Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)
Neimo und trottete langsam zur Mitte der Kaverne zurück. „Ich bin nur gespannt, was Ihr sonst für einen Ausgang vorschlagt. Ich kann nämlich zufällig keinen entdecken.“
„Da gebe ich dir recht, Neimo“, nickte Faramon. „Das heißt, dass uns nur ein einziger Weg offen steht, wenn wir in diesem Labyrinth weiterkommen und das Versteck des Engelssteines finden wollen.“
„Da bin ich aber mächtig gespannt“, sagte Sigurd. Obwohl ich mir schon denken kann, was er jetzt gleich vorschlägt. Und wenn ich mich nicht irre, dann werden wir uns gleich unsere Hosen ganz schön nass machen.
Viertes Kapitel: Der Ihla-Al-Amúr
„Ich fürchte, wir werden uns gleich unsere Hosen etwas nass machen“, schickte Faramon seinen weiteren Worten voraus. Der Elb mit der lang über seine grazilen Schultern fallenden, blonden Haarpracht stand, umringt von den Angehörigen der Gemeinschaft, die gespannt auf seine Erläuterungen warteten, vor dem Ufer des Sees, der die große Mulde im hinteren Bereich der Kaverne mit seinem unheimlichen Nass füllte.
„Wenn das nicht bei einigen von uns zuvor schon geschehen ist“, brummte Cord und warf Pandialo einen halbherzigen Blick zu.
„Ich sehe die einzige Möglichkeit, das geheime Versteck des Engelssteines zu ergründen, darin, durch dieses Gewässer zu tauchen, denn ich bin guter Dinge, dass sich dahinter ein versteckter Durchgang verbirgt. Ich gehe doch davon aus, dass alle in unserer Gemeinschaft des Schwimmens mächtig sind ...?“, fuhr der Sohn Thingors und Nimroëls fort, woraufhin ihm zunächst einmal ein nachdenkliches Schweigen entgegenschlug und alle Anwesenden den See eine Zeitlang abschätzig beäugten.
Der Boden aus glattem Fels, auf dem die Gefährten standen, war mit Gischtwasser benetzt, während heller Schaum die Wellen krönte, die immer wieder langsam und träge ans Ufer rollten. Weiße Dunstschwaden stiegen von der Oberfläche des Gewässers empor wie dampfendes Blut von einem winterlichen Schlachtfeld. Immerhin ließ die Tatsache, dass sich das Wasser überhaupt bewegte, die Vermutung zu, dass Faramon recht haben konnte und es irgendwo einen Zufluss oder Abfluss gab.
„Ich glaube, für nicht wenige in dieser Gemeinschaft sprechen zu dürfen, wenn ich mich gegen diesen Plan ausspreche“, hub Monsegur Pandialo zu einer seiner üblichen Litaneien an, während er seine Augen angewidert von dem unterirdischen Teich abwand. „Ich persönlich halte dieses schale Gewässer für kaum weniger abstoßend und unserer Sicherheit abträglich wie dieser fürchterliche Lor Brikai. Dieser jenige lag wenigstens nicht in einer Geistergruft unter der Erde verborgen! Mein Einwand hat selbstverständlich nichts mit meinen schwimmerischenFertigkeiten zu tun – die im Übrigen außer Frage stehen. Ich erinnere mich an einen Schwimmwettbewerb unter lauter Kindern, die dem Adel entsprangen, in einem beheizten Freibad in Taliska, als ich nämlich –“
„Die Sache ist beschlossen!“, fiel Sigurd dem Grafen ins Wort. „Jede Aktion, die mich von diesem Geschwätz fortbringt, ist mir recht! Und außerdem bleibt uns, soweit ich dies sehe, ohnehin keine andere Wahl, wenn wir nicht tatenlos hier Staub ansetzen und darauf warten wollen, dass uns die Kroaks kommende Nacht einen Besuch abstatten. Unser Schwimmweltmeister bleibt unterdessen hier und deckt uns den Rückweg – Pech für ihn wäre nur, wenn wir uns später auf einem anderen Weg nach draußen schlagen und ihn notgedrungen zurücklassen müssen.“
„Pech für ihn, Glück für die Kroaks. Wie wir bereits festgestellt haben, suchen die Geister ja sowieso nach geeignetem Nachwuchs für ihre Bande“, meinte Piruk.
„Hier bleibt überhaupt keiner zurück!“, beschied Alva. „Wir lassen gezwungenermaßen nur die Fackeln zurück. Wo wir auf der anderen Seite dann Licht herbekommen, müssen wir dort entscheiden. Unser übriges Zeug wird gut festgezurrt, und dann geht’s los! Wenn sich sonst keiner vordrängelt, werde ich gerne als erste ins Wasser gehen.“
Immer wieder beeindruckend, mit welchem Selbstverständnis die zierliche, bildhübsche Prinzessin die Rolle die Meinungsführerin gab, während sich ihre überwiegend männlichen Gefährten in nutzlosen Wortgeplänkeln verloren. Ich hätte nie gedacht, dass ich Furchtlosigkeit bei einer Frau so reizvoll finden könnte , dache Sigurd, der seine bewährten, machohaften Denkmuster natürlich nicht von einem auf den anderen Tag gänzlich ablegen konnte (und wollte).
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