Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)
Adoption freigegeben hatte?
Freilich stand fest, dass der Graf von Griont eine bessere Fechtschule genossen hatte und auch in Punkto Einsatz nichts vermissen ließ. Er stieß mit seiner schmalen, degenartigen Fechtklinge nach vorne, was das Zeug hielt, machte einen weiten Ausfallschritt nach dem nächsten und bedrängte den anderen unaufhörlich, sodass dieser ausreichend damit beschäftigt war, die Stiche seines Kontrahenten verzweifelt abzublocken. In einem Fechtturnier hätte Pandialo nach einer Weile sicherlich schon mit einigen Punkten Vorsprung geführt – von den blendenden Haltungsnoten ganz zu schweigen. Bei einem echten Kampf wie diesem war es allerdings wichtiger, das Gefecht dadurch zu entscheiden, dass man seinen Feind zur Kampfunfähigkeit verdammte, indem man ihn erschlug, erstach, zerhackte oder mit anderen Worten: ihm schlicht und ergreifend den Garaus machte.
Wie
das vonstatten ging, war dabei zweitrangig.
„Bleibt nur hinter mir, meine Liebe, wie Ihr seht, habe ich den wüsten Kerl im Griff und sozusagen genau da, wo ich ihn haben will!“, blökte der Graf vergnügt und hampelte dabei der Prinzessin, halb mit Absicht, halb ungewollt, die ganze Zeit über im Weg herum. Gleichzeitig fiel auf, dass er seinen ihm ähnlich sehenden Gegner zwar permanent in Verlegenheit brachte und ein paar Mal sogar mit seiner Klingenspitze anritzte, letztlich jedoch nicht zwingend genug nachsetzte. Typisch für ihn eben.
„Wie mir scheint, seid Ihr Euch Eurer Sache zu sicher und nicht kalbblütig genug für einen gemeinen Piraten wie mich! Ihr sollt schon sehen, was Ihr davon habt!“, erhob der andere plötzlich seine Stimme. Vielleicht zögerte Pandialo für einen Moment, da er überrascht war, da die singsangartige Stimme des Mannes seiner eigenen so ähnlich klang, oder aber er dachte nach, ob der Kerl mit seiner frechen Bemerkung nicht irgendwo Recht haben konnte. Auf jeden Fall drängte der Pirat plötzlich nach vorne, den Fechtstil des Grafen perfekt imitierend, und reihte in einem schnellen Fluss mehrere Finten und ernsthafte Attacken aneinander, was seinen Gegner nun zurückweichen ließ.
Schlagartig hatte sich das Blatt gewendet, und dem Awidoner rann der Angstschweiß in Bächen über die lange Nase, während er immer weiter nach hinten und zu den Flanken auswich und kaum noch dazu kam, ein eigenes Angriffsmanöver zu versuchen. Der hagere Pirat machte einen Ausfall nach rechts, hielt dann wieder mit einem weiten Schritt nach vorne und schlug das gegnerische Schwert mit einem ansatzlosen Schlag zur Seite, womit er sich den nötigen Platz füreinen tödlichen Stoß in die Brust des Feindes verschaffte. Ein breites Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, wie wenn er besserwisserisch sagen wollte:
Hab ich’s nicht gesagt?
Dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck, und mit völliger Verblüffung stellte er fest, dass er getroffen war. Während die Farbe seiner Backen von kernig Rot zu Milchweiß wechselte, sah er an sich herab und erkannte, dass nicht der abgelenkte Stahl seines eigentlichen Gegners, sondern das leichte Schwert, das der Prinzessin gehörte, tief in seine Brust eingedrungen war und sein Herz wie einen reifen Apfel aufgespießt hatte. „Eine Frau hat mich ...? Hach, wie dumm von mir ...“, brabbelte er noch, während ihm Rinnsale von Blut aus Mund und Nase liefen. Dann brach er in die Knie und fiel letztlich zu Boden.
Derweil trat Alva an der Seite ihres selbsternannten Beschützers hervor und legte ein zufriedenes Grinsen über ihr ausgewiesen hübsches, so unschuldig aussehendes Gesicht. „Das habe ich nur Eurem Training zu verdanken, werter Herr Graf! Und danke, dass Ihr mir den Vortritt gelassen habt und diesen Kerl mit einer vorgetäuschten Schwäche in meine Klinge gelockt habt!“
„Hab ich das? Äh ... natürlich habt Ihr Recht, Teuerste – es war mir ein Vergnügen, denn für Euch ist mir kein Dienst zu viel und keine Gefahr zu prekär, wie Ihr wisst ...“
Wenn Einbildung auch eine Bildung ist, dann seid Ihr ein wandelndes Lexikon, Herr Graf!
, dachte Alva bei sich.
Während Pandialo sein Gestammel noch eine Weile fortführte und sich selbst einzureden versuchte, dass er die gerade noch einmal gut ausgegangene Situation jederzeit im Griff hatte, hatte es Faramon mit Unterstützung der drei Mucklins mit zwei der Piraten auf einmal zu tun. Der Elbenfürst machte dabei keineswegs den Fehler, die Gegner zu unterschätzen und sie allzu lange zur Entfaltung kommen zu lassen,
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