für diese Sünde auf sich genommen - doch diese Strafe hatte sich gelohnt. Was waren schon ein paar zusätzliche Paternoster gegen rote Wangen und das Gefühl, Hitze durch den Körper strömen zu spüren, wenn man an Ovid dachte?
    Arns etwas mangelnde Hingabe an die Philosophie und das leicht überhitzte Interesse an unziemlichen Schriften konnte Pater Henri mühelos tolerieren. Was Ovid anging,
gab es in seinem Bekanntenkreis mehr als einen gottesfürchtigen Mann, der sowohl in der Jugend als auch später im Mannesalter diesen Studien etwas mehr den Vorzug gegeben hatte, als man für schicklich hätte halten können. Doch das war kein Grund zur Klage. Er gehörte selbst zu diesen Menschen, zumindest wenn er auf seine Zeit als Novize zurückblickte. Wenn ein mangelndes Interesse an Philosophie tatsächlich eine Sünde sein sollte, teilte der Knabe sie zumindest mit vielen anderen, etwa mit Bruder Lucien. Denn Bruder Lucien war völlig seiner Kunst ergeben, die Welt im Namen Gottes weiter durch Dinge zu bereichern, die für den Speisetisch des Menschen heranwuchsen oder dazu dienten, Krankheiten zu heilen oder in den Augen des Menschen nur schön zu sein, zeigte sich jedoch recht uninteressiert daran, Philosophie zu lesen. Pater Henri hätte deswegen jedoch nicht im Traum daran gedacht, Bruder Lucien für einen weniger würdigen Bruder zu halten, oder für einen, der weniger liebenswert gewesen wäre als die anderen Brüder.
    Entsprechend musste man, wenn man im Scherz die Logik so anlegte, wie es die Philosophie getan hätte, berücksichtigen, dass der Knabe auch beim Unterricht von Bruder Lucien zu den ergebenen Jüngern gehörte. Hinter dem, was das Kloster an Schönheit aufweisen konnte, die Gott auf Erden mithilfe getreuer Brüder zu schaffen vermochte, steckte viel kleine und pedantische, aber wichtige Arbeit; erst kamen die weißen Schneeglöckchen, die sich gleichsam durch die harte und wenig gastfreundliche Schale des Winters drängten, dann, mit der Wärme, die Osterglocken und Tulpen - all das, was dem barbarischen Norden neu war und die Besucher staunen machte, ebenso wie diese sich von den weißen Blüten der Obstbäume bezaubern ließen. Der Verkauf von Äpfeln, Birnen
und Kirschen hatte sich in den letzten Jahren glänzend entwickelt, und im Übrigen war es Arn, der Bruder Lucien dabei half, die Waren zu holen, und der beim Verkaufen in die nordische Sprache übersetzte.
    Arns Ausbildung hatte bislang keinerlei Anlass zur Sorge geboten, sofern man nicht, wie manche etwas glaubensstrengere Brüder, der Meinung war, dass Schwert und Lanze nichts mit Gottes Arbeit auf der Erde zu tun hatten. Aber Brüder, die so dachten, hatten ihrer aller Vater, den heiligen Bernhard,

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