Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
Bjälbo ein, wo er von einem brüllenden Karl dem Tauben, dem Oberhaupt der Folkunger, der das Folkungerthing leiten würde, empfangen wurde.
Als alle Teilnehmer eingetroffen waren, begab man sich als Erstes zu Messe und Gebet in die Kirche, um einen glücklichen Ausgang des Things zu erbitten. Anschließend schritten alle mit ihren Bannerträgern in einer Prozession zum nahe gelegenen Hofhaus. Früher hatte das Familienthing im Turm der Kirche getagt. Dort hatte Birger Brosa mit starker Hand regiert. Aber in den vielen Jahren, die seither vergangen waren, waren die Folkunger so zahlreich geworden, dass sie keinen Platz mehr in dem engen und dunklen Turmzimmer der Kirche fanden. Das Haupthaus, das man mehr als einmal gegen Angriffe verteidigt hatte, war von massiven Palisaden umgeben. Birger streifte der Gedanke, dass Holzburgen mit einer derartigen Verteidigungsanlage ebenso unzeitgemäß waren wie ein Familienthing in einem Kirchturm.
Im Haupthaus befand sich ein großer Saal. Dorthin begaben sich alle Bannerträger und stellten nach Anweisung von Bjälbos Herrn, Karl dem Tauben, die Wappen der verschiedenen Höfe auf. Das hatte er sich sehr listig ausgedacht, damit sich niemand anderen gegenüber minderwertig fühlen musste. Früher hatten die Männer Bjälbos zuoberst gesessen, danach waren die anderen Männer gemäß der Größe und Macht ihrer Höfe platziert worden.
Heikel war stets die Entscheidung gewesen, wer den Platz am unteren Ende der Tafel einnehmen solle. Nun aber saßen alle an zwei langen, den Wänden entlang aufgestellten Tischen. Karl der Taube saß in der Mitte des einen, Folke Jarl in der Mitte des anderen Tisches. Das Wappen Ulvåsas hing an der einen Wand neben dem Wappen Bjälbos, gegenüber hing Älgarås’ Wappen von Sune Folkesson, das demjenigen Ulvåsas sehr ähnlich war, da auch Sune Folkessons Frau Helena dem Sverkergeschlecht entstammte.
Ritter Sigurd und Ritter Oddvar saßen neben Folke Jarl und Birger gegenüber. Sie hatten einander nur kühl zugenickt, ohne etwas zu sagen.
Nach einem kurzen Gebet um Eintracht und Klugheit erhob sich Karl der Taube und schlug, wie von Ingrid Ylva vorhergesehen, Johan Sverkersson vor.
Folke Jarl widersprach dem sofort. Es fiel ihm nicht schwer, große Worte dafür zu finden, wie sie alle geblutet hatten und wie viele von ihren Verwandten gestorben seien, um das sverkersche Gesindel endgültig aus dem Reich zu vertreiben. Dieser Familie jetzt wieder die Krone anzubieten, käme einer Verhöhnung der Toten gleich.
Folke Jarl schlug Holmgeir für die Krone vor. Holmgeir sei der Enkel des heiligen Erik, und die Folkunger seien seit Gestilren und Lena mit den Erikern verbündet. Es wäre also Verrat, Erzbischof Valerius dabei zu unterstützen, erneut einen Sverker zu krönen.
Anfangs hatte es den Anschein, als teilten die meisten Männer im Saal Folke Jarls Meinung, dass der Pakt mit den Erikern fortbestehen müsse. Torgils Eskilsson zu Arnäs wagte als Erster, Folke Jarl offen zu widersprechen und sich auf die Seite Karls des Tauben zu schlagen.
Im Saal wurde es totenstill, und alle lauschten gespannt, was Torgils ein wenig verunsicherte. Der Gedanke, dem er Ausdruck verlieh, war jedoch nur allzu verständlich. Er sagte, dieses Treffen gelte einzig und allein dem Wohle der Folkunger, ungeachtet aller alten Bündnisse und Gelübde dem toten König gegenüber. Nur das Beste für das Geschlecht sei von Gewicht. Und das Beste für die Folkunger bestehe darin, sich nicht mit der Kirche zu verfeinden, und wenn sich der heimtückische Valerius weigere, jemand anders als Johan den Jungen zu krönen, was solle man dann tun? Gegen den Erzbischof in den Krieg ziehen?
Folke Jarl ergriff unverzüglich das Wort und erwiderte, man könne einen Mann der Kirche durchaus vertreiben, wenn dieser das Land ganz offensichtlich verraten habe, denn das schreibe das höhere Gesetz, das Gesetz Roms, vor. Zweimal schon habe Valerius das Land verraten und sei an der Spitze dänischer Soldaten zurückgekehrt. Falls sich die Folkunger entschlössen, einen solchen Mann aus seinem Bischofshaus und von seinem Platz im königlichen Rat zu vertreiben, wer würde ihnen das verbieten wollen?
Ritter Oddvar und Ritter Sigurd waren dafür, an dem Bund mit der Königsfamilie festzuhalten, der sie ihre Treue geschworen hatten, als sie von König Erik zu Rittern geschlagen worden waren.
Sune Folkesson zu Älgarås hatte lange mit gerunzelter Stirne gewartet und schließlich das Wort
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