Der Krieg der Welten
nur in Street Cobham, wo der schwarze Dampf liegenblieb, bis er von selbst in die Erde sank. In der Regel reinigten die Marsleute, wenn der Rauch ihren Absichten entsprochen hatte, die Luft, indem sie in den Qualm hineinwateten und einen Dampfstrahl auf ihn richteten. In dieser Weise verfuhren sie mit den Qualmmassen in unserer Nähe, wie wir das von den Fenstern eines verlassenen Hauses in Upper Halliford, wohin wir zurückgekehrt waren, beobachten konnten. Von dort konnten wir auch die Scheinwerfer auf den Hügeln von Richmond und Kingston hin- und herleuchten sehen. Um elf Uhr klirrten unsere Fenster, und wir hörten den Donner der riesigen Belagerungsgeschütze, die dort aufgepflanzt worden waren. In bestimmten Zwischenräumen dauerte das Feuer ungefähr eine Viertelstunde lang. Das konnten nur blinde Schüsse auf die unsichtbaren Marsleute in Hampton und Ditton sein. Dann verschwanden die bleichen Strahlen des elektrischen Lichtes, um einem glühendroten Schein zu weichen.
Damals ging der vierte Zylinder - ein glänzender grüner Meteor - in Bushey Park nieder, wie ich später erfuhr. Ehe noch die Geschütze auf der Hügelkette von Richmond und Kingston ihr Feuer eröffneten, fand fern im Südwesten noch eine unregelmäßige Kanonade statt, die, wie ich vermute, den ins Blaue hinein abgefeuerten Schüssen der dort aufgepflanzten Geschütze zuzuschreiben ist; sie wurden noch abgegeben, bevor der schwarze Dampf die Mannschaft überwältigte. So nach einem wohlerwogenen Plan vorgehend, wie Menschen etwa ein Wespennest ausräuchern, versandten die Marsleute diesen seltsamen erstickenden Qualm über das Land in der Richtung nach London zu. Die Enden der halbmondartigen Linie erweiterten sich langsam, bis sie endlich das Land von Hanwell bis Coombe und Malden umklammerten. Die ganze Nacht hindurch rückten die Marsleute mit ihren vernichtenden Rohren vor. Nicht ein einziges Mal, nachdem der Marsmann bei St. George's Hill zu Fall gebracht worden war, gaben sie der Artillerie auch nur den Schatten einer Gelegenheit zu wirksamem Angriff. Wo immer eine Möglichkeit vorhanden war, daß, ihnen unsichtbar, Geschütze aufgestellt sein konnten, wurde eine frische Büchse jenes schwarzen Qualmes abgefeuert; und wo die Geschütze ungedeckt dastanden, wurde der Hitzestrahl eingesetzt. Um Mitternacht warfen die glühenden Bäume an den Abhängen des Richmond Parkes und der Feuerschein auf dem Hügel von Kingston ihr Licht auf ein Netzwerk schwarzen Rauches, der das ganze Themsetal überzog und verschwinden ließ und sich, soweit das Auge reichte, erstreckte. Und hindurch wateten langsam zwei Marsleute, die ihre zischenden Dampfstrahlen hierhin und dorthin versandten.
Die Marsleute setzten in dieser Nacht den Hitzestrahl nur sehr selten ein, sei es, daß sie nur einen beschränkten Vorrat an den Stoffen besaßen, mit denen sie ihn herstellten, sei es, daß es in ihrer Absicht lag, das Land nicht zu verwüsten, sondern nur den Widerstand, den sie gefunden hatten, zu brechen oder einzuschüchtern. Darin erreichten sie ohne Zweifel ihr Ziel. Sonntag nachts brach der organisierte Widerstand gegen ihre Bewegungen zusammen. Von da an konnte keine wie immer geartete Vereinigung von Menschen ihnen standhalten, so hoffnungslos war das Unternehmen gescheitert. Selbst die Mannschaft der Torpedoboot und der Torpedozerstörer, die ihre Schnellfeuergeschütze die Themse heraufgebracht hatte, weigerte sich zu bleiben, meuterte und kehrte wieder um. Das einzige Angriffsunternehmen, an das sich die Leute nach jener Nacht noch heranwagten, war die Anlage von Minen und Fallgruben; aber selbst diese Arbeiten erfolgten unter einem teils unsinnigen, teils krampfhaft überhasteten Aufwand von Kräften.
Man muß sich nur das Schicksal jener Batterien vor Esher vorstellen, die in fast übermenschlich gespannter Erwartung im Zwielicht der Ereignisse harrten. Überlebende gab es nicht. Man kann sich von allem nur ein Bild machen: alles in bester Ordnung voll Erwartung, die Offiziere eifrig und wachsam, die Mannschaft bereit, der Schießvorrat aufgehäuft zur Hand, die Abprotzer bei ihren Pferden und Wagen, die Menge bürgerlicher Zuschauer so nahe, als es ihnen gestattet wurde, die milde Ruhe des Abends; die Ambulanzen und die Feldzelte mit den Verbrannten und Verwundeten von Weybridge; dann plötzlich der dumpfe Widerhall der Schüsse, welche die Marsleute abfeuerten, und die unförmigen Geschosse, die über Bäume und Häuser sausten und auf den
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