Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
als Vorwand genommen, um Linköping bereits nach dem zweiten Tag der Krönungsfeierlichkeiten zu verlassen. Das war gut so, da insbesondere Cecilia Rosa jetzt sehr viel zu besorgen hatte, damit alles nach Wunsch verlief. Sie rüstete zwei Ochsenkarren mit Fleisch, Fisch, Brot, Bier und Wein sowie mit Zelten, Gestänge und Wimpeln aus, damit man auf dem Weg zwischen dem Vättern und Lödöse an zwei geeigneten Orten rasten konnte. Sie hatte bereits Nachtlager in Gälakvist, einer königlichen Burg, und in Lena, einem Wohnsitz der Folkunger, bestellt. Am Ufer des Vättern würde das Schiff des Königs, Ormen Korte, sie erwarten, um sie das letzte Stück nach Näs auf Visingsö überzusetzen.
Viele Boten waren nötig, um das Umladen der Schiffe auf dem Vättern und der Flusskähne bei Ulvåsa und Mo Strömmar auf der anderen Seite des Vättern zu organisieren, da die vielen Reisenden für große Unordnung beim Handel zwischen Lödöse und Linköping sorgten. Große Lasten blieben auf dem Kai liegen, um Pferden und Passagieren Platz zu machen, und mussten abgedeckt werden, damit sie vom Regen nicht beschädigt werden konnten. Der Handel würde wahrscheinlich erst wieder in einer Woche reibungslos ablaufen, nachdem alle, die ein vornehmes Anliegen hatten, in Forsvik eingetroffen waren. An den oberen Landungsbrücken in Forsvik warteten zahlreiche leere Flusskähne, die nicht wie sonst beladen werden konnten.
Mit eiserner Hand hatte Cecilia Rosa alles im Griff. Nicht das Geringste entging ihrer Umsicht, und Widerspruch gab es nicht.
Die Herren und Gefolgsleute hatten vom Gelage bleiche Gesichter und gerötete Auge zurückbehalten, als sie mit ihren bockigen Pferden und ihrer harten Sprache von Bord gingen. Die Arbeit verlief wieder ruhiger, und Cecilia Rosa konnte sich nun in ihrem eigenen Haus ein paar lange Abende mit Königinwitwe Cecilia Blanka, Ingrid Ylva und Ulvhilde Emundsdotter gönnen.
Die Königinwitwe wusste Folgendes zu berichten: Da der König von Dänemark es nicht für nötig halte, seine Schwester bis zum schwedischen Hafen zu begleiten, fühle sich ihr Sohn auch nicht verpflichtet, sie von dort abzuholen. Er habe sich auf etwas versteift, was er als gerechtfertigte Ebenbürtigkeit zweier Könige bezeichne. Wie vernünftig dies sei, spiele keine Rolle, da es den Witwen schließlich zusage, ein paar Tage allein mit Jungfer Rikissa unterwegs zu sein. König Erik sei jedoch ausgesprochen
zufrieden gewesen, als er von seiner Mutter erfahren habe, welch prächtigen Empfang die edelsten Ritter im Reiche der Dänin bereiten würden.
Während sich die Männer um die Rüstungen der Reiter kümmerten, die Jungfer Rikissa empfangen würden, nahmen sich die Witwen der weißen Stute an, die Cecilia Rosa für die zukünftige Königin ausgesucht hatte. Niemand wusste schließlich, wie sicher dänische Jungfern im Sattel saßen. Es war also vermutlich vernünftiger, eine harmlose Stute statt eines prächtigen Hengstes auszusuchen. Außerdem war Jungfer Rikissa vermutlich so gekleidet, dass sie kaum mit Steigbügeln auf beiden Seiten reiten konnte. Ingrid Ylva hatte ein weißes Gewand mit Goldfäden prophezeit. Deswegen hatten die sarazenischen Sattelmacher in Forsvik einen besonders schönen Frauensattel angefertigt, der mit Gold und Silber verziert war. Steigbügel, Trense und Zügel waren gleichermaßen dekoriert. Auf der Stirnplatte der Stute war eine große schwarze Feder aus einem fremden Land befestigt, darunter befand sich ein kostbarer Ring aus roten und weißen Edelsteinen. Das waren die königlichen Farben Jungfer Rikissas.
Auch für Königinwitwe Cecilia Blanka wurde ein schöner Damensattel angefertigt. Cecilia Rosa und Ulvhilde würden normale Sättel benutzen, da sie beide ein Gewand tragen würden, das Cecilia Rosa vor vielen Jahren entworfen hatte. Es besaß Hosen, sah aber trotzdem aus wie ein Frauengewand.
Für Birger waren es Tage des Müßiggangs. Seine Rüstung und Kleidung hatte er bereits nach der Krönung in Linköping in Ordnung gebracht. Da man auf Forsvik im Augenblick fast achtzig Gäste beherbergte, kam der Unterricht der Knaben und jungen Herren zum Erliegen.
Aber so viele alte und junge Forsviker konnten sich kaum von ihren vertrauten Übungsplätzen fernhalten, und bald waren die Kampfspiele in Gang.
Auf anderen Höfen und Burgen im Lande hatten diese Spiele erst in den letzten Jahren begonnen und waren zumeist friedlich verlaufen. Man maß sich im Lanzenstechen, indem man gegen
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