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Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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lassen, dass derjenige, der auf einem Kreuzzug für Christus sein Leben lasse, trotzdem die Seligkeit gewinne. Birger fehlten bei so viel kindlichem Gottvertrauen die Worte. Er selbst hatte keine Lust, sein Leben im Kampf gegen diese Räuberübermacht hinzugeben. Er verfluchte, dass er aus Edelmut geblieben war und jetzt nicht nur sein eigenes Leben opfern musste, sondern auch das einer Schwadron Forsviker sowie von dreißig Pferden. Denn der Ausgang dieses Kampfes schien ihm gewiss. Vor den Palisaden bauten die Heiden Steinschleudern auf und trugen Brennholz und Teer herbei. An ihren Absichten konnte kein Zweifel bestehen. Bald würde es Feuer über die Burg regnen. Davon sagte er jedoch nichts zu seinem friedlich betenden Bruder.

    Nachdem Karl der Taube seine Überlegungen im Saal beendet hatte, fasste er seinen einzigen klugen Entschluss dieses Kreuzzugs. Er rief Birger herbei und fragte, wie lange es dauern würde, Hilfe von den Dänen in Reval oder von den Schwertbrüdern in Riga zu holen und ob es den Forsvikern möglich sei, die lärmende Menschenmasse von Heiden dort draußen zu durchbrechen.
    Die zweite Frage war am leichtesten zu beantworten. Birger erklärte, eine Schwadron schwer gepanzerter Forsviker würde bei einem Ausbruchsversuch höchstens einen oder zwei Mann verlieren.
    Die Antwort der ersten Frage war hingegen ungewiss. Zu den Dänen in Reval war es näher. Man konnte in weniger als einem Tag dorthin reiten. Riga erreichte man innerhalb eines Tages und einer halben Nacht. Somit müssten alle Forsviker gleichzeitig mit allen Pferden ausbrechen, sich anschließend teilen und in beiden Richtungen Hilfe suchen. Hinsichtlich der Bereitwilligkeit der christlichen Glaubensbrüder ging Birger davon aus, dass sie sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen würden, das Öseler Räuberpack entscheidend zu schlagen. Was das Mitleid Valdemars des Siegers mit Kriegern anging, die einem König dienten, den er hasste - und zwar Johan, der die Krone statt Erik Eriksson erhalten hatte -, so neigte Birger zu der Einschätzung, dass die Antwort in Reval ein kaltes Nein sein würde. Sicher konnte er sich natürlich nicht sein. Schließlich bestand auch die Möglichkeit, dass es König Valdemar wichtiger war, einen Sieg über die Heiden zu erringen, statt mit anzusehen, wie die Männer seines Feindes vernichtet wurden.
    Beides zu versuchen sei vermutlich das Beste, meinte Karl der Taube und fragte, wie lange sie die Burg halten müssten, bis sie auf Unterstützung hoffen konnten. Birger
entgegnete, dass eine Rettung vielleicht möglich sei, falls das Wasser zum Löschen der Brände drei Tage lang reichte. Sie müssten sich bereits jetzt auf mögliche Brände vorbereiten, trockene Palisaden anfeuchten und alles brennbare Gerümpel wegräumen. Karl der Taube nickte düster und bekreuzigte sich.
    Der Ausbruch erfolgte wenige Stunden später, da keine Zeit zu verlieren war. Als das schwere Holztor knarrend geöffnet wurde, begannen die Heiden zu jubeln. Mit hoch erhobenen Speeren und Äxten rannten sie herbei. Als Erstes wurden sie von einem Pfeilschauer empfangen, der von der Brustwehr auf sie niederging, gefolgt von einem entsetzlichen Dröhnen von Pferdehufen, das sie umkehren und in alle Richtungen fliehen ließ.
    Birger und seine sechzehn Forsviker sowie alle Ersatzpferde sprengten in rasendem Galopp durch das Heer der Feinde hindurch, verschwanden in einer Staubwolke und ließen eine breite Schneise aus Blut und Tod zurück.
    Karl der Taube sah voller Entsetzen von der Brustwehr aus zu. Nicht etwa, weil er auch nur das geringste Mitleid mit den schreienden, sterbenden und blutenden Heiden empfunden hätte, sondern weil es ihm jetzt am vielleicht letzten Tag seines Lebens, in jedem Fall viel zu spät, wie Schuppen von den Augen fiel. Er hatte sich geirrt. Hundert Forsviker hätten das feindliche Heer mühelos abgeschlachtet. Birger und seine sechzehn Männer waren durch die feindlichen Reihen gepflügt, ohne einen einzigen Verwundeten oder Gefallenen beklagen zu müssen.

    Vier Tage später kehrten Birger und acht Forsviker zusammen mit Bruder Arminus an der Spitze von hundert
Schwertbrüderrittern zurück. Bereits aus großer Entfernung sahen sie, dass sie zu spät kamen. Die Burg war niedergebrannt, nirgendwo das geringste Lebenszeichen zu erkennen.
    Birger fand seinen Bruder Karl nackt, geköpft und schändlich verstümmelt. Zumindest vermutete er, dass es sein Bruder war, da es sich bei den nackten Leichen um

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