Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
Er brachte Nachrichten, Briefe, neue Bücher und neue Erkenntnisse über das, was draußen in der niederen Welt ebenso wie in der kirchlichen Welt geschah; er hatte Kerne, Samen und Pfropfreiser dabei, auf die sich Bruder Lucien mit dem Eifer eines Kindes stürzte, um sie zu untersuchen und seine Lehrlinge darüber zu unterrichten; und schließlich hatte er einige Käselaibe und Weinfässer mitgebracht, ohne die zumindest die Brüder aus dem Burgund sich ein Leben schwer vorstellen konnten - ebenso wenig, wie sich die Köche aus der Provence ein Klosterleben ohne bestimmte Kräuter und Gewürze denken konnten, die Bruder Lucien in dem harten dänischen Klima noch nicht hatte heimisch machen können.
Es fiel so manchem der Brüder schwer, die Disziplin und Würde zu wahren, die eine solche Rückkehr erforderte, denn aus diesem Anlass musste zunächst eine Messe gehalten werden. Und diese fiel besonders lang aus, weil der Chor neue Gesänge eingeübt hatte und ältere mit zum Teil neuen Stimmen darbot. Bei solchen Messen hatte nicht zuletzt Arn, der noch immer seinen schönen Sopran besaß, reichlich zu tun.
Doch hinterher strömten die Brüder fröhlich plaudernd aus der Kirche. Sie waren wie kleine Knaben voller Erwartung vor den von Pater Henri geleiteten Zeremonien, die beim Auspacken des großen Gepäcks begannen. Pater Henri las vor, hakte von seiner Liste ab und teilte die Gaben Gottes aus. Einige der Brüder verschwanden flüsternd und vor Entzücken kichernd mit einem lang ersehnten Band in den Händen. Andere priesen den Herrn etwas würdiger. Und ähnlich erging es denen, die für den Garten oder die Küche etwas Neues erhielten.
Doch schon bald stahl sich Bruder Guilbert mit Arn davon, um ihm das Schönste von allem zu zeigen, worauf sich wohl keiner der anderen Brüder verstand: die neuen Pferde.
Als sie zum Gehege der neuen Pferde kamen, bemühte Arn sich ernsthaft zu verstehen, was den sonst so beherrschten Bruder Guilbert so sichtlich echauffierte. Auch in Arns Augen unterschieden sich diese Pferde in mancherlei Hinsicht von gewöhnlichen Pferden. Sie waren schlanker und lebhafter, bewegten sich ständig, als machte es sie ungeduldig, eingesperrt zu sein. Sie trabten mit katzenhaft weichen Bewegungen auf und ab und hielten den Schweif hoch erhoben. Ihre Köpfe wirkten ein wenig breiter und dreieckiger als die der nordischen Pferde, und sie hatten sehr große und kluge Augen. Auch ihre Farbe war anders: Eine der Stuten war zwar rotbraun wie so viele andere Pferde, hatte jedoch unterhalb des linken Vorderbugs einen großen grauen Fleck, während ihr halbwüchsiges Fohlen fast weiß war. Der Hengst und die zweite Stute waren Grauschimmel. Mehr konnte Arn nicht beurteilen, obwohl er viel Arbeitszeit in der zweitwichtigsten von Bruder Guilberts Werkstätten verbracht hatte, der Hufschmiede, und selbst ein Pferd beschlagen konnte.
Bruder Guilbert lehnte sich auf die Querlatten des Zauns und stand schweigend da. Er hatte Tränen in den Augen, als er die Pferde betrachtete, und schien mit seinen Gedanken sehr weit weg zu sein.
Zu Arns Erstaunen sprach Bruder Guilbert den Hengst plötzlich in einer Sprache an, die Arn noch nie gehört hatte und von der er kein einziges Wort verstand. Es hatte jedoch den Anschein, als spitzte der Hengst sofort die Ohren; er hielt inne, richtete die Ohren auf, zu Bruder Guilbert hin, und schritt nach kurzem Zögern ruhig auf diesen zu. Bruder Guilbert rieb dann auf höchst unpassende Art und Weise sein Gesicht am Maul des Pferdes und sprach erneut in der weichen fremden Sprache.
»Komm, mein Junge, wir wollen reiten. Du nimmst das Jungpferd«, sagte Bruder Guilbert, bückte sich unter eine der Querlatten und zog Arn mit.
»Aber das Jungpferd … das geht doch nicht. Er ist doch noch gar nicht zugeritten, oder?«, wandte Arn mit hörbarem Zweifel in der Stimme ein.
»Komm her, ich will dir etwas zeigen«, sagte Bruder Guilbert und rief den kleinen Hengst zu sich, der sofort angetrippelt kam.
Was anschließend geschah, kam Arn wie ein Wunder vor. Bruder Guilbert strich dem Junghengst über Maul und Hals und sprach erneut in der fremden Sprache auf das Tier ein, die die Pferde besser zu verstehen schienen als Französisch und Latein. Kurz darauf hob er Arn mit einem Arm einfach hoch wie einen Handschuh, sodass er rittlings auf dem Pferd landete.
Im nächsten Augenblick schwang sich Bruder Guilbert in einer einzigen geschmeidigen Bewegung auf den Hengst. Das Tier lief
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