Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)
übertraf.
„Denkt daran, wir wollen den Kerl nur hinhalten, bis Faramon gerade eine Hand frei hat!“, ermahnte Hermeline ihre beiden Artgenossen, während alle drei munter umherhüpften, gelegentlich ihre kleinen Klingen mit dem Axtblatt des Menschen kreuzten und sich sonst auf wenige Gegenangriffe beschränkten.
„Hör endlich auf, uns Vorschriften zu machen!“, gab Fredi zornig zurück. „Wir wissen schon selbst, was wir tun!“
Fredi hat recht
, dachte Neimo ähnlich grimmig.
Auch wenn wir klein und vielleicht keine geborenen Kämpfer sind, werden wir bei diesem Abenteuer ganz sicher noch das ein oder andere mal zum Kämpfen gezwungen werden. Warum also bei diesem trägen Schwabbelsack nicht ein wenig unsere Fähigkeiten trainieren
?
Wieder ging der dicke Pirat, der schon so keuchte und schweißgebadet war, als hätte er gerade den Tôl Danur erklommen oder die Geisterwüste im Laufschritt durchquert, stöhnend zum Angriff über und hackte mit seinem Beil dorthin, wo gerade Neimo stand. Aus irgendeinem Grund schien der Mucklin mit einem Mal wie gelähmt zu sein und glotzte nur unschlüssig aus der Wäsche – somit würde der Hieb dieses Mal endlich sitzen! Die Axt fuhr hernieder, und der eiserne Keil traf mit einem heftigen Krachen auf einen Stein, ließ ihn in zahllose Teile zersplittern und grub sich in den Grund. Dann ächzte der schwere Mann, während sich seine Augen weiteten und er in seinen Bewegungen erstarrte.
Neimo war so lange ruhig stehen geblieben und hatte den Piraten provozierend angegafft, bis er sich sicher war, dass der nächste Angriff ihm gelten würde. „Neimo, was zum Teufel tust duda? SCHER DICH DA WEG!“, hörte er Hermeline noch kreischen, doch darauf konnte er keine Rücksicht nehmen. Als sich dann das schwere Axtblatt über ihm senkte und die Drohung immer näher kam, stieß er sich vom Boden ab, tauchte blitzgeschwind unter dem Beil hindurch, um sofort darauf sein Schwert bis auf Höhe des gegnerischen Kehlkopfs hochschnellen zu lassen.
Der Plan des Mucklins wäre auch sicher voll und ganz aufgegangen, hätte er nicht die Rechnung ohne den Schmerbauch seines Widersachers gemacht, der in dem Moment, in dem er zustieß, beim schreckbedingten Einatmen des Mannes nach vorne hüpfte und ein Bollwerk wie eine riesengroße, besonders zähe Melone darstellte. Zwar gelang es dem Schwert des kleinen Wesens, den löchrigen Lederpanzer, der sich über dem Kugelbauch spannte, aufzuschlitzen und eine tiefe Wunde in das Fleisch hineinzubohren, doch genügte dies nicht, um den weiten Weg bis etwa zum dahinter liegenden Herzen zurückzulegen.
„Du Wurm hast mich gestochen!“, bellte der Pirat und schüttelte seinen gewaltigen Leib, sodass der arme Neimo, der den Schaft seines Schwertes noch immer umklammert hielt, einen Satz nach hinten machte und rücklings auf den steinigen Untergrund schlug. Überraschend schnell kam der Dicke anschließend herbei, und mit Entsetzen stellte der hilflos und nun unbewaffnet am Boden kauernde Mucklin fest, dass seine kurze Waffe zwar noch immer seitlich im Bauch seines Kontrahenten steckte, dieser sich darum jedoch (zumindest vorerst) nicht zu kümmern schien. Abgesehen davon, dass ihn der Fremdkörper, der wie ein Dorn in seinem massigen Fleisch steckte, sicherlich ziemlich reizte und ihn ein klein wenig säuerlich machte.
So schnell wie eine Fliege huschte Fredi herbei und baute sich zwischen dem Angreifer und seinem Freund auf. Und ebenso wie eine lästige Fliege wurde er beiseite befördert, als ihn die Faust des Menschen mit einem harten Rückhandschlag traf. Nun war der Weg für den Mann frei, und entsprechend siegessicher und wütend hob er seine Axt, um den Mucklin zu spalten und sein Werk zu vollenden.
Hätte ich doch nur ausnahmsweise ’mal auf Hermeline gehört und wär’ nicht so vorwitzig gewesen! Großer Aldu, wenn du mich noch einmal aus dieser Misere befreist, will ich nie wieder ...
Da sauste eine neuerliche Gestalt heran, eine, die ein gutes Stück größer und trotz ihres grazilen Körperbaus kräftiger als die Mucklins war. Faramon hatte sich des anderen Piraten gerade entledigt und kam genau recht, um dem Dickwanst seine schon mit Blut besudelte, feine Elbenklinge von der Seite her in die Kehle zu bohren. Der kurze Hals des fetten Mannes (eigentlich saß sein Doppelkinn genau auf der Schulter) wurde sauber durchtrennt, und nur ein paar Hautfetzen blieben unversehrt und sorgten dafür, dass der runde Kopf des Getroffenen nicht
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