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Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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auf der gegenüber liegenden Höhlenseite erblickte, war derjenige, aus dem es so eigenartig und unverwechselbar nach einer Grabstätte roch. Eigentlich ganz einfach, wenn man nicht vor lauter Aufregung, kältebedingtem Zähneklappern und – nicht zu vergessen – der beinahe völligen Abwesenheit von Licht die Hälfte seiner Anweisungen vergaß!
    Das Wesen setzte seine Wanderung fort, wobei es mehr hüpfte denn lief, um die klamme Starre aus seinen Gliedern zu vertreiben. Mittlerweile befand es sich am nordwestlichen Ende der Milômbur-Roril, der Eisenberge, wie man diesen Teil des Gebirges wegen seiner großen Vorkommen an Eisen und Stahl und ähnlichen Metallen nannte. Davon wusste es natürlich nichts, und so tief unter dem Berg war es ohnehin unmöglich, irgendeinen Unterschied zwischen den einzelnen, ganzjährlich in Dunkelheit getauchten Bereichen auszumachen.
    In der folgenden Zeit teilte sich der Weg einige weitere Male und verlief an so manchen Abzweigungen vorüber. Nun jedoch war der klein gewachsene Wanderer mit seinen Gedanken ganz bei der Sache und erinnerte sich weitgehend an jede Einzelheit, die man ihm eingebläut hatte. So zählte er, nachdem er eine auffällige Engstelle passiert hatte, die durch einen zylindrischen Vorsprung, der wie ein großer Bierfass aussah, verursacht wurde, von da an zunächst seine Schritte, bis er genau bei der Zahl Einhundert angekommen war und daraufhin rechts neben sich den Beginn eines unscheinbaren Tunnels sah. Diesen beging er nun, so wie man ihn geheißen hatte, und dann zweigte er zwei Mal nach links ab und bald danach zwei weitere Mal nach rechts. Anschließend würde es genügen, wenn er sich von seinen Füßen immerzu geradeaus tragen ließ, so hatte man es ihm versprochen, und es gab keinen Grund, an den Worten seines Auftraggebers zu zweifeln, denn bislang hatten sich alle seine Angaben als völlig zutreffend erwiesen.
    Als der Geruch nach Balsamen und Kerzendunst immer stärker wurde und die Schwärze, die ihn auf seinem bisherigen Weg begleitet hatte, einer schummrigen, doch nicht mehr vollkommenen Düsternis wich, ließ ihn irgendetwas plötzlich zusammenzucken. Er drückte sich mit seinem kurzen Rücken gegen eine der Wände, spürte die Kälte und die Feuchtigkeit des an manchen Stellen mit Flechten bewachsenen Felsens, die ihm über das Rückgrat bis zum Nacken hinauf krochen, und lauschte in einen neben ihm klaffenden Durchlass hinein. Mittlerweile hatte er gelernt, die leisesten, kaum hörbaren Geräusche und selbst deren verhallende Echos, die aus dem Dunkel flüsterten, zu gewahren, und sein Gefühl sagte ihm in diesem Augenblick zwei Dinge. Zum einen, dass sich hinter der Öffnung eine echte Höhle und kein kleiner Stollen befand, und zum zweiten, dass sich dort irgendetwas regte. Eine Zwergenwache vielleicht? Unwahrscheinlich, nach dem, was er über deren Gewohnheiten wusste, doch nicht ausgeschlossen.
    Vorsichtig reckte er den Kopf in den schmalen Höhleneingang hinein – erst die Nase, so als wollte er wie ein Spürhund nach möglichen Gefahren wittern, dann den Rest – ...
    ... und zog ihn schon im nächsten Moment wieder zurück, als ihn nämlich eine riesenhafte, bösartige Kreatur anfiel!
    So glaubte er wenigstens. Er stieß einen spitzen Schrei aus und warf sich mit bebendem Pulsschlag auf den kalten Steinboden, während er aus den Augenwinkeln heraus erspähte, dass über ihn ein kleiner Schwarm Fledermäuse hinweg segelte. Die Tiere schenkten ihm keine Beachtung und waren binnen Sekundenbruchteilen hinter der Biegung, die das kleine, zweibeinige Geschöpf zuletzt genommen hatte, verschwunden.
    Wahrscheinlich habe ich sie mehr erschreckt als sie mich
, dachte es und sprang wieder auf die Beine, während sich sein Pulsschlag langsam wieder beruhigte. Von nun an würde es sich jedenfalls nicht mehr so leicht ins Bockshorn jagen lassen!
    Es dauerte nicht mehr lange, da erreichte der Eindringling endlich das weitläufige Grabgewölbe, das sich unter dem Blauen Berg befand und das den zwergischen Königen und einigen ausgesuchten Edelleuten Gâlad-Kalûms nach ihrem Dahinscheiden vorbehalten war. Auf geradem Wege gelangte er bis ins Zentrum der Königsgrüfte, nämlich in eine riesige, offene Kaverne, deren prunkvoller Anblick einem zum Staunen verleitete.
    „Phhh, unheimlich ist das hier!“, sprach er leise vor sich hin. Dabei fühlte er sich ein wenig schuldig, da er diesen Ort, der für die Zwerge ohne Frage eine große Bedeutung

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