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Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem

Titel: Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
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weit über dem, was menschlich fassbar ist. Ich bin vermutlich nicht der Einzige, der die Gnade des Herrn nicht bis ins Letzte begreift.«
    »Aha! Jetzt erkenne ich langsam das Bürschlein wieder, das mich damals schlagen wollte und mich einen dummen, alten Kerl nannte. Das ist gut, junger Mann! Widersprich mir nur, nein, das war nicht ironisch gemeint, ich mag es, wenn du widersprichst. Wir haben dich also nicht in eine zurechtgestutzte Pflanze im Weinberg des Herrn verwandelt. Du hast noch immer deinen freien Willen und dein eigenes Wesen, und das finden wir ausgezeichnet.
Übrigens, ich habe lange nicht mehr französisch gesprochen. Du hast doch nichts dagegen, dass wir ins Lateinische wechseln?«
    »Nein, Hochwürden.«
    »Gut. Eigentlich wollte ich mich nur revanchieren, weil du mich damals verhöhnt hast, da ich die nordische Sprache nicht so gut beherrschte. Nun ja, das hat sich wohl erledigt - dein Französisch ist jedenfalls ausgezeichnet. Wie kommt das übrigens? Du liest doch wohl vor allem Latein?«
    »Wir haben es so gehalten, dass ich lateinisch spreche, wenn es um geistliche Dinge und unsere Lektüre geht, französisch bei etwa der Hälfte unserer sonstigen Arbeit und nordisch mit den Laienbrüdern, die des Französischen nicht mächtig sind«, antwortete Arn. Er hob jetzt zum ersten Mal den Blick und sah dem Erzbischof offen in die Augen. Inzwischen hatte er seine Verlegenheit fast ganz überwunden.
    »Eine ausgezeichnete Regelung. Es ist gut, dass du deine nordische Sprache nicht vernachlässigst. Das kann sich nur günstig auswirken, wenn alles so endet, wie ich glaube«, brummte der Erzbischof nachdenklich. »Aber lass mich jetzt eine Frage stellen, auf die ich eine ehrliche Antwort will. Hat der Herr zu dir gesprochen? Hat er dir seine Absichten offenbart?«
    »Nein, Hochwürden. Gott hat nie direkt zu mir gesprochen. Ich weiß nichts über seine Absichten mit mir«, erwiderte Arn, der sich erneut unterlegen fühlte. Es war, als schämte er sich, keine direkten und persönlichen Anweisungen von Gott erhalten zu haben. Immerhin hatte ihm dieser durch ein Wunder das Leben zurückgegeben. Es kam ihm vor, als hätte er sich durch sündhaftes Verhalten des ursprünglichen göttlichen Plans
unwürdig erwiesen, wie dieser auch ausgesehen haben mochte.
    Die beiden älteren Männer grübelten schweigend über Arns Antwort nach. Lange Zeit sagten sie gar nichts, doch schließlich wechselten sie einen vielsagenden Blick und nickten einander zu. Pater Henri räusperte sich lange, so wie er es immer tat, wenn eine längere Erläuterung bevorstand.
    »Mein geliebter Sohn, jetzt hör mir bitte zu und habe keine Angst«, begann Pater Henri mit sichtbarer Rührung. »Stéphane, mein guter Freund, und ich haben eine Entscheidung getroffen, die wir für die einzig richtige halten. Wir wissen genauso wenig wie du selbst, welche Absichten Gott mit dir hat, wir wissen nur, dass er etwas Besonderes vorhaben muss. Doch da niemand von uns etwas weiß, könnte es daran liegen, dass sein Ruf noch längst nicht an dich ergangen ist. Dann kann unsere Aufgabe und deine nur darin bestehen, dich möglichst gut auf die Berufung vorzubereiten, nicht wahr?«
    »Ja, natürlich, Pater«, erwiderte Arn leise. Er hatte plötzlich einen trockenen Mund bekommen.
    »Du hast inzwischen eine gründliche Bildung erhalten, und die Arbeit deiner Hände hier innerhalb der Mauern macht uns große Freude«, fuhr Pater Henri fort. »Aber du weißt nichts über die Welt da draußen. Deshalb sollst du sie besuchen. Du sollst zum Hof deines Vaters zurückkehren, nach Arnäs, der einen Tagesritt von hier entfernt ist. Ja, einen nordischen Tagesritt entfernt … Du verstehst, was ich meine. Ich nehme an, dass es mit einem Pferd aus Outremer nur ein halber Tagesritt wäre. Wie auch immer: Das ist der Befehl, den wir dir jetzt erteilen. Du sollst zu dem zurückkehren, was einmal dein Zuhause gewesen ist.«

    »Ich … ich werde natürlich eurem Befehl gehorchen«, erwiderte Arn, obwohl ihm die Worte im Hals stecken zu bleiben drohten. Er hatte das Gefühl, als hätte ihn ein unerhörter Schlag getroffen, als wäre er exkommuniziert worden, als hätte man ihn aus der heiligen Gemeinschaft ausgestoßen.
    »Wie ich sehe, freust du dich nicht über unseren Befehl«, stellte der Erzbischof fest.
    »Nein, Hochwürden. Ich habe mich bemüht, hier alle meine Pflichten zu erfüllen. Es soll keineswegs eine Überheblichkeit sein, wenn ich das sage, aber ich kann

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