Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
die verdeckt oder offen für die Krönung Johan Sverkerssons eintraten, über den Mund.
Da die Angegriffenen sich anscheinend nicht verteidigen wollten, fühlte er sich versucht, mit dem Feuer zu spielen. Vielleicht ließe sich die Untreue gewisser Verwandter damit erklären, sagte er laut, dass auf manchen Grenzpfosten der schwarze Greif der Sverker prange. Wenn die Sverker erneut die Krone erhielten, würden einige davon mehr profitieren als andere.
Da er glaubte, dass der Grünschnabel Birger die größte Mühe haben würde, diese Kränkung zu parieren, ermahnte er diesen, endlich für sich und Ulvåsa zu sprechen, aber wie ein Löwe und nicht wie ein Greif.
Einige grinsten bösartig über diese harten Worte, und die Blicke aller waren auf Birger gerichtet. Dieser errötete, bekreuzigte sich und stand auf. Jetzt war seine Stunde gekommen. Er konnte nicht länger zaudern und auch keinen Schritt zurück machen.
»Es ist wahr, dass meine Mutter Ingrid Ylva eine Sverkerfrau ist. Ihr kennt sie alle«, begann er so leise, dass
Karl der Taube ihn anschrie, er solle sprechen wie ein Mann. »Es ist wahr, dass meine Mutter zu den Sverkern gehört«, wiederholte er mit übertrieben lauter Stimme. »Es ist auch wahr, dass Emund Jonssons Mutter Ulvhilde zu den Sverkern gehört. Auch die Frau von Sune Folkesson gehört zu den Sverkern. Es gab eine Zeit, da haben wir Folkunger diese Bande geknüpft, um unsere Macht zu stärken. Deswegen stehe ich jetzt hier. Aber deshalb braucht Ihr mich nicht zu kränken, Jarl. Ihr solltet stattdessen bedenken, dass Emund, Sune und ich König Erik den Rittereid geschworen haben, und diesen Eid nehmen wir nicht auf die leichte Schulter. Aber ich bin einem toten Mann nichts schuldig. Meine Treue gilt diesem Thing, und das gilt auch für Emund und Sune. Daran darf niemand zweifeln. Daher verlange ich jetzt von Euch eine Entschuldigung, Folke Jarl.«
Es stellte eine kühne Einleitung dar, etwas Derartiges vom Jarl des Reiches persönlich zu verlangen. Im Saal wurde es still. Alle Blicke waren jetzt nicht mehr auf Birger, sondern auf Folke Jarl gerichtet.
»In dieser Kleinigkeit will ich Euch zu Willen sein, Birger«, murrte der Jarl. »Wir Folkunger stehen beisammen, dieser Auffassung bin auch ich. Nehmt also meine Entschuldigung für diese unüberlegten Worte über Eure Mutter und über die Mütter anderer entgegen. Trotzdem kommt Ihr mir nicht so leicht davon, denn jetzt will ich laut und deutlich Eure Meinung hören, und zwar nicht über Kleinigkeiten wie goldene Sporen, sondern über die große Frage!«
»Die sollt Ihr sofort hören!«, rief Birger über den Tisch, um zu zeigen, dass er sich von der lauten Stimme des Jarls nicht einschüchtern ließ. »Deswegen will ich Euch jetzt laut und deutlich erklären, warum Ihr Unrecht
habt, Folke Jarl, falls Ihr mir zuhören wollt, ohne mich zu unterbrechen oder mich anzuschreien«, fuhr er mit leiserer Stimme fort.
Kein Grünschnabel hatte bislang so zu einem Folkungerjarl gesprochen. Erneut machte sich verblüffte Stille im Saal breit. Da Birger so kühn behauptet hatte, er könne beweisen, dass der Jarl Unrecht habe, musste man ihm Gehör schenken. Das forderte die Ehre und die Neugier, denn entweder der Junge oder der Alte würden jetzt eine schwere Niederlage erleiden. Folke Jarl erholte sich rasch von seinem Erstaunen und überließ Birger mit einer weit ausholenden Handbewegung das Wort. Dann nahm er gemächlich wieder Platz und lehnte sich gelassen in dem großen, mit Drachenköpfen verzierten Stuhl zurück.
»In drei Dingen habt Ihr Unrecht, mein verehrter Verwandter«, fuhr Birger mit leiserer und freundlicherer Stimme fort, da Zorn fast alles zerstört hätte. »Ihr habt Unrecht, wenn Ihr von unserer Ehre den Erikern gegenüber sprecht. Die galt, als sich König Erik noch auf unseren Treueeid verlassen konnte. Von diesem sind wir jetzt entbunden. Nun gilt allein die Treue der Folkunger zu den Folkungern. Ihr habt ebenfalls Unrecht, wenn Ihr sagt, dass Holmgeir die Krone zusteht. Nicht die Folkunger wählen zuerst, sondern die Eriker. Falls Königin Rikissa einen Sohn zur Welt bringt, dann werden die Eriker höchstwahrscheinlich sagen, er sei ihr erbberechtigter König. Das schreibt das Gesetz der gebräuchlichen Erbfolge vor. Wenn eine Frau schwanger ist, ihr Mann stirbt und sie nach dessen Tod einen Sohn gebärt, so erbt dieser genauso, als sei er vor dem Todes seines Vaters zur Welt gekommen. Mit dem königlichen Erbe verhält es
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