Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
Wie auch immer es sich damit verhält, jetzt kommt her und setzt Euch an meine Seite, Junker Birger!«
Karl der Taube legte einen Arm um die Schultern seines jungen Verwandten und führte ihn langsam durch den Raum. Alle erhoben sich und begrüßten den Jüngling, der der Enkel Arn Magnussons war.
Es war nicht unbedingt besser, direkt neben der Tür zum König zu sitzen, fand Birger. Sein alter Verwandter hatte eine Art, Unterhaltungen zu führen, die sich für jemanden, der jung und verzagt war, kaum eignete, denn er brüllte jede Frage und Antwort heraus.
»Und wie gehen bei der lieben Cecilia Rosa auf Forsvik die Geschäfte? Es heißt, dass Eskil Magnusson an jedem Boot eine Goldmünze verdient, aber dass davon mindestens eine Silbermünze auf Forsvik bleibt!
Ist Ritter Bengt gesund? Ist er immer noch so ein guter Krieger?
Hattet Ihr auf Ulvåsa dieses Jahr eine genauso gute Ernte wie wir anderen? Hat Ingrid Ylva nicht vor, sich bald einen neuen Mann zu nehmen?«
Birger schwitzte und wand sich bei diesen Fragen wie ein Regenwurm an einem Angelhaken. Er fand, dass das
weder die Eriker noch seine Verwandten etwas anging. Außerdem konnte er auf die Frage, ob sich seine Mutter einen neuen Mann suche, kaum eine vernünftige Antwort geben. Antwortete er zu leise, rief der mächtige, aber taube Folkunger seine Frage sofort aufs Neue.
Seine Qual nahm ein unerwartetes Ende. Zu aller Erstaunen wurde er als Erster zum König gerufen.
Zwei der schwarz gekleideten Knappen des Königs führten ihn durch den langen Saal, an dessen Ende der König, sein Jarl Folke und ein Bischof, dessen Namen Birger nicht kannte, saßen. Alle Tische waren an die Wände geschoben worden, und vor dem König und seinen Männern stand kein Stuhl. Auf dem großen Tisch vor ihnen lagen das Bischofskreuz, das Schwert des Jarls und die Königskrone, flankiert von zwei goldenen Zeptern.
Zum ersten Mal, seit er in die Stadt Linköping gekommen war, wusste Birger, wie er sich zu benehmen hatte. Den König kannte er persönlich. Gemeinsam hatten sie den Sieg bei Gestilren erlebt, sich seither jedoch nur noch auf Begräbnisfeiern gesehen. Zögernd durchquerte Birger den langen Saal, verbeugte sich, setzte das linke Knie auf den Boden und erwartete in dieser Stellung die Erlaubnis des Königs, sich wieder zu erheben.
Diese wurde jedoch nicht erteilt. Stattdessen eilte der König um den Tisch, riss Birger hoch und umarmte ihn.
»Junker Birger, es freut uns, Euch nach all den traurigen Begebenheiten gesund und munter anzutreffen«, sagte der König und trat ein paar Schritte zurück. Er tat, als würde er seinen jungen Besucher von Kopf bis Fuß streng in Augenschein nehmen. »Ihr erinnert an Euren Großvater, Birger, obwohl Ihr die braunen Augen Eurer Mutter habt und auch ihre Haarfarbe. Ihr dürft es mir nicht verübeln, wenn diese Begegnung kurz ausfällt, aber
dort draußen sitzt eine ganze Bank Wartender, die sich alle das eine oder andere erhoffen. Was wir Euch dieses Mal mitzuteilen haben, lässt sich schnell sagen. Falls Ihr das wenig höfisch findet, so sagt an.«
»Eure Majestät haben mich zu sich gerufen. Ich bin Folkunger. Wir Folkunger haben an Eurer Seite gekämpft und geblutet und Euch Treue geschworen. Was mein König beschließt, dem gehorche ich«, antwortete Birger leicht und entschlossen.
Der König betrachtete ihn nachdenklich, dann ging er ein paar Schritte um ihn herum, als wolle er ihn verlocken, etwas zu sagen, bevor er selbst weitersprach. Diese Finte schien bei Junker Birger jedoch nicht zu verfangen. Lächelnd kehrte der König an seinen Platz hinter der Krone und den zwei Zeptern zurück.
»Wenn dieses Spektakel vorüber ist, wollen wir Junker Birger als unseren Gast auf Näs sehen. Euer Vater stand uns näher als jeder andere Mann. Wir hoffen inniglich, dass Ihr dieser Einladung Folge leistet.«
»Es wird mir eine Ehre sein, als Folkunger bei unseren Verwandten, den Erikern, und unserem König Erik zu erscheinen«, antwortete Birger ohne zu Zögern.
»Ihr habt bei Gestilren das Reichswappen getragen, Junker Birger«, fuhr der König mit leicht gerunzelter Stirn fort. »Dies wird morgen nicht geschehen, Ihr werdet weder den Löwen der Folkunger tragen noch die drei Kronen oder das Reichswappen mit beidem. Ehe Ihr zu enttäuscht seid, will ich Euch rasch erklären, warum. In unserem Land ist es Sitte, dass der Wappenträger des Königs einer der ältesten und wichtigsten Männer ist. So ist es auch der Brauch bei
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