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Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem

Titel: Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich aus Frankreich Zeichnungen und frisch angelernte Bauarbeiter kommen lassen? Nein, es gab andere und dringendere praktische Verbesserungen, an die zu denken war, wenn es um Varnhem in seinem jetzigen Zustand ging. Es wäre eine Sünde gewesen, sich in erste Linie der Schönheit der Form zu widmen.

    Arn empfand keinen Ort als Zuhause - weder Varnhem noch Vitae Schola am Limfjord oder irgendeinen anderen Ort. Sein Zuhause war dort, wo die Brüder sich befanden, vor allem dort, wo Bruder Guilbert und Pater Henri lebten.

    Vitae Schola zu verlassen, bedeutete auch, Chamsiin zurückzulassen, und das war ihm am schwersten gefallen; Bruder Guilbert hatte entschieden, dass Chamsiin zu Zuchtzwecken in Vitae Schola zurückbleiben musste. Er hatte es Arn erklärt, indem er komplizierte Muster in den Sand zeichnete. Sie zeigten, welche Pferde nach Chamsiin gerieten und welche nach Nasir und weshalb folglich Nasir und ein junger Hengst, der nach Chamsiin schlug, sowie Aisha nach Varnhem mitkommen mussten, während Chamsiin in Vitae Schola zurückblieb. Was zu beweisen war. Arn hatte es nicht infrage stellen können.
    Der Junghengst war ein Rot- und Grauschimmel, und nach der Abreisemesse in Vitae Schola hatte Bruder Guilbert Arn erklärt, dass das junge Tier den Namen Chimal erhalten sollte, was in der geheimen Sprache der Pferde Norden bedeutete. Doch als Bruder Guilbert die Trauer in Arns Augen sah, hatte er ihn beiseitegenommen und erklärt, dass es keine Sünde sei, wenn man sein Pferd vermisste. Dessen musste man sich nicht schämen. Manche Menschen behaupteten, ein Pferd sei nur ein Ding, ein Stück Eigentum ohne Seele, und deshalb könne man es nicht lieben. Doch solche Menschen wussten zu wenig.
    »Sie haben nur formal recht, aber die Welt ist voller Männer - darunter befinden sich auch gute Gottesmänner -, die zwar in manchen Dingen formal recht haben, aber dennoch nichts verstehen. Vor Gott - und das schwöre ich dir - ist es für viele Gottesmänner vollkommen richtig, Pferde wie Chamsiin zu lieben.
    Andererseits muss man jedoch wissen, dass auch Pferde einem wegsterben können, genau wie Menschen, die einem nahestehen, Brüder oder Angehörige. Schon aus diesem einfachen Grund, dass Pferde nicht genauso lange leben
wie Menschen, wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit, zumindest so, wie ich deine Zukunft sehe, mehr als ein Pferd betrauern. Die Trauer ist ein Teil des Lebens, so wie Gott es eingerichtet hat.«
    Arn ließ sich durch diese Worte ein wenig trösten, aber nur, weil er jetzt überzeugt war, nicht zu sündigen, als er sich gezwungen sah, Chamsiin zurückzulassen.
    Obwohl er jetzt schon zu den Männern zählte, vergoss er ein paar Tränen, als die Fuhre Vitae Schola verließ. Niemand außer Bruder Guilbert sah es. Und niemand außer Bruder Guilbert hätte verstehen können, warum. Denn die anderen Brüder und Laienbrüder hatten ebenso wenig wie Arn ein Zuhause an einem anderen Ort als dem, an dem sich in der guten Welt Gottes Brüder befanden. Und was wussten die anderen schon von Pferden aus Outremer?
    Kurz vor Sankt Bartholomäus, als die Erntezeit auf dem Höhepunkt war und im Westlichen Götaland die Böcke geschlachtet werden sollten, sah Arn, wie der Kirchturm von Varnhem in der Ferne emporwuchs: erst undeutlich, als wäre er nur irgendein eigentümlich knorriger oder verdorrter oder vom Blitz getroffener Baumwipfel inmitten des üppigen Eichenhains, dann aber ganz deutlich.
    Den Kirchturm aus seiner Kindheit erkannte er nicht wieder. Das war es nicht, was ihn anrührte. Er wusste aber, dass dort seine Mutter begraben lag, zu der er jeden Abend in seinen Gebeten sprach. Es kam ihm vor, als lebte sie noch dort drinnen, obwohl da nur ihre Gebeine lagen; aus den hintersten Winkeln der Erinnerung kramte er ein undeutliches Bild hervor. Es zeigte, wie er als Kind bei der Totenmesse unter lauter fremden Männern stand, die damals noch nicht seine geliebten Brüder waren.

    Erfüllt von feierlichen Gefühlen ritt er durch das Klostertor, und sobald er Pater Henri begrüßt hatte, der den Neuankömmlingen schon im Klosterportal entgegenkam, bat er um Vergebung und eilte sofort in die Kirche. Beim Eingang fiel er auf die Knie und bekreuzigte sich, bevor er auf den Altar zuging.
    Da vorn lagen zwei Laienbrüder auf den Knien und arbeiteten mit Meißel und Hammer an dem Steinblock, der das Grab seiner Mutter bedeckte und früher nur mit einem kleinen, fast unsichtbaren Zeichen versehen gewesen war; nun, da

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