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Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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zusehends spärlicher und armseliger wurden, dann konnten sie schon erahnen, was sie erst jenseits des Übergangs, auf dem wilden, unbeherrschten südlichen Kontinent, erwarten würde. Mit Orks war nicht gut Kirschen essen, wenn man es ungeschickt anstellte und sie sich zum Feind machte, und wer konnte in diesen Zeiten schon eine Garantie geben, dass nicht einige von ihnen bereits ebenfalls ein Teil der Ränke Tuors und des Schwarzen Zauberers waren? Außerdem gewann der Sommer immer mehr an Kraft und näherte sich seinem Siedepunkt, was angesichts der Tatsache, dass der Norden Orgards ohnehin für seine wüstenhafte Dürre bekannt war, nichts Angenehmes verhieß.
    Sie wanderten den Rest des angebrochenen Tages nach Süden, an der westlichen Flanke des Küstengebirges entlang, bis sich die Helligkeit eintrübte und die Sonne weit im Westen dem dortigen Ozean entgegen sank. Danach gingen sie noch ein Stück, und als sie sich gerade nach einem schönen Plätzchen für ihr nächtliches Nickerchen umsahen, erblickten sie zu ihrer Überraschung etwas ganz anderes: da war ein Festungsbau mit einer Siedlung eben dort, wo eigentlich nur brach liegendes Land sein sollte.
    „Das sieht mir nicht gerade nach den üblichen Gehöften von Bauern und Farmern aus, die es in dieser Gegend sonst gibt“, meinte Sigurd, während sie die im Zwielicht zum Himmel aufsteigenden Türme, die halbfertigen Holzwälle und die jenseits davon liegenden rauchenden Schlote von Wohngebäuden ratlos betrachteten. „Das erinnert mich mehr an eine waschechte Festung, doch ich habe nicht davon gehört, dass die Rhodrim solch ein Projekt geplant haben. Denn schließlich sind sie es, denen die Wacht über die Pforte Arthiliens obliegt.“
    „Könnten es Orks sein?“, fragte Alva bange. „Da gibt es in Awidon am Ufer des westlichen Meeres doch diese Ruine von Durotar, das die Orks bei ihrem damaligen Überfall auf Arthilien errichtet haben. Ein bisschen erinnert mich dieser Anblick schon an diese alte Ork-Stadt.“
    „Es sind keine Orks“, sagte Faramon, seinen geschärften Elbenblick nicht von den einige hundert Schritt entfernten Gebäuden im Süden lassend. „Es sind Menschen, doch sind es weder Rhodrim, noch Awidoner, noch freie Bauern, die ihr Ackerland mit einer Wehr versehen haben. Es ist die Sorte Mensch, die man gemeinhin als
Piraten
bezeichnet.“
    „Piraten?“, fragten mehrere zugleich.
    „Aber heißt es nicht, dass die Piraten allesamt in kleinen Weilern auf der Seite des Gebirgesleben, die dem Meer zugewandt ist, damit sie schwer zu finden und zu fassen sind, und dass sie ihre Zuflucht außerdem nur insgeheim verlassen, um andernorts für Gemeinheiten zu sorgen?“, fragte Neimo, und zwar völlig zurecht, wie die anderen fanden.
    „Wahrhaftig“, murmelte Lotan der Heiler wie zu sich selbst und fuhr sich sinnierend durch seinen wallend-weißen Bart, „für den Bau einer Festungsanlage wie einer solchen ist der Einsatz vieler Männerhände vonnöten, was unter den Piraten eine große Einstimmigkeit und einen beharrlichen Fleiß voraussetzt. Und das wäre etwas ziemlich Neues, wenn man ihren Ruf bedenkt. Außerdem müsste den Piraten klar sein, dass sie mit einem solchen Vorgehen den Unmut der Rhodrim geradezu herausfordern. Ich fürchte, uns ist so einiges entgangen seit unserer Abwesenheit vom Westen, und es bleibt zu hoffen, dass sich die Dinge nicht ganz so schlimm entwickelt haben, wie es auf den Blick aussieht.“
    „Wir sollten auf jeden Fall zuerst einmal in Deckung gehen und warten, bis es ganz dunkel geworden und die Luft rein ist“, meinte Cord.
    „Die Luft rein – dazu bräuchten manche von uns zuerst einmal ein sauberes Bad“, nuschelte Pandialo, der nahe bei dem Barbaren stand, vor sich hin und rümpfte die Nase. Als Cord, der das offensichtlich mitbekommen hatte, herausfordernd zu ihm hinsah, wandte er seinen Blick jedoch schleunigst ab und biss sich auf die Zunge.
    „Auf alle Fälle müssen wir hier vorbei, wenn wir zum Orkland-Pass und nicht warten wollen, bis uns Flügel wachsen“, sagte Faramon. „Daher mein Vorschlag: bei Einbruch der Nacht schleichen Neimoklas und ich uns voraus und sehen uns bei diesem Siedlungsbau ein wenig um. Es sieht nicht gerade so aus, als würden die Piraten eine baldige Gefahr wittern und damit rechnen, dass sich ihnen jemand Fremdes oder ein Feind nähert. Deshalb wird sich uns vielleicht eine Möglichkeit erschließen, wie wir diesen Ort rasch und unbemerkt passieren können.

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