Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
hatte mithalten können. Es war, so fantasierte Arn, als würde Chamsiin von einer überirdischen Kraft getragen, als wäre diese Geschwindigkeit etwas, was nur Gott hatte schaffen können, als flöge er selbst
auf Chamsiin näher zu Gott als zu anderen Stunden des Tages.
Das war natürlich ein sündiger Gedanke. Arn erkannte das, sprach die nötigen Gebete und nahm die Entbehrungen auf sich, die er erdulden musste, um Vergebung zu erlangen.
Aber was für eine Geschwindigkeit!, dachte er. Beschämenderweise sogar während seiner reuevollsten Gebete.
V
U M DIE WEIHNACHTSZEIT im Jahr des Heils 1144 hatten die Christen im Königreich Jerusalem ihre größte Niederlage seit der Eroberung des Heiligen Landes te Niederlage seit der Eroberung des Heiligen Landes erlitten. Im christlichen Europa erkannten viele, dass der Fall der Stadt Edessa eine Katastrophe war. Aber niemand konnte sich vorstellen, dass dies Ereignis der Anfang vom Ende der christlichen Besatzung war, denn sich auch nur für einen kurzen Moment etwas so Entsetzliches zu denken, kam einer Gotteslästerung gleich.
Um diese Zeit, ein halbes Jahrhundert nach der Eroberung, die die Christen mehr als hunderttausend Menschenleben gekostet hatte, bestand das Königreich Jerusalem aus einem zusammenhängenden Küstenstreifen, der sich von Gaza im Süden Palästinas über Jerusalem und Haifa bis zur Küste Libanons erstreckte und weiter bis nach Antiochia. Doch nördlich von dort befand sich um die Stadt Edessa eine große christliche Enklave, die zusammen mit Antiochia an der Küste alle Straßen zwischen Bagdad, Jerusalem, Damaskus und dem christlichen oströmischen Reich in Konstantinopel beherrschte. Edessa war nach Jerusalem die wichtigste Festung der Christen.
Doch jetzt wurde die Stadt erobert. Ein Heerführer, dessen Namen man in Europa kaum kannte, plünderte sie und entließ sie in die Vergessenheit der Geschichte. Sein Name war Unadeddin Zinki. Die Eroberung endete
in einem Blutbad, bei dem nach dem Fall der Mauern fünftausend Franken, sechstausend Armenier sowie andere einheimische Christen ermordet wurden. An ihrer Stelle ließ Zinki dreihundert Juden in die Stadt ziehen, damit diese vielleicht von Neuem erblühte. Die Juden standen den Moslems näher als die Christen, die überdies die eigentümliche Gewohnheit hatten, alle Juden zu töten, derer sie habhaft werden konnten.
Zinki war ein kraftvoller, ehrgeiziger und sehr grausamer Heerführer. Sein großer Sieg ließ die Menschen in der islamischen Welt zwar jubeln, doch man fürchtete ihn auch und hätte es am liebsten gesehen, wenn er nicht ausgerechnet dort siegte, wo man selbst lebte.
Vielleicht war gerade seine Grausamkeit seine Schwäche. Vielleicht hatte das gewaltige christliche Heer, das jetzt bald zu einem zweiten Kreuzzug aufbrechen sollte, um Edessa zu rächen und das Heilige Land zu retten, Zinki gerade deshalb besiegen können, seiner großen Erfahrung im Krieg gegen fränkische Ritter zum Trotz.
Er machte jedoch kein Geheimnis daraus, dass er Damaskus einnehmen wollte, die zweitwichtigste Stadt nach Jerusalem, um von dort aus den Kreis um die Christen immer enger zu ziehen.
Die moslemische Bevölkerung von Damaskus empfand jedoch keinerlei Begeisterung bei dem Gedanken, diesen unberechenbaren und grausamen Herrscher innerhalb der hohen Stadtmauern zu wissen. Auf dem Weg nach Damaskus wurde Zinki gezwungen, anzuhalten und die Stadt Baalbek zu belagern. Es irritierte ihn, dass dies so lange Zeit in Anspruch nahm, und als Baalbek dann schließlich kapitulierte, nachdem die Garnison die üblichen Versicherungen erhalten hatte, man gewähre ihr freies Geleit, ließ er sämtliche Verteidiger köpfen - mit
Ausnahme des Befehlshabers, den er dafür bei lebendigem Leibe häuten ließ.
Er selbst glaubte vielleicht, dass ein solches Verhalten die Bewohner von Damaskus erschrecken und ihren Widerstand schwächen werde. Doch der Effekt war genau entgegengesetzt: Damaskus verbündete sich mit dem christlichen König in Jerusalem, weil beide Städte, unabhängig von der Religion, von einem Eroberer wie Zinki gleich viel zu fürchten hatten. Ohne Zinkis Grausamkeit wäre ein Bündnis zwischen Damaskus und Jerusalem undenkbar gewesen. Ohne das Bündnis zwischen Damaskus und Jerusalem hätten die Christen bei ihrem zweiten großen Kreuzzug siegen können. Folglich diente Zinkis Grausamkeit letztlich doch mehr der Sache Allahs als der Gottes.
Als Zinkis Truppen klar wurde, dass der Krieg für
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