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Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem

Titel: Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
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einmal gewesen
war. Varnhem hatte nämlich in letzter Zeit ein kümmerliches Dasein mit lediglich zwölf Brüdern gefristet, die sich vor allem damit beschäftigt hatten, alles zu unterhalten und durch ihre Anwesenheit zu verhindern, dass das Kloster völlig verfiel.
    Im Lauf der Jahre, die inzwischen vergangen waren, hatte Vitae Schola unten in Dänemark Varnhem in jeder Beziehung überflügelt. Aus diesem Grund war es nur natürlich, dass Pater Henri es auf sich genommen hatte, die Restaurationsarbeiten zu leiten, und dass die ersten neuen Kräfte aus der Vitae Schola geholt wurden. Dazu schrieb er jetzt ausführliche Anweisungen, nachdem er seine Lobpreisung dafür beendet hatte, dass die treuesten Diener Gottes im Weinberg einen gerechten Sieg über die weltliche Macht Friedrich Barbarossa davongetragen hatten.
    Unter denen, die jetzt nach Varnhem gerufen wurden, befanden sich auch Bruder Guilbert und Arn. Während der mehr als zehn Jahre, in denen man in der Vitae Schola gearbeitet hatte, hatte Bruder Guilbert mehrere geschickte Laienbrüder angelernt und die Schmiedearbeiten zur Zufriedenheit aller geleitet. Auf Varnhem war es genau umgekehrt - hier lagen die Schmieden brach. Insofern war es selbstverständlich, dass Bruder Guilbert nach Varnhem zurückgerufen werden musste.
    Was den jungen Laienbruder Arn betraf, war diese Frage jedoch komplizierter. Seine praktischen Kenntnisse hatte er ja hauptsächlich von Bruder Guilbert erhalten, und wenn dieser nach Varnhem berufen wurde, war es logisch, wenn Arn in der Vitae Schola verblieb.
    Pater Henri hatte jedoch für Arn einen Plan, den er noch nicht enthüllen wollte, besonders nicht in einem Brief, der im Archiv der Zisterzienser aufbewahrt werden
würde. Er tarnte vielmehr seine Absichten, jedenfalls zum Teil, indem er die Anweisung gab, eine kleine Auswahl der Pferde von Vitae Schola nach Varnhem zu bringen. Man wollte einmal sehen, ob Bruder Guilberts Ideen bei den barbarischen Westgötar besser ankämen als bei den barbarischen Dänen. Er schrieb, er wolle sich nicht in die Details einmischen, sonder überlasse alle praktischen Entscheidungen Bruder Guilbert. Als er diese unangenehme Passage seines Briefs beendet hatte - unangenehm, weil er nicht die volle Wahrheit schreiben konnte, sich aber dennoch so ausdrücken musste, dass er auf keinen Fall log -, ging er zu der Frage über, was im Garten an Kräutern und Nutzpflanzen angebaut werden sollte. Bruder Luciens bester Laienbruder solle nach Varnhem kommen, um gleich nach seiner Ankunft als Ordensbruder mit allen Rechten und Pflichten aufgenommen zu werden. Bruder Lucien wurde die Verantwortung dafür übertragen, dass Kräuter in richtiger Menge, ebenso Pfropfreiser, Samen und anderes bei dem Transport aus Dänemark nicht vergessen würden.
    Als Pater Henri seinen langen Brief beendet hatte und sein Schreibzeug weglegte, atmete er vor Erleichterung und Freude tief auf. Er sah sich in seinem geliebten alten Skriptorium um. Aus irgendeinem Grund hatte er gerade diesen Raum als sein geistiges Zuhause empfunden, den Ort, von dem aus er seine wichtigste Arbeit vollbringen würde. Im Moment gähnten ihm an vielen Stellen abscheulich leere Bücherregale entgegen, doch das war nur eine Frage der Zeit. In diesem Raum würde er sein Lebenswerk beschließen, und zu gegebener Zeit würde man ihn unter dem Kalksteinboden der Kirche begraben, wo die menschliche Gründerin Varnhems, Frau Sigrid, bereits ruhte.

    Er lehnte sich in dem abgenutzten Lederstuhl zurück, blickte zu den Rissen im Putz an der Decke, ließ seine Gedanken eine Zeit lang um verschiedene praktische Aufgaben und deren Reihenfolge kreisen, doch dann machte sich mit Macht die Erinnerung an die Stunde des Triumphs in der Kathedrale von Sens bemerkbar.
    Die Kathedrale, ein Wunder an Schönheit, hätte einen Mann wie Bruder Guilbert, der sich in der Baukunst auskannte, vielleicht noch mehr hingerissen als Pater Henri. Man hatte in einem völlig neuen Stil zu bauen begonnen. Die Gewölbe waren spitz und zeigten direkt nach oben, sodass jeder in diesem Stil errichtete Kirchenbau den Eindruck erweckte, als wollte man tatsächlich Gott näher kommen. Es galt vor allem, eine Harmonie von Form und Inhalt zu finden. Überladene, protzige Ausschmückungen waren verderblich, denn sie lenkten die Gedanken von der höheren Welt ab. Eine Form jedoch, die Gott selbst entgegenstrebte, beschrieb einen völlig anderen und göttlichen Zusammenhang. Vielleicht sollten sie

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