Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
brennendem Schwanz und brennender Mähne galoppierten mit vor Entsetzen verdrehten Augen hin und her. Das riesige Feuer, das mitten im Lager hinter den eingerissenen Palisaden entstanden war, brannte langsam nieder. Beim Verlöschen der Flammen kam ein dicker Teppich verkohlter Leichen zum Vorschein. Einige wanden und bewegten sich noch.
Da ertönte ein ferner Donner. Bischof Kol glaubte zuerst an ein Gewitter. Aber als das Geräusch auf der anderen Seite des Flusses immer lauter wurde, verstand er, dass es sich um die Folkungerreiterei handelte, die den bereits arg geschundenen Feind angriff.
Der Jarl sah ihn in diesem Moment lächelnd an, nickte und deutete auf die andere Seite.
»Das«, sagte er, »ist Musik in meinen Ohren. Das sind die Unseren, das sind meine Brüder und Verwandten. Das ist die Folkungerreiterei. Jetzt, mein Bischof, könnt Ihr, wenn Ihr wollt, Gott für den Sieg danken, denn jetzt ist alles vorüber.«
Erst gegen Mittag ritten der Jarl und sein Fahnenträger über den Säveån zum Heerlager der Feinde, wo die Aufräumarbeiten
bereits weit fortgeschritten waren und fetter, schwarzer Rauch von den Feuern aufstieg, auf denen die Leichen verbrannt wurden.
Der Sieg wurde dann aber doch nicht so mühelos errungen, wie man hätte annehmen können, als die Reitertruppen der Forsviker herbeistürmten. Sie trafen auf wesentlich härteren Widerstand, als sie erwartet hatten. Teils hatten etliche der berittenen, ausländischen Söldner noch vor dem Flammenmeer kehrtgemacht, teils war der Feind zahlenmäßig doppelt so stark, wie Birger erwartet hatte.
Im Nachhinein bedauerte ihr Befehlshaber, dass er den Kampf unnötig in die Länge gezogen hatte, erklärte dies aber damit, dass er die blau gekleideten Reiter ganz einfach unterschätzt hätte, da die Aufrührer so zahlreich gewesen waren, dass sie mit Leichtigkeit hätten siegen müssen.
Birger hatte sich auch einer Fehlkalkulaton schuldig gemacht. Er hatte keine zuverlässigen Zahlen erhalten, wie viele Reiter die andere Seite wirklich besaß. Er hatte sich von derselben List täuschen lassen, die er selbst schon mehrfach angewandt hatte. Der kleinere Teil der Reiterei war sichtbar, doch der größere verborgen gewesen.
So gesehen hatte er den jungen Roland Aldesson also nicht zu einem mühelosen Sieg geschickt, wie es seine Absicht gewesen war. Roland war in eine große Übermacht schlesischer Ritter geraten, die von ihren modernen deutschen Rüstungen sehr gut geschützt wurden.
Roland und seine Forsviker Befehlshaber waren jedoch mit diesen Problemen rasch fertiggeworden. Sie hatten die Söldner aufs freie Feld gelockt, indem sie eine Flucht vortäuschten, und hatten sie dann besiegt, da sie die Taktik zwischen Angriff und Rückzug schneller ändern und sich rascher hatten umgruppieren können.
Birger war etwas beschämt, als er im Lager, in dem die rebellischen Folkunger gefangen gehalten wurden, auf Sigurd stieß und erfuhr, was vorgefallen war. Sigurd wollte aber keine Entschuldigungen hören. Er meinte, sein Sohn Roland habe zu guter Letzt mit Gottes Hilfe mehr als jeder andere Forsviker den Ihren zum Sieg verholfen. Dass er sich ein paar Blessuren und Verletzungen zugezogen habe, sei für eine solche Ehre ein geringer Preis.
Nun näherte sich jedoch allmählich der Augenblick der Trennung, meinte Sigurd. In einem der großen Lagerzelte saßen die gefesselten Gefangenen und forderten Verhandlungen mit den Siegern. Sie verstanden offenbar nicht, was sie erwartete, und waren sehr gekränkt, dass man sie wie normale Gefangene gefesselt hatte. Am lautesten beklagte sich Knut Magnusson, der sich als König bezeichnete, sowie Knut Folkesson, den er als seinen Jarl ausgab. Die anderen, Filip Larsson und vier weitere rebellische Junker, schienen kleinlauter und nachdenklicher zu sein.
Die Söldner warteten alle auf einer der großen Koppeln. Viele unterhielten sich unbekümmert und lachten. Insgesamt handelte es sich etwa um achthundert Überlebende oder Leichtverletzte.
Birger hatte Ritter Sigurd nicht gesagt, was für Pläne er mit den gefangenen Söldnern hatte, und diese schienen davon auszugehen, dass sie sich auf die Seite des Siegers schlagen oder auch, wie es üblich war, die Hälfte ihres Soldes abgeben würden, um anschließend nach Hause zu reiten. So wurden Männer behandelt, deren Lebensunterhalt der Krieg war, da sie nie mit jemandem persönlich im Streit lagen und daher auch nicht wirkliche Feinde ihrer Sieger sein
Weitere Kostenlose Bücher