Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
»Außerdem irrte Arn Magnusson in einer wichtigen Frage, denn nicht einmal er war unfehlbar. Du erinnerst dich doch sicher an seine Feststellung, die Macht stehe auf drei gleich starken Beinen?«
    »Ja, auf dem Gold, dem Schwert und dem Kreuz«, antwortete Sigurd. »Würden wir Folkunger erst einmal alle drei Dinge beherrschen, so würde der Frieden ewig währen und das Land würde blühen. Jetzt behauptest du also, dass du nicht mehr an diese Weisheit glaubst?«
    »Doch, schon, aber nur noch teilweise«, antwortete Birger. »Denn bald werden wir uns von der Kirche trennen und die Macht des Kreuzes den Kirchenmännern überlassen. Wir werden uns nicht mehr in ihre Angelegenheiten einmischen, und sie sollen sich aus Fragen
der weltlichen Macht heraushalten. Dann stehen wir nur mehr auf zwei Beinen, dem Gold und dem Schwert. Aber es gibt ein drittes Standbein, das mindestens ebenso wichtig ist, das Gesetz. Arn Magnusson maß dem Gesetz keine Bedeutung bei, weil er als guter und christlicher Mann annahm, dass die Gesetze der Kirche und des Gewissens uns allen genügen. Darin irrte er jedoch, vielleicht weil er ein so viel besserer Mann war als du und ich. Nach dem Sieg, den wir morgen erringen wollen, wird ein königliches Gesetz im ganzen Reich erlassen werden, das den Hausfrieden schützt. Jeder Mann soll Herr in seinem eigenen Haus sein, niemand wie du oder ich kann sich dann mehr in das Haus eines anderen Mannes drängen, seine Frau schänden und seine Vorräte aufbrauchen. Daran wird man sich in Zukunft erinnern, wenn die morgige Schlacht zur Sprache kommt.«
    Sigurd hatte schweigend und nachdenklich zugehört und gelegentlich genickt, als sei auch er der Auffassung, die Scheunen der Bauern zu verschließen. Aber ganz einverstanden war er doch nicht.
    »Ich fürchte, dass man sich an den morgigen Sieg aus einem ganz anderen Grund erinnern wird«, sagte er schließlich. »Und ich glaube, du weißt, was ich meine.«
    »Nein, das weiß ich nicht«, log Birger und breitete in einer Geste der Verständnislosigkeit die Arme aus.
    »Man wird sich daran erinnern, wie du die Gefangenen behandelt hast«, antwortete Sigurd. »Ich kenne dich, Birger, du wirst die Besiegten nicht mit Milde behandeln.«
    »Ich könnte dich jetzt anlügen, Sigurd, aus Angst, du könntest es dir anders überlegen, mit deinen Reitern abziehen und mich hier im Wespennest im Stich lassen. In dieser Angelegenheit zu lügen würde nach dem Dankgebet,
das ich gesprochen habe, als du mir zur Rettung kamst, eine Kränkung sowohl für dich als auch mich darstellen. Ja, deine Befürchtungen werden sich bewahrheiten, und ich werde dir auch sagen, warum. Das hat nichts mit Hass, Missgunst oder Zorn zu tun, denn so ein schlichtes Gemüt bin ich nicht. Aber das hier soll der letzte Aufruhr gewesen sein. Lasse ich die Rebellen jedoch nach einer Unmenge von Beteuerungen und falscher Versprechungen, dass sie sich den Rest ihres Lebens fügen werden, laufen, dann wird es nicht lange dauern, und wir sitzen wieder hier und haben den nächsten Aufstand am Hals. Wenn ich ihre Köpfe rollen lasse, dann ist endlich Frieden im Reich.«
    »Ich kann deinen Gedanken nachvollziehen, aber ich fürchte trotzdem, dass du dich irrst«, antwortete Ritter Sigurd. »Du nimmst ihre Köpfe und bringst sie so zum Schweigen. Aber ihre Söhne und Verwandten werden dich bis in alle Ewigkeit hassen, und aus diesem Hass wird bald ein neuer Aufruhr entstehen. Es ist also eine Drachensaat, die du da säst, Birger, obwohl ich verstehe, dass du die besten Absichten hegst.«
    »In gewisser Weise hast du Recht«, gab Birger zu. »Der Hass und die Klagen werden groß sein. Aber das bedeutet auch einen Aufschub von mindestens zehn Jahren. In diesen Jahren wollen wir fleißig sein und die Königsburgen fertigstellen, Kalmar, Stockholm, Örebro, Nyköping und andere. Von den Burgen aus werden wir das Land beherrschen. In dieser Zeit werden die Gesetze zum Schutz der Frau, des Hauses und der Kirche unser Reich verwandeln. Die Zeit der Blutrache ist vorüber. Dann ist auch die Zeit des Aufruhrs vorbei.«
    »Und du bist dazu bereit, all den Hass auf dich zu laden, den die Unerbittlichkeit, die du morgen an den Tag
legen wirst, erzeugen wird?«, fragte Sigurd, ohne erkennen zu lassen, ob Birger ihn überzeugt hatte.
    »Ja, das bin ich«, antwortete Birger. »Du findest vielleicht, dass jeden Ehrenmann beschäftigen muss, was die Nachwelt von ihm denken wird. Aber das hieße, sich von der eigenen

Weitere Kostenlose Bücher