Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
diesmal beendet war und es ihnen nie gelingen würde, Damaskus zu erobern und zu plündern, zogen sie heimwärts, mit Beute schwer beladen und bis auf Weiteres zufrieden. Zinkis Armee schmolz dahin. Das war das alte Lied in diesem Teil der Welt, ein Problem, das bei christlichen wie moslemischen Heeren gleich groß war. Ob nun für die Sache Gottes oder die Sache Allahs gekämpft wurde, ob heilig oder nicht - wer reiche Kriegsbeute gemacht hatte und überdies mit dem Leben davongekommen war, fing an, sich nach Hause zu sehnen.
Als Zinki inmitten dieser Irritation seinen christlichen Eunuchen dabei erwischte, wie er heimlich aus seinem, Zinkis, persönlichen Becher trank, begnügte er sich zunächst damit, einige Drohungen auszustoßen. Dann legte er sich hin, um die Sache zu überschlafen. Doch der Eunuch, der aus guten Gründen annahm, dass seinem Herrscher nach dem Nickerchen eine lange Reihe von
Strafen einfallen würde, alle gleich schauerlich, zog es vor, lieber gleich seinen Dolch in den schlafenden Zinki zu stoßen.
Auch dies hätte für die Christen günstig ausgehen können, denn nun würden Zinkis Eroberungen zwischen seinen Söhnen aufgeteilt werden. Das würde Zeit kosten und möglicherweise zu kleineren Bürgerkriegen führen, und eine bessere Ausgangslage hätte es für den zweiten Kreuzzug nicht geben können.
Doch Allah wollte etwas anderes. Denn derjenige von Zinkis Söhnen, der seinem toten Vater jetzt den Ring, das Herrscherzeichen, vom Finger zog, war Mahmud, der schon bald den Beinamen Nur ad-Din erhalten würde, das Licht des Glaubens.
Nur ad-Din hatte die guten Eigenschaften seines Vaters geerbt. Als Heerführer würde er die Christen immer besiegen. Sein Gemüt war jedoch anders geartet, und im Gegensatz zu den meisten anderen, die gegen die europäische Invasion gekämpft hatten, nahm er seinen Glauben ausgesprochen ernst und ließ alle gelehrten Männer zu sich rufen - alle Geschichtenerzähler, jeden, der das Recht hatte, in den Moscheen zu sprechen, ferner alle Dichter oder Männer, die Schriften verbreiten konnten. Er überredete sie, die Legende von Nur ad-Din zu verbreiten, der nie um seiner selbst willen kämpfte, der immer die Gebote des Koran befolgte, der sogar seiner eigenen Garde verbot, Wein zu trinken, der Besiegte nie hinrichten ließ, wenn sie sich ergeben hatten, und seine persönlichen Interessen nie über die des Islam stellte. Schon bald hatte er eine Erweckungsbewegung geschaffen. Er hütete sich aber, einen Versuch zur Einnahme von Damaskus zu unternehmen, bevor die Zeit reif war. Stattdessen machte er Aleppo zu seiner Hauptstadt.
Mit Nur ad-Din und vor allem dem Mann, der nach ihm kommen würde, Salah ad-Din, war die Anwesenheit der Christen im Heiligen Land zum Untergang verdammt. Es war jetzt eine Frage der Zeit, wann Jerusalem fallen würde. Doch das kann nur der erzählen, der im Rückblick darüber schreibt und schon weiß, wie es sich zugetragen hat.
Als sich die Nachricht vom Fall Edessas in Europa verbreitete, weckte sie ebenso viel Verstimmung wie Bestürzung. Wenn die Christenheit jetzt nicht schnell und hart zurückschlug, würden die Ungläubigen sich vielleicht vornehmen, sogar auf Jerusalem zu marschieren. Das war die militärische Schlussfolgerung, die sich auch den Männern des Glaubens mühelos erschloss.
Papst Eugen III. begann sofort mit den Vorbereitungen für einen zweiten Kreuzzug. Er wollte den Zugang der Christen zum Heiligen Grab und allen anderen Wallfahrtszielen sichern. In erster Linie wandte er sich an den französischen König Ludwig VII., der so schwere eheliche Probleme hatte, dass ihm jede Gelegenheit, ins Feld zu ziehen, überlegenswert erschien. König Ludwig hatte jedoch zunächst keinerlei Erfolg, als er seine Vasallen zu einem so großen und langwierigen Feldzug zu überreden versuchte. Sie hatten keine Eheprobleme wie er und waren als Grafen und Barone zufrieden mit ihrem Dasein in der Heimat.
Ludwig erklärte dem Papst missmutig seine Probleme. Der tat in dieser schwierigen Situation das einzig Richtige: Er berief Bernhard von Clairvaux unter die heiligen Fahnen.
Bernhard von Clairvaux war um diese Zeit der einflussreichste Mann der geistlichen Welt und der vermutlich
beste Redner der weltlichen. Als bekannt wurde, dass Bernhard im März 1146 in der Kathedrale von Vézelay sprechen würde, versammelten sich dort so ungeheure Menschenmassen, dass offenkundig wurde, dass die Kathedrale sie nicht alle würde fassen
Weitere Kostenlose Bücher