Der Krieg, der viele Vaeter gatte
läßt. Der Weg aus Ostpreußen vermeidet, daß deutsche Truppen polnisches Territorium betreten müssen, und daß es um des Anschlusses willen zu einem Krieg mit Polen kommen muß.
Mit dem deutschen Einmarsch in der Rest-Tschechei hat Deutschland in den Augen der Briten, Franzosen, Amerikaner und Sowjets einen Grund zum Krieg ge liefert. Da sie den Kriegsgrund alle nicht dazu benutzen, zur Rettung der Tschechen militärisch einzugreifen, bindet sie danach erneut die Friedenspflicht. Statt dessen pflanzen die Regierungen der USA, Großbritanniens und Frankreichs eine neue Schwierigkeit für Deutschland auf das von ihnen in Versailles gesäte Feld der deutsch-polnischen Differenzen. Sie animieren die dafür empfänglichen Polen, sich auf keine deutschen Wünsche einzulassen, und verhindern damit die Lösung von Problemen, die sie 20 Jahre vorher selbst geschaffen haben. Das muß in der inzwischen angeheizten Spannung zwischen Polen und dem Deutschen Reich so gut wie automatisch einen neuen Krieg entfachen.
Roosevelt verspricht Chamberlain und Daladier Hilfe gegen Deutschland und bestärkt sie, nicht vor einem weiteren Krieg zu scheuen. Chamberlain nimmt den Polen mit seinem Beistandsangebot den letzten Anreiz, auf die deutschen Wünsche einzugehen. Zum Schluß verspielt er mit seiner vorgetäuschten Vermittlungstätigkeit die letzten Zeitreserven Hitlers. Daladier und Gamelin locken die Polen mit dem Versprechen eines französischen Großangriffs gegen Deutschlands Westfront auf einen „Siegespfad", der im Desaster für die Polen endet. Stalin schürt die Kriegsbereitschaft aller Seiten. Und Roosevelt, als er von den sowjetischen „Interessen" an Ostpolen hört, läßt die Polen ungewarnt, damit sie nicht am Ende doch noch Danzig opfern und dadurch einen Krieg verhindern. Polen ist für alle nicht ein Schützling, sondern nur das Mittel, das mit Sicherheit den nächsten Krieg ermöglicht. Aber Polen ist dabei nicht nur das Opfer. Die Qualen, die die Polen „ihren" Deutschen, Weißrussen und Ukrainern antun, wiegen im Sommer 1939 schwerer als das Danzig-Korridor-Problem. Resümierend kann man sagen, daß die hier genannten Akteure – jeder auf seine ganz eigene Weise – den Zweiten Weltkrieg mit angezettelt haben. Mitschuldig an diesem neuen Krieg sind die Regierungen und Staaten, die in Versailles und Saint-Germain die Gründe für den nächsten Krieg geschaffen und später bei Gefahr bewußt verhindert haben, daß die Gründe beseitigt werden konnten. Soweit zu dem, was Asher ben Nathan gemeint hat, als er sagte:
„Entscheidend ist, was den ersten Schüssen vorausgegangen ist."
Hitler löst am frühen Morgen des 1. Septembers 1939 die Schüsse der deutschen Wehrmacht gegen die polnische Armee aus und reißt die Welt damit in einen Strudel, der bis heute nachwirkt.
ANHANG
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Quellenverzeichnis
Personenverzeichnis
Sachregister
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Quellenverzeichnis
Akten zur Deutschen Auswärtigen Politik [zit als ADAP] Serien C und D, Baden-Baden, 1956/57
Archiv der Gegenwart [zit als Archiv der Gegenwart] Band 1939-1940, Verlag Archiv der Gegenwart, Wien, 1939 und 1940
Arnaszus, Helmut u. Semaska, Algimantas (dt. u. litauische Autoren) [zit als Arnaszus] Durch Litauen und ehemaliges Ostpreußen, Mokslas Verlag, Wilna, 1990
Auswärtiges Amt 1939/1940/1941 [zit als AA] Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges, Weißbuch der Deutschen Regierung, HeymannsVerlag, Berlin, 1939/40/41
Baumbach, Werner [zit als Baumbach] Zu spät?, Aufstieg und Untergang der deutschen Luftwaffe, Richard Pflaum Verlag, München, 1949
Baumfalk, Gerhard [zit als Baumfalk] Tatsachen zur Kriegsschuldfrage, Grabert Verlag, Tübingen, 2000
Bavendamm, Dirk [zit als Bavendamm, Roosevelts Krieg] Roosevelts Krieg 1937-45, Herbig Verlag, München-Berlin, 1993
Bavendamm, Dirk [zit als Bavendamm, Roosevelts Weg zum Krieg] Roosevelts Weg zum Krieg, Amerikanische Außenpolitik 1914-1939, Ullstein Verlag, FrankfurtBerlin, 1989
Below, Nicolaus von [zit als v. Below] Als Hitlers Adjutant, Pour le Merite Verlag, Selent, 1980
Benoist-Méchin, Jacques (französischer Autor) [zit als Benoist-Méchin] Auf dem Weg zur Macht 1925-1939, Geschichte der deutschen Militärmacht 1918-1946, Bände 2 bis 7, Gerhard Stalling Verlag, Oldenburg-Hamburg, 1965 (Titel der französischen Originalausgabe: Historie de 1' Armee allemande)
Bernhardt, Hans [zit als Bernhardt] Deutschland
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