Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
kurz und heftig entflammte wie ein Strohfeuer, um
dann schnell wieder in den gedämpften Ton zurückzuverfallen.
Nach einer Stunde schienen sich die beiden ausgesöhnt zu haben, worauf sie Arn zu sich riefen. Dieser arbeitete schon schwer in einer der Schmieden, in der die Mechanik, welche die Blasebälge antreiben sollte, nicht mehr funktionierte.
Arn begab sich ins Lavatorium und wusch seinen ganzen Körper. Er überlegte, ob er nicht den Kopf rasieren sollte, was er in den letzten Wochen versäumt hatte, als man ihn von allen Pflichten entbunden hatte, die nicht mit den Wasserleitungen zu tun hatten. Als er sich mit der Hand über den Scheitel fuhr, spürte er Stoppeln, die einen halben Daumen breit waren. So durfte man sich vor einem Erzbischof nicht zeigen. Doch da die beiden ihn gerufen hatten, durfte er sich andererseits auch nicht verspäten.
Ein wenig beschämt begab sich Arn in den Kreuzgang, fiel vor dem Erzbischof auf die Knie, küsste ihm die Hand und entschuldigte sich wegen seines ungepflegten Aussehens. Pater Henri erklärte schnell, Arn gehöre zu denen, die in den letzten Wochen besondere Arbeitsverpflichtungen gehabt hätten, doch der Erzbischof tat das kleine Problem nur mit einer Handbewegung ab und bat Arn, sich zu setzen, was eine erstaunliche Gunst war.
Arn setzte sich den beiden hochwürdigen Herren gegenüber auf eine Steinbank, empfand aber dennoch Unruhe, weil er nicht verstehen konnte, weshalb die beiden gerade mit ihm sprechen wollten. Immerhin war er nur ein junger Laienbruder. Er hätte nie ahnen können, was ihm jetzt widerfahren würde, da er wohl schon glaubte, sein Leben würde in festen Bahnen verlaufen, die ebenso
sicher waren wie die Bewegungen der Sterne bis in alle Unendlichkeit.
»Erinnerst du dich vielleicht an mich, junger Mann?«, fragte der Erzbischof freundlich, überraschenderweise jedoch auf Französisch und nicht auf Lateinisch.
»Nein, Monseigneur , um ehrlich zu sein, kann ich das nicht behaupten«, erwiderte Arn verlegen und blickte zu Boden.
»Als wir uns zum ersten Mal sahen, hast du versucht, mich zu schlagen, und nanntest mich einen dummen, alten Kerl oder so etwas. Du erklärtest, du hättest keine Lust, hier zu sitzen und langweilige Bücher zu lesen, aber das hast du offenbar auch vergessen?«, fuhr der Erzbischof mit einer Strenge fort, die jedoch so deutlich gespielt war, dass jeder außer Arn sie durchschaut hätte.
» Monseigneur , ich bitte wirklich um Vergebung. Ich kann mich nur damit entschuldigen, dass ich damals noch ein Kind war und es nicht besser wusste«, erwiderte Arn. Er errötete vor Scham und stellte sich vor, wie er versuchte, die Hand gegen einen Erzbischof zu erheben. Doch da lachten der Erzbischof und Pater Henri plötzlich laut los.
»Schon gut, junger Mann, ich wollte nur einen Scherz machen. Ich bin wirklich nicht hier, um mich für diese erlittene Kränkung zu rächen. Nach allem, was ich gehört habe, muss ich dankbar sein, dass du heute nicht die Absicht gehabt hast, mich zu schlagen. Nein, entschuldige dich jetzt nicht schon wieder! Hör mir lieber zu. Mein lieber alter Freund Henri und ich haben uns lange über dich unterhalten. Das haben wir übrigens schon getan, als du als kleines Kind zu uns kamst. Du weißt doch sicher, dass es ein Wunder war, das dich zu uns geführt hat, mein Sohn?«
»Ich habe die Geschichte gelesen«, erwiderte Arn leise. »An das Ereignis selbst erinnere ich mich aber nicht, sondern kenne nur das, was ich gelesen habe.«
»Wenn aber der heilige Bernhard und der Herr dich aus dem Totenreich haben auferstehen lassen, um dich zu uns zurückzuführen, welche Schlussfolgerungen sollte man daraus ziehen? Hast du selbst schon mal über dieses Problem nachgedacht?«, fragte der Erzbischof in einem neuen und sachlicheren Tonfall, als begänne das Gespräch jetzt erst richtig.
»Als ich ein kleines Kind war und von einer hohen Mauer fiel, hat der Herr mir Gnade erwiesen und vielleicht auch meiner Mutter und meinem Vater, weil sie so innig gebetet haben«, erwiderte Arn, der noch immer nicht wagte, den Blick zu heben.
»Aber ja, das ist wirklich nicht zu viel gesagt«, sagte Erzbischof Stéphane mit einem kaum vernehmbaren Anflug von Ungeduld in der Stimme. »Aber damit kommen wir gleich zur Frage, weshalb das so ist.«
»Nun«, begann Arn. »Wir kommen zu der Frage, weshalb der Herr gnädig gewesen ist, aber die habe ich nie beantworten können. Alles, was die Gnade des Herrn betrifft, steht ja
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