Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
Eitelkeit betrügen zu lassen. Denn wichtiger als das Andenken eines Mannes sind seine Taten und was er mit ihnen bezweckte. Nach dem Sieg werden wir unser Reich Schweden nennen, nach dem lateinischen Suecia, ein Wort, das sowohl Götaland als auch Svealand umfassen wird. Wir wollen das Reich in Eintracht und Stärke zusammenschmieden und nicht länger danach fragen, wer aus Svealand oder aus einem der beiden Götaländer stammt. Das soll mein Werk sein, und es wird vielleicht viel größer und schöner als mein Nachruhm.«
»Ich glaube dir, Birger«, sagte Ritter Sigurd nachdenklich und strich sich das lange, graue Haar zur Seite. »Ich glaube, dein Werk wird viel größer und besser als dein Nachruhm. Ich will dich aber trotzdem um eine Gunst bitten.«
»Du weißt, dass ich dir in diesem Augenblick nichts abschlagen kann«, erwiderte Birger rasch. »Worum auch immer du mich bitten wirst, will ich versuchen, dir den Wunsch zu erfüllen.«
»Dann bitte ich dich, morgen nach dem Sieg mit meinen Reitern von hier wegreiten zu dürfen, denn ich will nicht mit ansehen, was du auszuführen gedenkst, selbst wenn du mit allem, was du sagst, Recht haben solltest.«
»Glaubst du, dass ich Recht habe?«
»Ja, obwohl mir dieses Eingeständnis schwerfällt, Birger. Ich glaube, dass du Recht hast, und trotzdem möchte ich meine Verwandten morgen lieber nicht sterben sehen.«
Eine Stunde vor der Morgendämmerung wurde das Lager von den Knappen geweckt, die die Stundengläser beaufsichtigten. Sie schlugen auf Triangeln aus Eisen. Fackeln und Kienspäne wurden entzündet, und das Lager glich zunehmend einem riesigen Ameisenhaufen.
Der Jarl stand auf der hinteren Anhöhe bei den Wurfmaschinen, die den Feind mit einem Flammenmeer überziehen würden, falls alles planmäßig verlief. Außer den Männern, die die Maschinen bedienten, standen auf der Anhöhe Bischof Kol mit einer Garde von zehn Armbrustschützen, zwei Bogenschützen mit Feuerpfeilen sowie Schalen mit Schwefel und Kupferspänen. Die Arbeit im Lager schritt gelassen voran. Ein paar Karren mit Arbeitern, die keine Waffen trugen, verschwanden in der Nacht, und bald senkte sich eine kalte Stille über die viertausend Mann, die entweder siegen oder sterben würden.
Nacheinander erloschen die Sterne am Himmel. Jetzt konnte man nur noch warten und beten.
Die Forsvikerschwadronen waren zwei Stunden vor der Dämmerung in der Dunkelheit verschwunden, da sie anfangs, um hinter die Linien des Feindes zu gelangen, zu Fuß gehen mussten. Ihre Abwesenheit verstärkte die unheimliche Stille noch, da auf ihrer Seite keine schnaubenden Pferde mehr zu hören waren, dafür umso mehr auf der anderen Seite des Flusses, auf der sich der Feind zum Angriff aufstellte.
Bischof Kol zitterte. Ihm brach der kalte Schweiß aus. Er hatte noch nie einer großen Schlacht aus der Nähe beigewohnt und bereute es nun, den Vorschlag des Jarls, mit einem der letzten Karren abzuziehen, nicht angenommen zu haben. Jetzt war es zu spät, und obwohl er nicht um sein Leben fürchtete, beunruhigten ihn doch die grausamen Bilder, die ihn erwarteten, denn inzwischen war ihm
klargeworden, dass der Jarl dem Feind eine furchtbare Falle gestellt hatte.
Als es zum Schießen hell genug war, ertönte plötzlich auf der anderen Seite des Säveån ein schrilles Hornsignal, worauf sich eine feurige Schlange am Ufer entlangzuwinden schien. Im Schein der Flammen sah man, wie eine Unzahl Pfeile entzündet und in die Luft gerichtet wurden. Auf das nächste Hornsignal hin verwandelte sich der Himmel in ein Flammenmeer, als die erste Woge von Feuerpfeilen über die vorderen Befestigungen am Flussufer hinwegfegten. Bischof Kol spürte sein Herz wie einen Kupferhammer in der Brust. Sein Blut pochte in den Schläfen. Die Spannung war so groß, dass er fast das Bewusstsein verloren hätte. Einen Blick auf den Jarl beruhigte ihn jedoch, denn dieser lächelte spöttisch und zufrieden.
Alles verlief einstweilen so, wie der Jarl es beschrieben hatte. Eine Woge Feuerpfeile ging über die vorderen Linien des Lagers nieder, aber nirgends begann es zu brennen. Die meisten Pfeile trafen auf nasse Kuhhäute und erloschen zischend. Einige schlugen auch weiter hinten ein, aber die Flammen wurden von flinken Burschen mit Wassereimern gelöscht oder mit Tannenzweigen erstickt. Nirgendwo fraß sich das Feuer fest.
Nachdem er eine halbe Stunde lang vergeblich versucht hatte, das Lager in Brand zu setzen, ging der Feind zum nächsten Schritt
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