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Der Krieg der Welten

Der Krieg der Welten

Titel: Der Krieg der Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Wells
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gewesen, hier aber war eine ganze Bevölkerung in Bewegung. Die Karren und die Wagen drängten sich dicht einer hinter dem andern und ließen nur wenig Platz für jene rascheren und ungeduldigeren Fahrzeuge, die jeden Augenblick vorwärts schossen, so oft sich eine Gelegenheit dazu bot, dabei schleuderten sie die Leute rücksichtslos gegen die Zäune und die Gitter der Landhäuser. "Nur drauflos!" war der allgemeine Schrei. "Nur drauflos! Sie kommen!
    Auf einem Karren stand ein blinder Mann in der Uniform der Heilsarmee. Er schlenkerte mit seinen gekrümmten Fingern herum und brüllte unaufhörlich: "0 Ewigkeit! 0 Ewigkeit!" Seine Stimme war heiser und überaus laut, in daß mein Bruder ihn noch lange hören konnte, als er im südwestlichen Staub schon den Blicken entschwunden war. Einige Karren waren vollgepfropft von Leuten, die blödsinnig auf ihre Pferde einhieben und mit andern Kutschern zankten; einige Leute wieder saßen regungslos da, mit trostlosen Augen ins Leere starrend; andere nagten vor Durst an ihren Fingern oder lagen auf dem Boden ihres Fuhrwerks lang ausgestreckt. Die Zäume der Pferde waren mit Schaum bedeckt, ihre Augen blutunterlaufen.
    Man sah Mietwagen, Kutschen, Geschäftswagen, Fuhrwerke ohne Zahl, eine Postkutsche, einen Straßensäuberungswagen mit der Aufschrift "Gemeindebezirk St. Pancras", einen riesigen Bauholzwagen mit roh aussehenden Gesellen beladen. Der Geschäftskarren einer Brauerei rasselte vorüber; seine beiden Räder waren mit frischem Blut bespritzt. "Aus dem Weg!" riefen die Stimmen. "Aus dem Weg!" "Ewigkeit! Ewigkeit!" hallte es von der Straße wider.
    Traurige, abgemagerte, gut gekleidete Frauen schleppten sich weiter mit Kindern, die weinten und immer stolperten; ihre zarten Kleider starrten vor Staub, und ihre müden Gesichter waren von Tränen entstellt. Viele von ihnen waren von teils hilfreichen, teils mürrischen und rohen Männern begleitet. Seite an Seite mit ihnen drängte sich mit roher Gewalt ein Haufen Londoner Gesindels vorwärts, in schwarze Lumpen gekleidet, mit lauter Stimme unflätige Reden im Munde führend. Dann sah man stämmige Arbeiter, die kraftvoll vorwärts drängten, elend aussehende, ungekämmte Burschen, offenbar Ladenschwengel oder Tagschreiber, nach ihrer Kleidung zu schließen, die gelegentliche Raufereien veranstalteten; zuweilen sah man noch einen verwundeten Soldaten, ferner Leute, die wie die Gepäckträger der Bahnhöfe gekleidet waren, und ein trostlos aussehendes Geschöpf in einem Nachthemd, über das ein Rock geworfen war.
    Aber so verschieden auch ihre Zusammensetzung war, gewisse Züge hatte diese Menge gemein. Angst und Schmerz brüteten auf den Gesichtern und Angst saß ihnen im Nacken. Ein Lärm auf der Straße, ein Streit um einen Wagenplatz genügten, und jeder beschleunigte seine Schritte; selbst ein Mann, der so elend und gebrochen war, daß seine Knie unter ihm wankten, wurde für einen Augenblick wieder hochgerissen. Hitze und Durst hatten bei dieser Menge schon ihr Werk getan. Die Haut war trocken, die Lippen schwarz und aufgesprungen. Sie waren durstig und erschöpft und ihre Füße wund. Und aus den vielen Schreien hörte man Gezänk und Vorwürfe und stöhnende Ermattung heraus. Die meisten Stimmen waren schon heiser und schwach. Und zwischendurch der immer gleiche Refrain: "Platz! Platz! Die Marsleute kommen!"
    Nur wenige rasteten oder trennten sich von der Flut. Der Feldweg mündete ziemlich abschüssig in einer engen Öffnung in die Hauptstraße und machte den trügerischen Eindruck, als käme er aus der Richtung von London. Dennoch drängte ein geringer Bruchteil der Leute in die Mündung hinein; Schwächlinge arbeiteten sich mit den Ellbogen aus dem Strom heraus; doch ruhten sie zum größten Teil nur einen Augenblick aus, um wieder in ihn einzutauchen. Ein wenig abseits vom Feldweg lag von zwei Freunden betreut ein Mann, eines seiner Beine war bloß mit ein paar blutigen Lumpen umwickelt. Der Glückliche hatte wenigstens Freunde.
    Ein altes Männchen mit einem kriegerisch aussehenden Schnurrbart, mit einem fadenscheinigen schwarzen Gehrock bekleidet, hinkte aus dem Haufen, zog seine Stiefel aus - seine Socken waren mit Blut befleckt - schüttelte einen Kieselstein heraus und humpelte weiter. Ein kleines Mädchen von acht oder neun Jahren, ganz allein, warf sich neben die Hecke dicht neben meinen Bruder und weinte bitterlich.
    "Ich kann nicht weiter! Ich kann nicht weiterl."
    Mein Bruder erwachte aus der

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