Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

sofortig von seinem Rumpf hüpfte. Dennoch besaß der widerliche Kerl noch die Kraft, sein Beil noch einige Augenblicke, die Neimo und den anderen wie Äonen von Lichtjahren vorkamen, in der Luft über seinem vermeintlich Opfer schweben zu lassen. Dann erst sackte er unverrichteter Dinge in die Knie, und seine Waffe entglitt ihm und sauste ebenfalls nach unten, woraufhin der Schlagkopf genau zwischen Neimos Beinen in die Erde drang.
    Puh!
Der Mucklin wischte sich Schweißperlen von der Stirn.
Wollt’ ich nicht gerade jemandem etwas versprechen? Dummerweise hab’ ich das bei dem Schrecken doch glatt vergessen – tut mir wirklich leid!
    „Neimoklas, ich schwör dir, wenn du so einen Quatsch noch einmal machst, werde ich höchstpersönlich jeden zurückhalten, der dir zur Hilfe eilen will!“, zürnte Hermeline, deren Gesichtsfarbe vor Angst und Wut gerade von Weiß zu Rot gewechselt war.
    „Wie kannst du in diesem Augenblick so hart zu ihm sein? Er ist schließlich gerade erst dem Tod von der Schippe gehüpft“, sprang Fredi seinem besten Freund zur Seite.
    „Hmmpf!“, meinte Hermeline, und damit war auch dieser Teil des Gefechts zu Ende.
    Ich habe natürlich wieder ’mal den größten Burschen von allen abgekriegt! Mein Glück lässt mich in letzter Zeit ganz schön im Stich ...,
dachte Sigurd, während er und sein Gegner, der ihn ein gutes Stück überragte, sich lauernd umkreisten.
Und wieso greift er nicht endlich an? Das sieht ja aus, als würden wir einen Regentanz oder irgendein absurdes Männlichkeitsritual abhalten.
    „Ich werde dir deine Augäpfel rausschneiden und deiner Mutter als Andenken schicken, du kleiner Bastard!“, beschimpfte ihn der ziemlich stark und hundsgemein aussehende Pirat.
    „Jetzt komm schon –“ Der Lemurier machte eine winkende Geste, die seine Ungeduld offenbarte. „Können wir den Beschimpfungsteil nicht einfach überspringen? Ich meine, es weiß eh jeder, wie lieb wir uns gegenseitig haben, und außerdem stehen wir dann noch den ganzen Tag hier rum!“
    „Wenn das dein letzter Wunsch ist, dann sollst du deinen Willen haben, du Memme!“
    Heulend rauschte der Mann heran und schwang sein garstiges Schwert zu einem wilden, schräg von oben nach unten geführten Hieb. Natürlich traf er nicht, da der Prinz viel zu schnell und gewandt war, um sich von einem solch einfachen Manöver überrumpeln zu lassen. Und es machte die Sache auch nicht viel besser und Erfolg versprechender, dass der Pirat seine weit ausholenden, derben Attacken anschließend in ähnlicher Weise wiederholte. Das einzige Ergebnis seiner Bemühungen war, dass er die Luft in dicke Scheiben schnitt und seinen Gegner mit seinen Streichen einen erfrischenden Luftzug zufächelte.
    Schließlich war Sigurd des Spielchens müde und ging zu einer Serie von Kontern über. Ohne allzu viel eigene Kraft aufzuwenden, ließ er die Klinge des Angreifers, die wieder einmal ins Leere gesenst hatte, an seiner eigenen abgleiten und setzte dann zu ein, zwei gezielten Stößen an. Danach, als der Pirat ungeschickt nach hinten wich, führte er eine schnelle Handgelenkdrehung aus, die zur Folge hatte, dass die feindliche Waffe von der zugehörigen Hand gewedelt wurde und den Abflug in die Botanik machte. Eine Aktion wie aus dem Lehrbuch, die einem eleganten Fechter, wie Monsegur Pandialo sich beispielsweise für einen hielt, gut zu Gesicht gestanden hätte! Ob sie allerdings gegen einen wirklich guten Kämpfer zu empfehlen war, stand auf einem anderen Blatt.
    Auf jeden Fall freute sich der blonde Lemurier noch über seinen schön anzusehenden Erfolg, als ihn – sozusagen – eine kalte Dusche ereilte. Völlig überraschend hatte der hünenhafte Kerl, der ihm gegenüber stand, den Verlust seines Schwertes verwunden und genau richtig reagiert: ohne zu Zögern war er mit seinen langen Beinen nach vorne gesprungen und hatte es irgendwie fertiggebracht, den Oberkörper seines Gegners mit beiden Armen fest zu umklammern. Und dann drückte er aus Leibeskräften zu, was überhaupt nicht gut tat, wie man sich vorstellen kann.
    Sigurd trieb es die Luft aus den Lungen und eine Hitze wie von einer nahen Esse auf die Stirn, als der Mann auf eine äußerst ungehobelte Weise seinen Brustkorb quetschte. Zu allem Überfluss gelang es dem anderen auch noch, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen und hochzuwuchten, sodass er anschließend in der Luft hing und keine winzige Möglichkeit mehr besaß, dem Griff zu entfliehen und wieder Abstand zu