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Der Krieg der Welten

Der Krieg der Welten

Titel: Der Krieg der Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Wells
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einigen Reitern und zwei Automobilen überholt. Eine Meile vor Edgware brachen die Räder, und die Maschine wurde unbrauchbar. Er ließ sie auf der Straße liegen und schleppte sich ins Dorf. In der Hauptstraße des Ortes waren die Läden halb geöffnet, und auf den Bürgersteigen, in den Fenstern sammelten sich Leute, die verwundert auf jenen außergewöhnlichen Zug von Flüchtlingen starrten, der letzt heranzunahen begann. Meinem Bruder gelang es, in einem Wirtshaus etwas zu essen zu bekommen.
    Er blieb einige Zeit in Edgware, ratlos, was er beginnen solle. Die Flüchtlinge nahmen an Zahl immer mehr zu. Viele von ihnen schienen wie mein Bruder geneigt zu sein, im Orte zu bleiben. Von den Eindringlingen des Mars wußte niemand Neues zu berichten. Die Straße war jetzt schon voll von Leuten, aber noch lange nicht überfüllt. Die meisten Flüchtlinge waren mit Fahrrädern ausgerüstet, bald aber tauchten auch Automobile, Hansoms und Kutschen auf, die rasch vorübereilten und in den dichten Staubwolken verschwanden, die auf der Straße nach St. Albans aufwirbelten. Es war vielleicht nur ein ganz unklares Vorhaben, den Weg nach Chelmsford zu wählen, wo einige seiner Freunde wohnten, was meinen Bruder schließlich bewog, einen stillen Feldweg, der Ostwärts führte, einzuschlagen. Nach kurzer Zeit gelangte er zu einem Zaunsteig, kletterte hinüber und folgte einem Fußweg in nordöstlicher Richtung. Er kam an einigen Bauernhäusern und mehreren kleinen Ortschaften vorbei, deren Namen er nicht kannte. Er sah nur wenige Flüchtlinge, erst auf einem Grasweg in der Nähe von High Barnet stieß er auf die zwei Frauen, die seine Reisegefährtinnen werden sollten. Er kam gerade zur rechten Zeit, um sie zu retten.
    Er hörte ihre Schreie und, um die Ecke eilend, sah er zwei Männer, die sie aus dem kleinen Ponywagen, den sie lenkten, mit Gewalt herauszuzerren suchten, während ein dritter sich damit abmühte, den Kopf des erschreckten Ponys zu halten. Die eine der Damen, eine kleine, in Weiß gekleidete Frau, kreischte nur immerzu; die andere, eine dunkle, schlanke Erscheinung, schlug nach dem Mann, der ihren Arm gepackt hatte, mit der Peitsche, die sie in ihrer freien Hand hielt. Mein Bruder erfaßte die Sachlage auf der Stelle, er rief laut und eilte auf den Kampfplatz. Einer der Männer ließ sofort von den Damen ab und wandte sich ihm zu. Mein Bruder, der aus dem Gesicht seines Gegners sofort erkannte, daß ein Kampf unvermeidlich sei, stürzte sich als der erfahrene Boxer, der er war, sofort auf ihn und schlug ihn gegen das Wagenrad nieder. Es war nicht die Zeit, um die Ritterlichkeit von Boxern zu üben, und mein Bruder machte ihn durch einen Fußtritt kampfunfähig. Dann packte er den Mann, der die schlanke Dame am Arm gefaßt hatte, beim Rockkragen. Er hörte "1as Klappern von Hufen, die Peitsche schlug ihm ins Gesicht, ein dritter Gegner versetzte ihm einen wuchtigen Schlag zwischen die Augen, und der Mann, den er festhielt, riß sich los und rannte den Feldweg hinab in der Richtung, aus der er gekommen war. Halb betäubt sah mein Bruder sich jetzt dem Manne gegenüber, der den Kopf des Pferdes gehalten hatte. Er bemerkte dann, wie der Wagen mit den stets zurückblickenden Frauen, heftig nach beiden Seiten schwankend, den Feldweg entlang davonfuhr. Der Mann vor ihm, ein plumper Lümmel, machte Miene, sich auf ihn zu stürzen, aber mein Bruder schleuderte ihn mit einem Faustschlag ins Gesicht zurück. Als er sich so endlich frei sah, warf er sich herum und lief so schnell er konnte den Feldweg entlang dem Wagen nach; der Plumpe war dicht an seinen Fersen, und der Flüchtige, der sich jetzt umgewandt hatte, folgte in einiger Entfernung.
    Plötzlich taumelte mein Bruder und fiel zu Boden; sein nächster Verfolger stürzte auf ihn los, und als er sich wieder aufgerichtet hatte, sah er sich neuerdings zwei Angreifern gegenüber. Wenig fehlte und es wäre um ihn geschehen gewesen, hätte nicht die schlanke Dame mutig den Wagen angehalten. Sie stieg aus und kam ihm zu Hilfe. Sie hatte von Anfang an einen Revolver mit sich geführt, aber er war unter den Sitzen verborgen, als sie und ihre Gefährtin angegriffen wurden. Sie feuerte ihn nun auf eine Entfernung von sechs Yards ab und hätte um ein Haar meinen Bruder getroffen. Der weniger mutige Räuber machte sich davon, und sein Spießgeselle folgte ihm, seine Feigheit verwünschend. Sie machten beide noch in Sicht halt und blieben auf dem Feldweg, wo der dritte Mann

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