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Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem

Titel: Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
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Fleisch und etwas Essbarem hatte.
    Anschließend musste sich Arn mit den beiden noch warmen Fellen in die Gerberei begeben und auch die Gedärme abgeben, die gereinigt wurden. Danach musste er dem großen Eishaufen neue Eisblöcke entnehmen, die er mit einer Schubkarre zum Kühlraum fuhr. Die Eisblöcke mussten neben einer Rinne in der Mitte des Kühlraums abgelegt werden, damit das Schmelzwasser abfließen und das Abflusssystem erreichen konnte. Es war dunkel dort drinnen und kalt. Arn zitterte, als er mit etwas, was wie ein Weihwedel aussah, die porösen Ziegelwände mit kaltem Wasser bespritzte. Der Raum hatte eine hohe Decke, und ganz oben gab es kleine Öffnungen, die Licht einließen und alle unreinen Dämpfe der Tierleiber entweichen ließen.
    Als Arn das große Kochhaus betrat, waren die wohlabgehangenen Lammleiber schon zerlegt worden. Ein
Laienbruder hatte sie in eine Marinade aus Olivenöl, Knoblauch, Minze und verschiedenen starken Kräutern aus der Provence gelegt. Die großen Backöfen wurden schon angeheizt. Zum Abendessen würde es Lammsuppe mit Wurzelgemüse und Kohl geben, danach Kirschen mit Honig und gerösteten Haselnüssen. Zu dem Lammbraten sollten weißes Brot, Olivenöl und frischer Ziegenkäse gereicht werden.
    Als das Mittagsmahl serviert war und alle anderen mit gutem Appetit zulangten, ging Arn wieder ins Kochhaus und nahm eine Schöpfkelle Wasser aus dem reinen Trinkwasserstrom, der direkt in die Kochhäuser führte und nicht mit dem Abwasserstrom verwechselt werden durfte, der aus dem Lavatorium kam. Arn trank sein kaltes Wasser und genoss es wie eine Gabe Gottes. Dann sprach er ein besonders langes Tischgebet, bevor er etwas von dem weißen Brot brach.
    Er spürte keinen Hunger und empfand auch keinen Neid auf seine Brüder. Sie nahmen ja nur eine gewöhnliche Mahlzeit ein, die ungefähr so war, wie man sie auf Vitae Schola immer aß.
    Nach der Mitternachtsmesse wurden die Kochhäuser sorgfältig mit Wasser gescheuert. Aller Abfall musste beseitigt werden - entweder wurde er in den Abwasserstrom geworfen und vom Bach in den Fjord transportiert, oder aber er musste auf den großen Komposthaufen hinter den Kochhäusern unter die Brennesseln. Bruder Lucien nahm es mit dem Kompost sehr genau, denn er bedeutete viel für seine Arbeit, bei der es immer auch darum ging, die Erde fruchtbarer zu machen.
    Nachdem Arn fertig war, hätte er vor dem Beginn des Brotbackens noch zwei Stunden Schlaf finden sollen. Er hatte jedoch in den heißen Kochhäusern so eifrig gearbeitet,
dass er sich nicht beruhigen konnte. Die Hitze und das Tempo steckten ihm noch im Körper.
    Es war eine kühle Sommernacht, in deren Luft schon der erste Hauch von Herbst zu spüren war. Es war sternklar und windstill, und am Himmel stand ein Halbmond.
    Arn setzte sich erst eine Weile auf die Steintreppe zum großen Kochhaus und sah zu den Sternen hoch, ohne etwas Bestimmtes zu denken. Seine Gedanken flatterten zwischen der intensiven Arbeit des Tages, all den starken Düften in den Kochhäusern und dem Gespräch am Morgen mit Pater Henri hin und her. Er war überzeugt, dass es immer noch etwas gab, was er an der Liebe nicht verstand.
    Danach ging er zu Chamsiin hinunter und lockte ihn zu sich. Der kräftige Hengst schnaubte mächtig, als er Arn erkannte, und kam sofort mit weichen Bewegungen und erhobenem Schweif herangetrabt. Chamsiin war zwar noch jung, aber schon voll ausgewachsen. Seine Farbe war von dem ein wenig kindhaften Weiß in einen Schimmer aus Grau und Weiß übergegangen. Im Mondschein sah das Tier aus, als wäre es silberfarben.
    Ohne zu wissen, warum, schlang Arn die Arme um den kräftigen Hals des Hengstes, drückte ihn, liebkoste ihn und begann zu weinen. Sein Brustkorb erzitterte unter Gefühlen, die er nicht verstehen konnte.
    »Ich liebe dich, Chamsiin. In Wahrheit liebe ich dich«, flüsterte er. Die Tränen strömten ihm wie ein Bach über die Wangen. Er fühlte in sich, dass er etwas Sündiges und Verbotenes gedacht hatte, das er nicht erklären konnte.
    Zum allerersten Mal kam er zu dem Schluss, dass es Dinge gab, die er nicht beichten konnte.

VI
    M ONASTERIUM BEATAE MARIAE DE VARNHEMIO lautete nun der Name des Klosters in Varnhem. Pater Henri, der jetzt wieder in seinem alten Skriptorium saß, wurde von einem freudigen Schauer durchzuckt, als er den Namen kalligrafierte. Der seligen Jungfrau wurde dieses Kloster mit vollem Recht gewidmet, denn sie war es immerhin gewesen, die bei der Weihe des Doms

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