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Der Krieg der Welten

Der Krieg der Welten

Titel: Der Krieg der Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Wells
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Öffentlichkeit sei hiermit ermahnt, Paniken zu vermeiden und unterdrücken. Ohne Zweifel seien die Marsleute äußerst seltsame und erschreckende Geschöpfe, aber im schlimmsten Fall gäbe es nicht mehr als zwanzig gegen unsere Millionen. Die Behörden hätten guten Grund, aus dem Umfang der Zylinder zu schließen, daß im äußersten Fall nicht mehr als fünf in jedem Zylinder stecken könnten - zusammen also fünfzehn. Und einer wenigstens sei schon abgetan - vielleicht schon mehr. Die Öffentlichkeit sei schon genügend vor der drohenden Gefahr gewarnt worden; und die umfangreichsten Vorsichtsmaßregeln seien getroffen worden, um die Bevölkerung der bedrohten südwestlichen Vororte zu schützen.
    Und mit wiederholten Beteuerungen in bezug auf die Sicherheit Londons und in festem Vertrauen darauf, daß die Behörden ihrer schweren Aufgabe gewachsen seien, schloß diese Quasi-Proklamation. Das alles war in riesigen Buchstaben gedruckt, so frisch, daß das Papier noch feucht war, und es war nicht Zeit gewesen, ein Wort der Erklärung hinzuzufügen. Es sei merkwürdig gewesen, erzählte mein Bruder, wie rücksichtslos der übrige Inhalt des Blattes verstümmelt und beseitigt wurde, um für diese Mitteilungen Raum zu schaffen.
    Die ganze Wellington Street entlang konnte man die Leute sehen, wie sie diese Haßroten Blätter auseinanderfalteten und lasen; und der Strand war plötzlich erfüllt von den lärmenden Stimmen eines Heeres von Zeitungsverkäufern, die jenen Pionieren auf dem Fuße folgten. Die Leute kletterten von den Bussen herab, um sich Blätter zu sichern. Diese Nachrichten erregten die Menge natürlich aufs äußerste, so groß ihr früherer Gleichmut auch war. Die Türe eines Landkartenladens am Strand wurde aufgeschlossen, erzählte mein Bruder, und hinter dem Fenster wurde ein Mann in seinem Sonntagsstaat mit zitronengelben Handschuhen sichtbar, wie er Karten von Surrey hastig an das Glas befestigte.
    Als er, die Zeitung in seiner Hand, den Strand entlang zum Trafalgar Square kam, sah mein Bruder einige Flüchtlinge aus West Surrey. Ein Mann kam mit seinem Weibe, zwei Knaben und einigen Einrichtungsstücken in einem Karren, wie ihn Gemüsehändler benutzen. Er kam aus der Richtung der Westminster Bridge und dicht hinter ihm ein Heuwagen mit fünf oder sechs anständig aussehenden Leuten und einigen Koffern und Bündeln. Die Gesichter dieser Leute waren eingefallen, und ihre ganze Erscheinung stand in auffallendem Gegensatz zu dem sonntäglich geschmückten Äußern der Leute in den Omnibussen. Modisch gekleidete Menschen blickten neugierig aus ihren Mietwagen auf die Flüchtlinge.
    Diese machten auf dem Platze halt, unschlüssig, welchen Weg sie einschlagen sollten. Schließlich wandten sie sich ostwärts und zogen den Strand entlang. Einige Zeit nachher kam ein Mann in Werktagskleidern auf einem jener altfränkischen Dreiräder mit einem kleinen Vorderrad. Er hatte ein kreideweißes Gesicht und war über und über von Schmutz bedeckt.
    Mein Bruder wandte sich abwärts nach der Victoria Station und begegnete einer ganzen Anzahl solcher Leute. Er hatte das unbestimmte Gefühl, dabei auch auf mich zu stoßen. Er bemerkte eine ungewöhnlich große Menge von Schutzleuten, die den Verkehr regelten Einige von den Flüchtlingen besprachen die Ereignisse mit den Leuten in den Omnibussen. Einer behauptete, die Marsleute gesehen zu haben "Kessel auf Stelzen sage ich Ihnen, die laufen wie Menschen " Die meisten erschienen durch ihre seltsamen Erfahrungen belebt und aufgeregt.
    Jenseits der Victoria Station machten die Wirtshauser mit diesen Ankömmlingen ein gutes Geschäft. An allen Straßen ecken sammelten sich Leute an lasen Zeitungen, sprachen erregt miteinander oder starrten diese ungewohnten Sonntagsgäste an. Diese schienen sich mit der allmählich anbrechenden Nacht nur noch zu vermehren, und schließlich wirkten die Straßen nach dem Bericht meines Bruders wie die Epsom High Street an einem Derbytag. Mein Bruder sprach mehrere dieser Flüchtlinge an, erhielt aber von den meisten nur unzulängliche Antworten. Keiner von ihnen konnte ihm irgendwelche Nachrichten von Woking mitteilen, außer einem Mann, der ihm versicherte, daß Woking in der vorigen Nacht gänzlich zerstört worden sei. "Ich komme aus Byfleet", erzählte er; "ein Mann auf einem Fahrrad kam am frühen Morgen durch unseren Ort; er lief von Tür zu Tür und ermahnte uns zur Flucht. Dann kamen Soldaten. Wir gingen hinaus, um zu sehen, was los

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