Der Krieg der Ketzer - 2
verbliebenen einundzwanzig Kriegsschiffe, die einst Thirsk unterstanden hatten, völlig hilflos. Caylebs verbliebene zwölf Galeonen waren nun in einer nicht ganz vorschriftsmäßigen Linie zwischen ihnen und der einzigen Möglichkeit, auf das offene Meer zu entkommen, vor Anker gegangen. Nach all dem, was die Kanonen dieser Galeonen bereits bewirkt hatten, gab sich kein einziges Besatzungsmitglied dieser Galeeren – und ebenso wenig ihr Admiral – gleichwelchen Illusionen hin, was geschehen würde, wenn sie nun versuchten, ihrerseits die Charisianer anzugreifen oder sich doch noch den Weg zur offenen See freizukämpfen.
»Meine Bedingungen sind sehr einfach, Mein Lord«, sagte der Kronprinz schließlich. »Ich erwarte die bedingungslose Kapitulation jedes einzelnen Schiffes an diesem Ankerplatz.«
Thirsk verzog das Gesicht, doch nicht vor Überraschung, sondern vor Schmerz.
»Darf ich vielleicht darauf hinweisen, Euer Hoheit«, gab er dann nach kurzem Schweigen zurück, »dass Ihr nicht einmal annähernd genug Männer an Bord Eurer Schiffe habt, um die meinen als Prisen zu nehmen?«
»Das wohl«, gestand Cayleb und nickte gleichmütig. »Andererseits habe ich auch nicht die Absicht, sie mitzunehmen.«
»Nein?« Kurz starrte ihn Thirsk nur an, dann neigte er den Kopf zur Seite. »Sollte ich dann annehmen, dass Ihr ihnen und den Überlebenden meiner Männer die Freiheit schenken wollt?«
»Das sollten Sie nicht«, gab Cayleb mit viel, viel kälterer Stimme zurück.
»Ihr König hat seine Navy ausgeschickt, um Charis zu Friedenszeiten anzugreifen«, fuhr er mit der gleichen eisigen Stimme fort. »Charis hat nicht das Geringste getan, um Ihren König in gleichwelcher Form zu beleidigen oder Ihrem Reich zu schaden. Er hat keinerlei Forderungen gestellt, und er hat seine Absichten auch nicht kundgetan. Stattdessen hat er, wie ein hinterhältiger, gedungener Mörder, Herzog Malikai – und Sie, Mein Lord! – ausgesandt, damit Ihre Streitkräfte sich mit unseren eigenen Verbündeten zusammenschließen. Und dann wollte diese vereinte Streitmacht hinterhältig ein Land angreifen, das mehr als sechstausend Meilen von seinen eigenen Ländereien entfernt liegt.«
Überraschung, und vielleicht auch ein Anflug von Zorn, angesichts von Caylebs beißenden Tonfall, war in Thirsks Augen zu erkennen, und Cayleb stieß ein verächtliches Schnauben aus.
»Wir waren nicht ganz so ahnungslos, wie Sie und Ihre Herren unter den ›Rittern der Tempel-Lande‹ – das erwartet haben, Mein Lord! Unsere Spione in Tarot wussten von Eurem Plan, uns anzugreifen. Wie sonst, glauben Sie, hätten wir wissen können, in welchen Gewässern wir Ihr Näherkommen hätten beobachten sollen? Und zweifeln Sie nicht daran, Graf Thirsk, dass Gorjah von Tarot für seinen Verrat ebenfalls wird büßen müssen.
Aber was für uns im Augenblick von Belang ist, das ist, dass Ihr König es weder verdient, dass wir seinen Untertanen – Ihren Männern! – die Freiheit schenken, noch dass man ihm das Vertrauen schenkt, das damit nun einmal einherginge. Und so bedaure ich sagen zu müssen, dass ich Ihnen diese Möglichkeit nicht anbieten kann.«
»Ich vertraue darauf«, sagte Thirsk mit zusammengebissenen Zähnen, »dass Ihr dann nicht so töricht sein werdet, zu glauben, meine Männer würden nicht versuchen, ihre Schiffe von Euren Prisenmannschaften – welche auch immer Ihr dafür einzusetzen gedenkt – zurückzuerobern, Euer Hoheit?«
»Es wird keine Prisenmannschaften geben«, informierte Cayleb ihn. »Ihre Schiffe werden in Brand gesteckt.«
»›In Brand gesteckt‹?!« Entsetzt keuchte Thirsk auf. »Aber die Besatzung, meine Männer …«
»Ihre Männer werden an Land gebracht werden«, erklärte Cayleb. »Man wird ihnen gestatten, Versorgungsgüter an Land mitzunehmen, Material, aus dem Unterkünfte gebaut werden können, und auch Lebensmittel von Ihren Schiffen, einschließlich der zur Flotte gehörigen Versorgungsschiffe. Es wird ihnen nicht gestattet werden, Waffen oder Dinge, die als Waffen fungieren könnten, mitzunehmen – von Holzfälleräxten und Sägen abgesehen. Sobald alle Ihre Männer an Land sind, werden sämtliche Ihrer Schiffe in Brand gesteckt, von einem einzigen, unbewaffneten Versorgungsschiff abgesehen. Diesem Versorgungsschiff wird es gestattet werden, jeglichen Kurs einzuschlagen, den Sie ihm vorzugeben wünschen, und Depeschen an Ihren König mit sich zu führen.«
»Das könnt Ihr doch nicht ernst meinen!« Voller
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