Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
sich wie mit dem normalen Erbe. Euer dritter und schlimmster Fehler ist jedoch, dass Ihr Euch dafür einsetzt, dass wir die
Folkungermacht, die Stärke, die unsere Ehre und Sicherheit darstellt, dafür verwenden sollen, einen Erzbischof aus seinem Amt zu vertreiben. Die Tatsache, dass Valerius ein verachtenswerter Mann ist, hat in diesem Zusammenhang keine Bedeutung. Er ist Erzbischof. Wenn wir sein Haus angreifen, ihn absetzen oder, noch schlimmer, erschlagen würden, so fiele das Land der Folkunger in Östra und Västra Götaland unter das Interdikt . Damit hätten wir nichts gewonnen, sondern im Gegenteil alles verloren.«
Birger hielt inne, weil er bemerkte, dass es im Saal unruhig wurde und Geflüster anhob. Folke Jarls Miene ließ erkennen, dass ihm etwas unverständlich war. Weiter hinten im Saal rief jemand die Frage, was denn eigentlich mit Interdikt gemeint sei.
»Interdikt«, fuhr Birger fort, »bedeutet, dass der Heilige Vater in Rom unser gesamtes Land exkommuniziert. Keine kirchlichen Handlungen dürfen mehr bei uns ausgeführt werden, und niemand darf mehr zur Messe oder zur Beichte gehen. Niemand erhält mehr das Sterbesakrament oder wird in geweihter Erde begraben. Würde uns ein solches Strafgericht treffen, dann wäre unsere gesamte Folkungermacht nur noch von geringer Bedeutung.«
Zustimmendes Gemurmel erhob sich im Saal. Karl der Taube nutzte die Gelegenheit, um Birger Magnussons Worten nachdrücklich beizupflichten, und wiederholte, dass es am klügsten sei, den heimtückischen Erzbischof gewähren und Johan Sverkersson krönen zu lassen, da ein schwacher König eine größere Macht für die Folkunger bedeute. Es hatte den Anschein, als würden die meisten zustimmend nicken.
Da erhob sich Birger erneut und musste eine Weile abwarten, bis jegliches Gemurmel verstummt war, um überhaupt gehört zu werden.
»Unser Familienjarl Karl hat genauso Unrecht wie der Reichsjarl Folke«, begann er ohne weitere Umschweife. Sofort herrschte wieder vollkommene Stille. »Jetzt bringt also Königin Rikissa einen Sohn zur Welt. Wir krönen Johan Sverkersson trotzdem. Wen wird es dann am meisten kränken, dass wir den Königssohn der Eriker übergehen? Vielleicht Holmgeir und Knut, aber die können uns Folkungern nicht schaden, sondern nur mit den Zähnen knirschen. Mit König Valdemar dem Sieger von Dänemark sieht es schon schlimmer aus, denn wir haben das Recht seines Neffen missachtet. Und wir wollten es nicht darauf anlegen, uns den Zorn König Valdemars zuzuziehen. Nichts bedroht die Folkungermacht innerhalb unserer eigenen Grenzen, keine andere Familie kann uns mit Schwert und Lanze besiegen. Darin liegt unsere große Sicherheit. Umso betrüblicher ist es, wenn sich zwei unserer klügsten und ältesten Verwandten dafür aussprechen, uns der einzigen Katastrophe auszusetzen, die uns wirklich bedrohen könnte. Wenn wir dem Rat von Folke Jarl folgen, dann wird uns der Heilige Vater ächten. Folgen wir dem Rat von Jarl Karl, wird ein weiteres Mal ein dänisches Heer in unser Land einfallen, um einen Knaben auf unseren Thron zu setzen und uns durch dänische Vögte schikanieren zu lassen. Keinen dieser Ratschläge sollten wir befolgen!«
Birger setzte sich ruhig, als hätte er alles Wichtige vorgebracht, obwohl dies nicht stimmte. Er fand jedoch, dass sich jetzt erst einmal die beiden Jarle auf die einzig denkbare Lösung einigen sollten.
Das konnten sie nicht. Beide stimmten Birger hinsichtlich seiner Ansichten über die Torheit des anderen zu, aber keiner wollte zugeben, selbst im Unrecht gewesen zu sein, obwohl inzwischen alle im Saal fanden, dass Birger Magnusson Recht gehabt hatte.
Der Streit zwischen den beiden Jarlen wurde immer hitziger und aussichtsloser. Schließlich verlor Ritter Bengt Elinsson die Geduld und schlug mit der Faust auf den Tisch, um für Ruhe zu sorgen.
»Ich bin Folkunger auf Seiten meiner Mutter, durch einen Bluteid in die Familie aufgenommen und habe unserer Sache sowohl in Gestilren als auch in Lena gedient«, begann er mit mächtiger Stimme. »Meine Treue zu diesem Familienthing kann niemand bezweifeln und meine Ehre und meinen Verstand ebenso wenig. Wer Bjälbo im Leben und in Erinnerungen näher steht als ich, kennt sich sicher besser mit Männern wie Birger Brosa aus, die unter uns Folkungern klug gesprochen haben. Jetzt ist vor unseren Augen und Ohren, mitten unter uns, wieder ein solcher Folkunger erschienen. Das ist uns allen eine große Ehre und außerdem von
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