Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
großem Nutzen. Daher bitte ich Euch jetzt respektvoll, Junker Birger, wie ich es nie getan hätte, als ich Euch noch auf dem Übungsplatz in Forsvik Verstand eingebläut habe, uns deutlich und in Ruhe zu erläutern, was wir tun sollen. In mir habt Ihr einen Anhänger!«
Ritter Bengt ließ sich schwer auf seinen Platz sinken und sah Birger freundlich und aufmunternd an. Er bedeutete ihm fast spöttisch mit der Hand, sich erneut zu erheben. Keiner der übrigen Folkunger hatte etwas dagegen einzuwenden.
Errötend erhob sich Birger, denn an diesem Tag hatte er am allerwenigstens ein so großes Lob vom bedeutendsten Ritter des Landes erwartet.
»Im Augenblick sollten wir überhaupt nichts tun«, begann er so leise, dass Karl der Taube rief, er solle die Stimme erheben. »Im Augenblick sollten wir überhaupt nichts tun!«, wiederholte er mit lauter Stimme. »Wenn
Rikissa einen Sohn gebiert, so sollen allein die Eriker entscheiden, ob er oder jemand anders Anspruch auf den Thron erheben soll. Wahrscheinlich fällt ihre Wahl auf diesen Sohn. Falls Rikissa eine Tochter bekommt, werden sie sich zwischen Holmgeir oder Johan Sverkersson entscheiden. Jetzt ist nichts zu entscheiden. Wenn wir wissen, wie es ausgegangen ist, müssen wir erneut zusammenkommen, denn erst dann sehen wir das ganze Spielbrett deutlich vor uns.«
Rasch war entschieden, Birger Magnussons Vorschlag Folge zu leisten. Woraufhin alle unerwartet früh zu ihrem Bier und Braten kamen.
Am späten Abend gesellte sich Folke Jarl zu Birger und setzte sich so schwankend neben ihn, dass sein junger Verwandter einen Teil seines Bieres über die Hose bekam, was jedoch nicht böse gemeint war, im Gegenteil. Er beugte sich Birger entgegen, klopfte ihm freundlich auf die Schulter und sagte mit leicht lallender Stimme, dass Birger denen von Bjälbo wahrhaftig Ehre gemacht habe. Er sei ein alter Mann und fände es beruhigend, dass ihm ein weiterer Birger Brosa nachfolgen würde.
Erst jetzt, zu dieser späten Stunde, dämmerte Birger, was eigentlich geschehen war und welche unbekannten Kräfte in ihm schlummerten. Wie der Morgenstern war Birger Magnusson am Folkungerhimmel aufgegangen, genau wie es Ingrid Ylva vorausgesagt hatte.
II
D ER EINZIGE MANN IM REICHE, der einen Krieg herbeisehnte, das allerdings mehr als alles andere im irdischen Leben, war Erzbischof Valerius. Da alles andere so sehr nach Wunsch verlief, war er gewiss, dass ihm Gott auch in dieser Hinsicht beistehen würde. Ihm schien, als könne nichts, was er sich vorgenommen habe, misslingen.
Als Königin Rikissa in Dänemark tatsächlich einen Sohn gebar, den sie nach seinem toten Vater Erik taufte, schien dies anfangs einen ziemlichen Rückschlag für Valerius zu bedeuten. Wenn sich die Folkunger mit den Erikern einigten, dass dieser Knabe die Krone erben sollte, dann würde es der Kirche schwerfallen, etwas anderes zu fordern. Aber dann zerstritten sich die Eriker untereinander, und plötzlich gab es drei Kronprätendenten, da sowohl Holmgeir als auch sein Sohn Knut der Meinung waren, in der Thronfolge noch vor dem Kind in Dänemark an der Reihe zu sein.
Mit diesem Eriker-Streit wollten die Folkunger nichts zu tun haben. Ihr Thing beschloss, dass man nun ebenso gut den jungen Johan Sverkersson krönen könne, solange sie nur ihren angemessenen Teil der Macht erhielten.
Jetzt hätte man fürchten können, dass der mächtige Onkel des in Dänemark geborenen Knaben, Valdemar der Sieger, energisch eingreifen würde, um das Recht seines Neffen auf die Krone durchzusetzen, und dem hätte sich
die Kirche ebenso wenig widersetzen können wie die Folkunger.
Aber Gott stand seinem treuen Valerius auch in dieser Sache auf wunderbarste Weise bei. König Valdemar rüstete sich zum Kreuzzug nach Estland und konnte deswegen keine Soldaten nach Västra Götaland entsenden. Er wusste auch, dass ihn ein Versuch, die Folkunger-Reiterei zu schlagen, teuer zu stehen kommen würde. Stattdessen versuchte er, den Heiligen Stuhl in Rom in diesen Erbstreit zu verwickeln. Bald trafen päpstliche Bullen mit unbequemen Fragen bei Erzbischof Valerius ein, und schließlich erging sowohl an ihn als auch an Bischof Bengt aus Skara die Aufforderung, sich vor dem neuen Heiligen Vater Honorius III. einzufinden, um sich zu erklären.
Valerius tat jedoch etwas Unerhörtes. Er verbrannte die päpstliche Bulle und verbot allen, die sie gelesen hatten, jemals ein Wort über sie zu verlautbaren. Er versicherte, die Verantwortung für
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