Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
allen Familien, den Folkungern und anderen. Euer Vater, der Marschall, folgte ausländischen Bräuchen, er erhob Jünglinge
zu Wappenträgern. Wir hatten nichts dagegen, da wir nie etwas gegen seine Entscheidungen hinsichtlich des Krieges oder des eingesetzten Heeres einzuwenden hatten. Jetzt ist es jedoch anders. Karl der Taube wird Euren Löwen tragen und mein Verwandter Holmgeir unser Wappen. Dies ist unsere Entscheidung. Bei unserer Krönung gibt es jedoch zwei goldene Zepter, die uns König Valdemar von Dänemark verehrt hat. Ihr tragt das eine und Knut Holmgeirsson, der edelste der Eriker-Jünglinge, so wie Ihr der edelste der Folkunger-Jünglinge seid, trägt das andere Zepter. Nehmt Ihr dieses unser Angebot an?«
»Ich beuge mich dem Willen meines Königs, was immer er beschließt, selbst wenn er Unrecht haben sollte«, antwortete Birger mit einem frechen Lächeln.
»Es behagt Junker Birger also, uns zu widersprechen!«, rief der König mit einer Wut, die so gespielt wirkte, dass sie niemanden im Saal beeindruckte.
»Ja, Eure Majestät. Weil mir nichts anderes übrigbleibt«, entgegnete Birger. »Dass Knut Holmgeirsson, der Sohn von Holmgeir Filipsson, der Sohn von Filip, Sohn des Heiligen Erik, einer der edelsten Eriker-Jünglinge ist, steht außer Frage. Was mich und die anderen Folkunger angeht, ist die Sache jedoch weniger gewiss.«
»Kennt Ihr Knut Holmgeirsson?«, fragte der König und zog überrascht die Brauen hoch.
»Nein, Eure Majestät. Er ist mir nie begegnet.«
»Wie kommt es dann, dass Ihr so genau wisst, wer sein Vater, Großvater und Urgroßvater ist?«
»Meine Mutter Ingrid Ylva kennt alle mächtigen Männer im Reiche und weiß genau, wer ihre Söhne und Großväter sind. Ihr Wissen gab sie an meine Brüder und mich weiter«, antwortete Birger, der zum ersten Mal etwas verlegen
wurde, denn das waren Kenntnisse, die man nur benötigte, wenn man an der Macht interessiert war.
»Wir verstehen …«, entgegnete der König nachdenklich. »Aber sagt uns dann, warum Ihr, Birger, nicht der edelste der Folkunger-Jungherren sein solltet. Schließlich habt Ihr bei Gestilren das Reichsbanner getragen?«
»Wer der edelste der Folkunger-Jünglinge ist, lässt sich nicht so leicht entscheiden«, antwortete Birger rasch und blickte zu Boden. »In unserer Familie haben wir nie die Königskrone besessen, in dieser Beziehung können wir also nicht mithalten. Viele halten vermutlich Söhne aus Bjälbo für edler als einen wie mich, der aus Ulvåsa stammt.«
»Für uns seid Ihr jedenfalls der edelste!«, meinte der König lachend. »Und wir besitzen das königliche Recht zu entscheiden, wie es uns behagt. Der Folkunger, der von Arn Magnusson abstammt, wird in unseren Augen immer der edelste sein. Akzeptiert Ihr jetzt meinen Beschluss?«
»Es ist mir eine Ehre, mich dem Beschluss meines Königs fügen zu dürfen«, erwiderte Birger, der seine Sicherheit wiedergewonnen hatte.
»Gut, Junker Birger! Ihr tragt das Zepter mit dem Adler mit den ausgebreiteten Flügeln, unser junger Verwandter trägt das Zepter mit dem Kreuz. Unsere Knappen werden Euch beiden morgen, wenn die Sonne zwei Stunden vor Mittag steht, einen Platz im Krönungsgefolge anweisen. Noch ein letzter, kleiner Ratschlag von einem, der nicht nur Euer König, sondern auch Euer Freund ist. Trinkt morgen nicht mehr von unserem Bier, als für Eure Ehre wirklich nötig ist!«
Birger verbeugte sich, setzte erneut sein linkes Knie auf den Boden, drehte sich um, während er sich wieder erhob, verbarg sein Schwert im Umhang … all dies in einer fließenden
Bewegung … und verließ sicheren Schrittes und hoch erhobenen Hauptes den Königssaal.
Die Selbstsicherheit, die Birger soeben noch empfunden hatte, verließ ihn jedoch rasch, als er den Innenhof des Krongutes betrat, auf dem inzwischen so viele neue Reisende eingetroffen waren, dass ein ziemliches Gedränge herrschte. Alle Gesichter, die er zuerst sah, waren ihm unbekannt, doch plötzlich packten ihn zwei Männer von hinten unter den Armen. Als er den Kopf zurückwandte, sah er, dass es Torgils Eskilsson zu Arnäs und Emund Jonsson zu Ulfsheim waren, die sich mit ihm einen Scherz erlaubten. Sie waren zwar etwa zehn Jahre älter als er, aber ebenfalls Forsviker. Bei diesen beiden Verwandten war er in trauter Gesellschaft.
Cecilia Rosa und die anderen Witwen gehörten zu den ersten Personen, die nach der Krönung nach Forsvik zurückkehrten. Sie hatten ihr hohes Alter oder weibliche Gründe
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