Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
teilzunehmen, und fanden beide, dass es dafür einen guten Grund gab.
Denn Karl der Taube, der inzwischen Jarl geworden war, entschied alles, was mit möglichen Kriegen außerhalb der eigenen Grenzen zu tun hatte. Unterstützt wurde er vom Erzbischof und König, die sich noch weniger mit dem Krieg in neuen Zeiten auskannten, als er selbst. Nachdem Karl der Taube seine Pläne für den gesegneten Feldzug im Osten dargelegt hatte, erklärten sowohl Birger als auch Bengt, diese kämen ihnen sinnlos, wenn nicht töricht vor. Jarl Karl hatte nämlich beschlossen, diesen Krieg nach alter Sitte ohne Pferde zu führen. Mit kindischem Eifer hatte er verkündet, die gesamte svealändische Streitmacht, die in der großen alten Zeit der Schrecken der Heiden im Osten gewesen sei, zusammenrufen zu wollen. Mit solchen Kriegern könne man in keilförmigen Schlachtreihen angreifen, wenn man auf den Feind stoße.
Bengt Elinsson und Birger trauten ihren Ohren nicht. In keilförmigen Schlachtreihen hatte man zu heidnischen Zeiten in der Schlacht von Bråvalla angegriffen, der größten Schlacht, die im Norden jemals stattgefunden hatte. Bei dieser Schlachtordnung stand der tapferste Krieger ganz vorne, dann ging es in absteigender Ordnung. Diese Formation schneide durch die Menge der Feinde wie ein warmer Dolch durch Butter, hatte Karl frohgemut erläutert und sich seine verfrorenen Altmännerhände gerieben. Dass Karl der Taube diese Sache brüllend vortrug, machte sie auch nicht überzeugender.
Hätten Birger und Bengt auf dem Folkungerthing in dieser Sache zu entscheiden gehabt, dann hätten sie Karl mühelos an den Armen packen können, egal wie wild er mit ihnen gefuchtelt hätte. Beim Folkungerthing und vor allen Rittern hätten Karls altmodische Gedanken ausgesprochen einfältig gewirkt. Unter den Teilnehmern des Folkungerthings hatten mehr als die Hälfte die letzten zwei Kriege gegen die Dänen erlebt, in denen die Reiterei die Schlacht entschieden hatte.
Aber Karl der Taube hatte sich im Königlichen Rat durchgesetzt, und dort hatten weder Marschall Bengt Elinsson noch Ritter Emund viel mitzureden gehabt. Der Erzbischof und der König vertrauten ihrem Jarl vollkommen.
Nach großen Gewissensqualen war Birger zu dem Schluss gelangt, dass es wenig Sinn hatte, dem tauben Alten zu widersprechen. Der Krieg würde ohne Reiter und mit tapferen Fußsoldaten aus Svealand geführt werden, so war es nun einmal. Es gelang ihm jedoch, den Jarl davon zu überzeugen, zumindest eine Schwadron Forsviker nach Osten verschiffen zu lassen, zum Schutze der Bischöfe und um die Feinde auf Abstand observieren zu können. Widerwillig musste der alte Jarl zugeben, dass ein paar schnelle und junge Reiter vermutlich gar nicht so übel seien, wenn man sich Informationen über die Position und die Pläne des Feindes beschaffen wolle. Sie sollten sich jedoch fernhalten, wenn es zur Schlacht komme.
Birger musste sich fest in die Wange beißen, als er den letzten Befehl hörte. Er senkte den Kopf und blickte starr zu Boden, als verneige er sich. Der Jarl des Reiches war also ein Irrer, noch dazu ein gefährlicher Irrer, da er das Leben so vieler Männer in seinen Händen hielt. Es half nichts, darüber zu lachen oder zu weinen. Es hatte
auch keinen Sinn, einen Streit zu beginnen, denn dann hätte er nicht einmal sechzehn Forsviker auf die Reise über das Meer mitnehmen dürfen.
Schließlich stand Birger auf dem Vordeck einer schwer beladenen Kogge, die in einem schwachen, westlichen Sommerwind gemächlich über die Ostsee schaukelte. Die Vorbereitungen hatten fast ein Jahr in Anspruch genommen. Das Schiff, auf dem sich Birger befand, wurde von etlichen svealändischen Langschiffen umgeben. Auf diesen Schiffen von den Plünderungsfahrten vergangener Zeiten befanden sich viertausend Mann. An Bord der schweren Kogge in der Mitte der Flotte waren der König, der Erzbischof und Bischof Karl von Linköping, sechzehn Forsviker und dreißig Pferde. Der Jarl befand sich in einem der größten Langschiffe vor ihnen.
Birger war bedrückt und nachdenklich. Es war nicht leicht gewesen, auch nur eine Schwadron Forsviker zusammenzubekommen, da Bengt Elinsson nicht hatte verschweigen können, was er von Karl dem Tauben als Befehlshaber und von einem reiterlosen Krieg, keilförmigen Schlachtreihen und ähnlicher Einfalt hielt. Für diese Worte konnte Birger Ritter Bengt nicht tadeln, da er seine Meinung teilte.
Leichter war es gewesen, das Schiff zu beschaffen, da
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