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Der Krieg Der Diebe

Titel: Der Krieg Der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Dieses fackelbeleuchtete Boot kroch wie eine Riesenspinne aus einem Alptraum auf unsere Stadt zu, es pirschte sich seiner Beute über einen tintenschwarzen Spiegel an. Obgleich man mich meiner Tapferkeit rühmt, muß ich gestehen, daß ich es aus den Schatten der Dunkelheit beobachtet habe. Den Weisen ist es sehr wohl bekannt, daß die Dunkelheit den Schwachen so leicht schützen kann, wie den Starken in Schrecken versetzen.«
    Viele der Zuhörer nickten bestätigend. So war Freistatt, und jeder, gleichgültig, welcher Klasse er angehörte, hatte irgendwann einmal Zuflucht in der Dunkelheit gesucht - so mancher öfter, als er zugeben mochte.
    »Als sie an Land waren, konnte ich jedoch erkennen, daß sie nicht viel anders aussahen als wir. So trat ich aus meinem Versteck und schritt ihnen entgegen.«
    Diesen Mut verdankte Hakiem einer Mischung aus Ungeduld, Neugier - und Wein. Hauptsächlich letzterem. Es stimmte, daß der Geschichtenerzähler seit Mittag auf seinem Posten gewesen war, aber er hatte sich auch von dem Wein in den verlassenen Hafenkneipen bedient. So kam es, daß er sternhagelvoll war, als das Boot anlegte.
    Die Männer stiegen auf den Pier, und, statt sich in die Stadt zu begeben, sammelte sich die Gruppe am Strand. Nachdem Minuten vergangen waren und sich kein weiteres Boot von der Flotte näherte, begriff Hakiem, daß diese Vorhut auf ein Empfangskomitee von der Stadt wartete. Wenn das wirklich der Fall war, dachte er, mochten sie bei Sonnenaufgang immer noch hier stehen.
    »Ihr müßt zum Palast gehen!« rief er, ohne zu überlegen.
    Kaum ertönte seine Stimme, richteten sich aller Augen auf ihn.
    »Palast! Zum Palast!« wiederholte er und ignorierte das Prickeln am Nacken.
    »Hakiem!«
    Einer aus der Gruppe winkte ihm, näherzukommen.
    Was immer Hakiem von den Invasoren erwartet oder befürchtet hatte, ganz sicher jedenfalls nicht, daß man ihn beim Namen rufen würde.
    Fast gegen seinen Willen trugen seine zittrigen Beine ihn zu den Männern.
    »Der erste, dem ich begegnete, war der letzte, mit dem ich gerechnet hätte«, gestand Hakiem seinen Zuhörern. »Es war kein anderer als unser Hort, von dem man annahm, daß er mit seinem Vater auf der See geblieben war. (1) Ihr dürft mir glauben, ich war ziemlich erstaunt, daß er nicht nur noch lebte, sondern diese Eindringlinge begleitete.
    Inzwischen kennt Ihr alle die Beysiber und habt Euch an ihr seltsames Aussehen gewöhnt. Doch sie so zum erstenmal bei Fackelschein am verlassenen Strand zu sehen, genügte, einem starken Mann Schrecken einzujagen - und ich bin kein starker Mann. Die Hände, welche die Fackeln hielten, hatten Schwimmhäute, daß man meinen konnte, diese Leute wären geradewegs aus dem Meer gestiegen und hätten es nicht mit Schiffen überquert. Die Schwertgriffe, die über ihre Schultern hochragten, hatte ich schon aus der Ferne bemerkt, nicht aber ihre Augen. Diese dunklen, starren Augen, in denen sich der Fackelschein spiegelte, ließen mich glauben, daß sie sich wie eine Meute Raubtiere auf mich stürzen würden, wenn ich die geringste Furcht zeigte. Selbst jetzt, bei Tageslicht, können diese Augen.«
    »Hakiem!«
    Der Alte freute sich, als ihm auffiel, daß er nicht als einziger bei diesem Ruf zusammenzuckte. Er konnte seine Zuhörer also immer noch in Bann schlagen. Sie hatten die grelle Vormittagssonne vergessen und standen mit ihm an einem fackelerhellten Strand.
    Über seinem Stolz spürte er Ärger aufkommen, daß man ihn mitten in einer Geschichte unterbrach. Er warf dem Störenfried keinen freundlichen Blick zu.
    Es war kein anderer als Hort in Begleitung von zwei beysibischen Soldaten. Einen Moment mußte Hakiem gegen eine Welle der Unwirklichkeit ankämpfen, als wäre dieser Jungmann aus seiner Geschichte gestiegen, um sich im wirklichen Leben an ihn zu wenden.
    »Hakiem! Du mußt sofort mitkommen. Die Beysa höchstpersönlich möchte dich sehen.«
    »Sie muß warten«, erklärte der Alte von oben herab und ignorierte das Gemurmel unter seinen Zuhörern. »Ich bin mitten in einer Geschichte.«
    »Du verstehst nicht«, drängte Hort. »Sie will dir eine Stellung an ihrem Hof anbieten!«
    »Nein, du verstehst nicht!« brüllte Hakiem, und sein Ärger schwoll an. »Ich bin bereits beschäftigt - und werde es sein, bis ich mit meiner Geschichte fertig bin. Diese guten Leute haben mich beauftragt, sie zu unterhalten, und das beabsichtige ich zu tun, bis sie zufrieden sind. Du und deine fischäugigen Freunde werdet eben

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