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Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Arm, ging in die Knie und entschuldigte sich verzweifelt. Verwirrt nahm er die Entschuldigung an und stolperte weiter.
    Was er von der Stadt gesehen hatte, gefiel ihm nicht, und niemand hatte ihm je zuvor eine Ohrfeige gegeben. Die Städter müssen verrückt sein, dachte er.
    Als er die Brücke überquert hatte und wieder zum Krongut gelangte, waren weitere Gäste eingetroffen. Auf dem
Hofplatz wurden Bierzelte aufgebaut. Er entdeckte niemanden, den er kannte, und versuchte sich einzureden, dass er von der Reise sehr ermüdet sei und sich eine Weile in die Schlafkammer zurückziehen müsse. Die Sonne stand aber noch hoch am Himmel, und widerwillig sah er ein, dass es vermutlich wenig sinnvoll war, so zeitig schlafen zu gehen. Stattdessen trat er in eines der Bierzelte. Einer der königlichen Köche musterte ihn kurz und streng und stellte ihm dann einen Krug mit Bier auf einen der langen Tische. Er trank erst eine Weile langsam allein, dann kamen drei junge Männer mit Waffenhemden in den Farben der Eriker und baten nach höfischer Sitte darum, sich auf die freien Plätze neben ihn setzen zu dürfen. Er entgegnete nichts, da er gerade trank, deutete aber mit der Hand auf die freien Plätze. Sobald die anderen drei ihre Krüge vor sich stehen hatten, begannen sie von der Jagd zu reden und kümmerten sich nicht weiter um Birger. Sie tranken rasch und nahmen bereits den dritten Krug in Angriff, als Birger gerade seinen ersten beendete. Da bemerkte einer von ihnen, wie langsam er trank, und begann, sich über ihn lustig zu machen. Birger wurde wütend, beherrschte sich aber, denn er fand, dass er für einen Tag, wenn nicht gar für ein ganzes Leben, genug Ohrfeigen bekommen habe. Aber ein Spottwort folgte dem anderen, und als sich die drei jungen Eriker über die männliche Tugend des schnellen und vielen Trinkens ausließen, stellte Birger seinen fast leeren Krug ab, erhob sich und wandte ihnen den Rücken zu. Er wartete auf weiteren Spott, war jedoch erleichtert, als es vollkommen still wurde, während er das Zelt verließ.
    Eine Weile ging er auf dem Krongut umher, betrachtete die eintreffenden Pferde, besuchte den Stall, um nach seinem eigenen Pferd zu sehen und mit ihm zu sprechen,
und versuchte sich irgendwie den Anschein zu geben, nicht allein zu sein. Er war unsicher, wie er sich benehmen sollte.
    Einer der schwarz gekleideten, königlichen Aufwärter rettete ihn aus seiner Langeweile, indem er höfisch seinen Arm nahm und ihn fragte, ob er Birger Magnusson zu Ulvåsa sei. Als er das etwas besorgt bestätigte, erhielt er den Bescheid, der König riefe ihn zu sich. Er solle sich in das Gemach vor dem großen Rittersaal begeben und sich dort zu den anderen setzen, die ebenfalls gerufen worden seien. Wie er das auf Forsvik gelernt hatte, verbeugte er sich und gehorchte sofort.
    Im Vorraum des Rittersaals saßen überwiegend ältere Männer. Die meisten waren Krieger, was sich an abgehauenen Gliedmaßen, fehlenden Fingern und weißen Gesichtsnarben unschwer erkennen ließ. Vorsichtig trat Birger ein, nahm in unmittelbarer Nähe zum nächsten Ausgang Platz und hoffte, nicht entdeckt zu werden. Doch schon im nächsten Moment rief ihm einer der grauhaarigen Krieger, der am anderen Ende des Raumes neben der Tür zum Rittersaal saß, laut zu, dass er im Vorzimmer des Königs ja wohl nichts verloren habe und zumindest seinen Namen sagen solle, wenn er hier eintrete. Birger errötete, entschuldigte sich und nannte, wie er selbst fand, seinen Namen laut und deutlich. Die meisten Männer mussten ihn verstanden haben. Aber der grauhaarige, alte Krieger am Ende der Bank legte eine Hand hinter das Ohr und brüllte ihn an, laut und männlich zu sprechen, statt zu flüstern wie eine Jungfer, wenn er sich an edle Herren richte.
    Birger erhob sich langsam und unsicher, holte tief Luft, nahm all seinen Mut zusammen und nannte mit übertrieben lauter Stimme noch einmal seinen Namen:

    »Ich bin Birger Magnusson zu Ulvåsa, der Sohn von Magnus Månesköld!«, rief er.
    Erst wurde es im Zimmer vollkommen still, aber dann begann der alte Mann mit der Hand hinter dem Ohr zu strahlen, lachte herzlich, stand auf und umarmte Birger.
    »Du hast bei Gestilren das Wappen des Marschalls getragen und bist sein Enkel, und hier schleichst du zwischen deinen Verwandten herum wie ein Klosterfräulein!« Der alte Krieger lachte. »Da sind wir wirklich nahe Verwandte, denn ich bin Karl Birgersson zu Bjälbo, obwohl mich alle nur Karl den Tauben nennen.

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