Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)
Gehorsam auf ein rasches Weitergehen drängte.
„Ich werde noch für ein oder zwei Tage in der Stadt sein, Lysandra. Vielleicht ergibt sich noch eine Gelegenheit, bei der wir uns sehen und miteinander reden können“, stellte Amfred mit seiner angenehm weichen Stimme in Aussicht.
„Ja, das wäre wunderbar“, flötete die junge Frau zurück, ohne ihren Blick von ihrem Gegenüber zu lassen. „Bestimmt gibt mein Vater noch ein Bankett zum Anlass deines Besuches, und dann können wir uns ganz bestimmt sehen ...“
Dann endlich ging es weiter, und schließlich endete der schweißtreibende Fußmarsch in einem der zahlreichen Flure, von dem aus der Eingang zum persönlichen Arbeitszimmer des Königs abging. Seit dem Zwischenfall mit der Schlange mochte Arnhelm den großen Thronsaal noch weniger leiden als zuvor und zog stattdessen kleinere, behagliche Räume vor, in denen er jeden Zentimeter kannte.
Die Wände des Korridors waren mit Kacheln verkleidet, die in verschiedenen Farben gehalten waren und in ihrer Anordnung bildhafte Darstellungen zur Schau trugen. Auf der einen Seite war ein Brunnen mit einem rauschenden Springquell vor dem Hintergrund einer blauen Turmmauer zu sehen, wobei man nicht viel Fantasie brauchte, um sich denken zu können, dass der Künstler versucht hatte, hier den Luth Cirven einzufangen. Gegenüber war das Abbild einer weiten, offenen Landschaft zu bestaunen, die in der Ferne von einer weißen Mauer mit Wachtürmen umgrenzt wurde, was dann wohl die Tôl Womin darstellen sollte. Derweil zog Sergovin an einer Kordel, die neben der mit Leder ausgeschlagenen Eingangstür baumelte und bei der er sich um einen Glockenzug handelte. Noch während daraufhin eine Sinfonie melodischer Klänge durch das Turmgeschoss hallte, schlüpfte der Haushofmeister in den angrenzenden Raum hinein, blieb für kurze Zeit verschwunden und kehrte dann kurzerhand zurück.
„Der König lässt nun bitten“, deklamierte er schließlich ebenso förmlich wie steif.
Inmitten des großen Zimmers, dessen Wände mit Mahagoni getäfelt und dessen Fenster mit feinen Seidenvorhängen beschirmt waren, saß Arnhelm, der Herrscher von Lemuria und Rhodrim und Held so mancher wahrer, teilwahrer und völlig übertriebener Geschichten, an einem ovalen Tisch aus poliertem Rosenholz und schaute ein wenig verdrießlich drein.
„Ich grüße dich, Arnhelm, König von Lemuria! Lang ist es her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben, und es macht mich glücklich, mit eigenen Augen zu sehen, dass du dich wie eh und je bester Gesundheit erfreust ...“, begann Amfred artig. Gleichzeitig erkannte er zu seiner Überraschung, dass sein Gegenüber nicht alleine war, sondern sich Merian, seine wunderbare Gemahlin, an seiner Seite befand. Wie aufs Stichwort stand die Königin mit einem fröhlichen, offenen Lächeln auf den Lippen auf und streckte ihrem Gast ihre makellos gepflegte Hand entgegen. „Und ebenso grüße ich dich, Merian“, fügte dieser hinzu, ehe er der Dame einen Kuss auf den Handrücken hauchte. „Ich muss gestehen, dass es eine besondere Freude ist, dich bei einer solchen Gelegenheit anzutreffen, eine, die ich so nicht erwartet hatte.“
Amfred kannte Arnhelm und seine Familie schon seit geraumer Zeit, schon seitdem er vor einer gefühlten Ewigkeit aus Engat Lum nach Pír Cirven geflüchtet war und sie gemeinsam gegen die Heerscharen der Ghuls gekämpft hatten. Umso schwieriger war manchmal der Spagat zu meistern, was ihre Umgangsgeflogenheiten und das Einhalten des Protokolls anging. Einerseits waren sie so etwas wie alte Freunde, andererseits zwangen die staatstragenden Pflichten sie mitunter zu so manch umständlichen Förmlichkeiten. Besonders dann, wenn die Zeiten schwierig waren. So wie jetzt gerade zum Beispiel.
„Du bist nicht alleine gekommen, Amfred? Aber wer ist der Junge, der dich begleitet? Du willst uns doch sicher nicht seinen Namen vorenthalten?“, fragte Merian, während sie dem jungen Begleiter des Awidoners einen freundlichen, aufmunternden Blick zuwarf. Eigentümlicherweise hielt der Junge mit den befremdlichen, gelb schimmernden Augen diesem stand, ohne darüber hinaus auch nur die mindeste Reaktion zu zeigen. Weder zeigte er Anzeichen von Nervosität oder Furcht, noch schien er sich zu einer Antwort bemüßigt zu fühlen.
„Oh, den kleinen Dak Koron habe ich auf einer meiner Reisen aufgelesen und zu meinem Mündel gemacht. Er ist eine Waise und beginnt erst langsam, die Gemeinsame Sprache
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