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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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eine Ewigkeit vor, auch wenn es kaum länger als zwei Stunden gedauert haben mochte. Irgendjemand hatte ihm einen Mantel um die Schultern gelegt − er hatte keine Ahnung, wer das wohl getan haben mochte –, und nun schlang er ihn enger um sich, während er mit weit aufgerissen Augen das Ende seiner Flotte rnitansehen musste. Die Charisianer hatten sich in mindestens zwei Kolonnen aufgeteilt, vielleicht sogar drei. Tief waren sie in seine vor Anker gegangene Formation vorgestoßen, feuerten unerbittlich; wohin Thirsk auch blickte, schien der Regen aus blutigem Glas zu bestehen, erhellt vom Gleißen lodernder Galeeren und immer und immer wieder aufblitzender Artillerie.
    Er hatte den Feind unterschätzt. Er hatte sich nicht im Traum vorstellen können, Cayleb würde die Unverfrorenheit besitzen, eine ganze Galeonen-Flotte in die ›Klippenstraße‹ zu führen – bei Nacht und mitten in einem Sturm. Er konnte es immer noch nicht fassen, obwohl der Beweis dafür hier vor seinen Augen brennend im Wasser versank.
    Die Royal Bédard war fort, Flammen und Wellen hatten sie verschlungen, doch ein halbes Dutzend weiterer Schiffe loderte immer noch, und während Thirsk noch zu diesem Blutbad hinüberstarrte, geriet eine weitere seiner Galeeren in Brand. Zur Tatenlosigkeit verdammt, schaute Thirsk zu, wie die Flammen aus den Laderäumen emporloderten, über die geteerten Wanten leckten, und vor dem Lichtschein sah er die Silhouetten überfüllter Boote, die nach Kräften vor diesem Inferno zu flüchten versuchten. So weit er das beurteilen konnte, hatte noch kein einziger Charisianer auf das brennende Schiff geschossen, und seine Zähne schmerzten, so fest spannte er die Kiefermuskeln an, als er begriff, dass die Mannschaft das Feuer bewusst gelegt haben musste, um dann das Schiff aufgeben zu können, statt sich dem Feind stellen zu müssen.
    Er wandte den Blick ab, nur um sehen zu müssen, wie eine weitere bislang unbeschädigte Galeere sich in Bewegung setzte. Nicht etwa, um den Feind anzugreifen: Sie steuerte geradewegs auf den westlichen Strand dieses Ankerplatzes zu. Noch während er zuschaute, lief sie auf den felsigen Grund auf, und die Mannschaft sprang über Bord. Sie stürzten in das flache Wasser, taumelten an Land, flüchteten in die Finsternis.
    Ein Teil von ihm wollte diese Feigheit vor dem Feind sogar verstehen und entschuldigen, aber das konnte er nicht. Was hätte man denn erwarten sollen? Die Zerstörung würde sie alle heimsuchen, hatte sich wie ein Dämon mitten in der Nacht auf sie gestürzt, und waren sie nicht in den Gewässern des Armageddon-Riffs selbst vor Anker gegangen?
    Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat, dachte er. Dieses Land selbst war verflucht. Jeder einzelne seiner Männer kannte die Geschichte des unfassbar Bösen, das vor so langer Zeit hier entstanden war, und auch die der gewaltigen Zerstörung, die dieses Land dann heimgesucht hatte, und das reichte aus – zusammen mit den Schrecken dieses völlig unerwarteten Angriffs, diesem plötzlichen Gewaltausbruch und der Tatsache, dass sie alle völlig unvorbereitet waren.
    Eine weitere Galeere ging in Flammen auf, wieder von der eigenen Mannschaft in Brand gesteckt, und eine zweite Galeere steuerte jetzt das Ufer an. Dann eine dritte. Und dahinter, nur als Silhouetten vor dem rauchigen Lichtschein ihrer lodernden Schwesternschiffe zu erkennen, sah er, dass andere Galeeren ihre Flaggen einholten und stattdessen den Wimpel hissten, mit dem sie ihre bedingungslose Kapitulation anzeigten.
    Einen Augenblick lang starrte er sie nur fassungslos an, dann wandte er sich ab. Langsam stieg er die Leiter des Achterkastells hinab, wie ein alter, ein sehr alter Mann. Dann öffnete er seine Kabinentür und trat ein.

.VIII.
    HMS Dreadnought, In der ›Klippenstraße‹, Armageddon-Riff
    »Graf Thirsk ist hier, Euer Hoheit«, verkündete Ahrnahld Falkhan mit ungewohnter Förmlichkeit, als er die Tür zur Flagg-Kabine der HMS Dreadnought öffnete.
    Cayleb wandte den Blick vom Heckfenster ab, durch das er die weiß schäumenden Wellen betrachtet hatte, als seine Erste Leibwache der Marines den dohlaranischen Admiral hereinführte.
    »Euer Hoheit«, sagte Thirsk und neigte den Kopf.
    »Mein Lord«, erwiderte Cayleb.
    Der Dohlaraner richtete sich auf, und Cayleb blickte ihn lange und nachdenklich an. Der sehr viel ältere Mann war von der rauen Überfahrt in einem offenen Boot völlig durchnässt, und er wirkte erschöpft und

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