Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
besser also, wenn ihm jetzt größere Verantwortung übertragen wurde, damit er weniger Grund hatte, sich in Schenken dem Selbstmitleid hinzugeben. Birger überredete deswegen Herrn Eskil, dass Elof die gesamte Verantwortung für Waren, die von Forsvik über Visby nach Riga verschifft würden, übernehmen sollte. Herr Eskil zögerte etwas, ehe er auf diesen Vorschlag einging, da ein so großes Waffengeschäft das profitabelste zu werden versprach, das er je durchgeführt hatte, vorausgesetzt alles verlief glatt.
Als sich Birger und Bruder Arminus voneinander verabschiedeten, wollte Birger noch um eine Gunst bitten. Ungewöhnlicherweise war er sich nicht sicher, wie er seine Worte wählen sollte. Er bat seinen Freund um Verständnis, dass er als Mann aus Västra Götaland vielleicht Gefühle hege und Vorstellungen habe, die einem vergeistigten Mann wie ihm gering und schäbig vorkommen könnten. Er wolle sich jedoch an den Plünderern und Mördern aus Ösel rächen. Die Schwertbrüder hätten doch vor, Ösel umgehend anzugreifen, wenn auch nur, um ein
Räubernest innerhalb eines eroberten und christianisierten Landes auszuheben.
Die Gunst, um die er bitte, sei rasch dargelegt. Er wolle davon unterrichtet werden, wenn die Zeit für diese Bestrafung gekommen sei. Dann würde er mit nicht weniger als hundert Reitern, wie er sie bereits gesehen und von denen er zwei in seinen heiligen Orden aufgenommen habe, erscheinen.
Gelassen strich sich Bruder Arminus durch seinen schwarzen Bart, während er zuhörte, wie Birger diesen einfachen Wunsch umständlich vorbrachte. Anschließend versicherte er, dass Rache eine gute Sache und sogar Christenpflicht sein könne, wenn man bedenke, was in Leal geschehen sei.
Er versprach, Herrn Eskil rechtzeitig zu informieren, bevor die ebenso christliche wie notwendige Rache an Ösel ins Werk gesetzt werde. Er freue sich schon darauf, an der Seite des guten Birgerus de Gothia - und nicht gegen ihn, wie bei ihrer ersten Begegnung - zu kämpfen.
III
N OCH LANGE WURDE DAVON GESPROCHEN, wie Ingrid Ylva die Nachricht, ihr Sohn, Bischof Karl von Linköping, sei von den Heiden bei Leal in Rotalien erschlagen worden, aufgenommen hatte. Normalerweise hätte man von Klatsch und übler Nachrede gesprochen, gefährlich für den, der diese Dinge verbreitete. Doch zahlreiche Leute auf Ulvåsa wie auch jene Forsviker, die gerade an Land gingen, waren Zeugen ihrer Worte geworden.
Sie schwor einen heiligen Eid, dass die Missetäter, die ihren Sohn seines Lebens beraubt hatten, sterben sollten. Der Schlimmste von ihnen, Valerius, innerhalb eines Jahres, der einfältige König Johan innerhalb von zwei Jahren.
Die verzweifelten Worte einer Mutter, die soeben erfahren hat, dass einer ihrer geliebten Söhne erschlagen worden sei, waren vielleicht nicht weiter bemerkenswert. So sprach eine Frau im Augenblick der Trauer.
Doch Ingrid Ylva sollte Recht behalten. Vielleicht war es nicht schwer gewesen, den Tod von Erzbischof Valerius vorherzusagen, da er seit zwei Monaten, seit er aus Estland zurückgekehrt war, in seinem Bischofshof in Uppsala im Fieberwahn lag. Dass er nicht mehr lange zu leben hatte, wussten alle.
Aber dass ein gesunder, junger König im Alter von zweiundzwanzig Jahren plötzlich starb, war schwerer zu verstehen. Er erlag einem starken Fieber, wie vor ihm
schon König Erik Knutsson. Es hieß, Ingrid Ylva habe den König vergiftet, doch alle einigermaßen vernünftigen Leute wiesen solche Reden zurück. Zwar hatte Ingrid Ylva wie die meisten bedeutenden Männer und Frauen des Reiches auf der Königsburg Näs an einem großen Fest teilgenommen, aber das war mehr als drei Wochen vor dem Tod des Königs gewesen. Sein starkes Fieber konnte also nichts mit ihrer Anwesenheit dort zu tun gehabt haben und genauso wenig mit irgendeinem anderen der königlichen Gäste.
Gerüchte hafteten jedoch wie Kletten an Frauen, insbesondere wenn von Zauberei die Rede war, und so war es auch bei Ingrid Ylva. In diesem Fall war es jedoch gefährlicher, solche Gerüchte zu verbreiten, als sich ihnen ausgesetzt zu sehen. Ingrid Ylva war nicht irgendeine Frau, und ihre Beschützer waren die mächtigsten Männer des Reiches.
Es wurde zwar beharrlich darüber geklatscht, sie sei auf die Knie gesunken, als sie vom Tode ihres Sohnes erfahren habe. Sie habe sich die Haare gerauft und die Männer verflucht, die ihrer Meinung nach schuldig waren. Dann hatte sie jedoch sehr rasch und klug gehandelt. Nur wenige Stunden
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