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Der Krieg der Welten

Der Krieg der Welten

Titel: Der Krieg der Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Wells
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wollten, die in dichten Haufen zwischen Foulness und dem Vorgebirge Naze ankerten. Trotz der keuchenden Anstrengung des kleinen Raddampfers, trotz der Wolken von Schaum, die seine Räder zurückließen, entfernte sich das Schiff nur erschreckend langsam aus dem Bereich jener unheilvollen Ankömmlinge.
    Im Nordwesten sah mein Bruder, wie der riesige Halbkreis von Schiffen sich schon unter dem nahenden Entsetzen zu winden begann. Jedes Schiff versuchte am andern vorbeizukommen, um sich hinter der Breitseite der größeren Schiffe zu verbergen, die Dampfer pfiffen unaufhörlich und stießen ungeheure Qualmmengen aus, Segel wurden gehißt, und Landungsboote schossen hin und her. Mein Bruder wurde von diesem Bild und von der heranschleichenden Gefahr so in Anspruch genommen, daß er für alles, was auf hoher See vorging, keine Augen hatte. So schleuderte ihn eine rasche Bewegung des Dampfers (er hatte plötzlich gewendet, um nicht in den Grund gefahren zu werden) kopfüber von dem Sessel, auf dem er stand. Rings um ihn herum hörte er Geschrei, das Trappeln von Füßen und freudige Rufe, die schwach erwidert zu werden schienen. Der Dampfer schoß vorwärts, und mein Bruder kollerte über den Boden.
    Er sprang auf seine Füße und sah nach dem Steuerbord. Nicht hundert Yards von ihrem stoßenden, schwankenden Boot entfernt, sah er eine riesige eiserne Masse, die wie eine ungeheure Pflugschar das Wasser teilte und nach beiden Seiten gewaltige Schaumwogen schleuderte, die auf den Dampfer stürzten, bis seine Räder hilflos in der Luft hingen, um gleich darauf das Verdeck fast bis auf die Wasserfläche zu drücken.
    Eine Flut von Gischt blendete meinen Bruder einen Augenblick lang. Als er seine Augen wieder öffnete, sah er, daß das Ungetüm schon vorbei war und dem Lande zuraste. Mächtige Eisenwerke tauchten aus dem Riesenkörper auf; ein Doppelschornstein erhob sich und spie einen zweifachen Schwall feurigen Rauches in die Luft. Es war das Torpedo-Rammschiff "Thunder Child", das in rasender Schnelligkeit den bedrohten Schiffen zu Hilfe kam.
    Indem er seine Füße in das Netzwerk des Geländers einhakte und sich so einen sicheren Halt schaffte, blickte mein Bruder über den dahinschießenden Leviathan hinweg wieder nach den Marsleuten. Er sah nun alle drei dicht beieinander; sie standen so weit draußen im Meer, daß ihre dreifüßigen Stützen fast ganz unter Wasser waren. So halb versenkt und in so großer Entfernung sahen sie weit weniger furchtbar aus als die riesenhafte Eisenmasse in deren Kielwasser der Dampfer hilflos hin und her schwankte Es schien als betrachteten die Marsleute diesen neuen Gegner in hellem Staunen Es mag sein daß nach ihren Begriffen dieser Riese ein ihrer Gattung ähnliches Wesen war Die "Thunder Child feuerte keinen Schuß ab sie ruckte nur in voller Wucht gegen sie vor. Vermutlich dankte sie nur dem Umstand daß sie nicht feuerte, die Möglichkeit, jenen so nahe zu kommen. Sie wußten nicht, was sie aus ihr machen sollten. Nur eine Bombe, und sie hätten sie mit dem Hitzestrahl sofort in den Grund gebohrt.
    Das Schiff dampfte mit einer derartigen Schnelligkeit vorwärts, daß es in einer Minute den halben Weg zwischen dem Dampfboot und den Marsleuten zurückzulegen schien - eine sich immer mehr verringernde Masse, die sich schwarz von der zurücktretenden horizontalen Küstenlinie von Essex abhob.
    Plötzlich senkte der vorderste Marsmann sein Rohr und feuerte eine Büchse schwarzen Gases auf das Panzerschiff ab. Sie traf es auf der Backbordseite und prallte in einem tintenartigen Strahl ab, der sich seewärts weiterwälzte als ein entfesselter Strom schwarzen Rauches, dem das Panzerschiff glücklich entrann. Den Zuschauern auf dem tief im Wasser fahrenden Dampfer, welche überdies die Sonne im Gesicht hatten, schien es, als sei das Schiff schon mitten unter den Marsleuten.
    Sie sahen, wie die ungeschlachten Gestalten sich trennten, sich immer höher aus dem Wasser hoben und sich ans Ufer zurückzogen. Einer von ihnen erhob jetzt den Hitzestrahlgenerator. Er hielt ihn schräg abwärts gerichtet, und sofort fuhr eine Dampfwolke auf, als der Strahl das Wasser berührte. Er mußte durch das Eisen des Schiffskörpers gefahren sein, ähnlich wie weißglühendes Eisen durch Papier dringt.
    Eine Flamme zuckte durch den aufsteigenden Dampf, und der Marsmann wankte und taumelte nach vorn. Im nächsten Augenblick war er niedergeschlagen, und eine große Menge Wasser und Dampf schoß hoch in die Luft

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