Der Krieg der Ketzer - 2
und er versuchte nach Kräften, nicht die Schmerzenschreie der Männer zu hören, die in diesem lodernden Inferno gefangen waren.
Es gab nichts mehr, was er hätte tun können, also machte er sich daran, den Schützen zu folgen, die er gerade von Bord geschickt hatte … als eine Kanonenkugel einer letzten Breitseite ihn geradewegs in die Brust traf.
Vierzehn Minuten später erreichten die Flammen das Munitionsdepot des Schiffes. Mindestens drei der Galeeren, die hier vor Anker lagen, standen mittlerweile in Flammen und tauchten die Bucht trotz des Regens in taghelles Licht. Merlin stand neben Cayleb auf dem Achterdeck der Dreadnought, während die Kanonen der Galeone immer weiter auf ihre Ziele feuerten, und der ungeheuerliche Anblick dieser allumfassenden Zerstörung ließ alles, was Nimue Alban, die im Kampf die Gewalt der Kernfusion selbst hatte entfesseln müssen, jemals mit eigenen Augen gesehen hatte, in erschreckendem Maße verblassen.
Das Schiff fuhr nicht mehr weiter. Reglos stand die Dreadnought nun in der Bucht – sie war in diesem schaumigen Wasser nicht ganz so standhaft wie eine Festung auf dem Land, aber doch fest genug, dass die Schützen sich an das Rollen hatten gewöhnen können. Auf ebenfalls vor Anker liegende Ziele zu feuern, war unter diesen Umständen ein Kinderspiel für sie, und ihre Schussrate war deutlich höher, als sie es bei einem Schiff auf hoher See hätten schaffen können. Sie luden nach und feuerten, luden nach und feuerten, fast wie Maschinen, und verwandelten ihre Ziele in geborstene, zersplitterte Wracks.
Zwischen den einzelnen Schüssen stieg Dampf von den heißen Kanonenrohren auf, er zischte und wurde schon bald vom Wind davongetragen. Der Geruch von Pulver, loderndem Holz, brennendem Teer und versengenden Tauwerks legte sich in gischtgepeitschten Nebelbänken über die Bucht, verwirbelt von der Gischt zeichneten sie sich deutlich von den aufblitzenden Kanonen und den brennenden Schiffen ab.
Eine der lodernden Galeeren geriet ins Treiben, als ihr Ankertau durchgeschmort war. Der Wind trieb sie langsam auf die Dreadnought zu – nicht ganz, aber sie würde Caylebs Flaggschiff doch bedrohlich nahekommen –, eingehüllt in die feurige Korona ihrer eigenen Zerstörung. Captain Manthyr sah sie, auf seinen Befehl hin wurde die Ankerwinde betätigt, die Trossen wurden gespannt, bis die Steuerbord-Breitseite der Galeone das Feuer auf das lodernde Wrack eröffnen konnte.
Manthyr war jederzeit bereit, das eigene Ankertau zu kappen und Segel setzen zu lassen, sollte sich das als notwendig erweisen, doch drei rasche, dröhnende Breitseiten reichten aus, um die ohnehin schon leckgeschlagene Galeere endgültig zu versenken. In einer gewaltigen, zischenden Wolke aus Wasserdampf legte sie sich auf die Seite, Flammen wurden erstickt – keine einhundertfünfzig Schritt von der Dreadnought entfernt –, und unter gehässigen Jubelrufen der Schützen verschlangen die Wellen rasch das gegnerische Schiff. Die Royal Bédard explodierte.
Die ohrenbetäubende Detonation, als die Flammen schließlich das Magazin erreichten, übertönte jedes andere Geräusch, selbst das Tosen der charisianischen Kanonen. Einen Augenblick lang schien der gewaltige Lichtblitz selbst Gischt und Regen zu verbrennen. Er erhellte die tiefliegende Wolkendecke, wurde von der senkrechten Westwand des ›Klippenhakens‹ zurückgeworfen und schleuderte lodernde Trümmer hoch in die stürmische Nacht hinaus, als wollten Meteore voller Heimweh wieder zum Himmel zurückkehren.
Die flammenden Trümmer stiegen auf, dann stürzten sie wieder herab, verloschen zischend, als sie ins Wasser fielen, oder sie krachten in einer Funkenkaskade auf die nächstgelegenen Galeeren und Galeonen herab. Matrosen eilten sich, die brennenden Trümmer über Bord zu werfen, und hier und dort entstanden weitere kleinere Brände, doch der unablässig herabprasselnde Regen und die Gischt hatten die Decks der Schiffe beider Seiten so gründlich durchnässt, dass kein Schiff durch diese Flammen ernstlich in Gefahr geriet.
Doch der wilde Kampf selbst schien stillzustehen, als hätte das spektakuläre, erschreckende Ende beide Seiten kurzzeitig zum Erstarren gebracht.
Zwei oder drei Minuten dauerte diese Pause an, dann folgte weiterer Tumult, als Caylebs Schützen erneut das Feuer eröffneten. Hilflos betrachtete Graf Thirsk das höllische Panorama.
Er wusste nicht, wie lange er schon auf dem Achterkastell der Gorath Bay stand. Es kam ihm wie
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