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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Bruders, dessen Hustanfall sich langsam legte. »Da ist er wieder, mein Bruder«, rief er glücklich und drückte ihn innig.
Der Zwerg wollte etwas sagen, doch mehr als ein Krächzen brachte er nicht zustande. Erst nach mehrmaligem Räuspern vernahmen sie seine gedämpfte Stimme. »Was … ist geschehen?«
Tungdil wollte in seiner Begeisterung den Mund öffnen, um ihm in aller Eile von den Dingen zu berichten, die der Krieger nicht miterlebt hatte, doch Myr kam ihm zuvor.
»Eins nach dem anderen«, sagte sie. »Zuerst werden wir dir etwas zum Anziehen bringen, danach ist es wichtig, dass du etwas Leichtes zu trinken und zu essen bekommst, damit sich deine Gedärme an die Nahrung gewöhnen. Kein Bier, kein fettes Fleisch.« Die Zwergin sagte das in einer solch bestimmenden Weise, dass niemand, nicht einmal Ingrimmsch einen Widerspruch wagte. »Wir geben deinem Verstand Zeit, wieder denken zu können.« Sie nickte freundlich. »Du wirst in Ordnung kommen.«
Boëndal schaute sie mit runden Augen an. »Und wer bist du?«
»Myr hat dich mit ihrem Bad vom inneren Eis befreit.« Boïndil hielt seine Dankbarkeit nicht zurück und riss die Chirurga an sich. »Verzeih mir meine dummen Zweifel. Ich stehe in deiner Schuld, wie ich es dir versprochen habe. Vraccas soll mir einen Amboss auf den Kopf werfen, wenn ich mich nicht daran halte.«
Sie lachte, als sie die kindliche Freude in dem bärtigen Gesicht sah, und hatte ihm vergeben.
Tungdil behielt für sich, was er beobachtet hatte. Seiner Ansicht nach war es die glühende Kohle gewesen, die Boëndal zum Leben erweckt hatte, und nicht das heiße Bad. Doch weil sich Ingrimmsch wieder einmal daneben benommen hatte, gönnte er dem Krieger, sich entschuldigen zu müssen. Zudem gewann Myr auf diese Weise einen Beschützer. »Boëndal, spürst du all deine Glieder?«, erkundigte er sich.
»Einige Finger sind taub, sie kribbeln«, sagte er bedächtig; das Sprechen bereitete ihm noch immer Mühe. »Ich danke Vraccas, dass er mich nicht dem Weißen Tod überließ.«
Die Zwergin suchte seine linke Hand und massierte sie vorsichtig. »Wird es allmählich besser?« Er nickte. »Gut«, sagte sie erleichtert. »Das Blut kehrt zurück, demnach sind deine Finger nicht verloren. Wir werden dich ordentlich warm halten und bis heute Abend, spätestens morgen solltest du dich wieder so fühlen wie vor deinem Sturz in die Lawine.« Sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. »Ja, es scheint, als hätte Vraccas noch etwas ganz Besonderes mit dir vor.« Sie trocknete sich die Hände an einem Zipfel des Tuchs ab. »Es sei mir niemand böse, doch ich möchte mich hinlegen. Ein wenig Ruhe ist mir sicherlich vergönnt.«
Boëndal nahm ihre Hand. »Ich weiß immer noch nicht, wer du bist und woher du stammst, aber da du mich geheilt hast, stehe auch ich in deiner Schuld. Wer immer dein Feind ist, der zählt ab diesem Sonnenaufgang auch zu den meinen«, schwor er ihr leise und tief bewegt.
»Mein Name ist Myrmianda Alabasterhaut, und ich danke dir für deine Worte. Mein Lohn ist, dir dein Leben wiedergegeben zu haben, mehr wollte ich nicht.« Sie strich ihm gerührt über den Handrücken. »Er ist wieder warm, wie er sein soll.« Sie schob die Hand unter die Decke zurück, während die Kleider für ihn gebracht wurden; bald darauf folgte das Essen, über das sich der Krieger hungrig hermachte. Boïndil blieb an seiner Seite und fing an, von den Abenteuern zu erzählen, angefangen von der Reise ins Graue Gebirge über die Schlacht am Schwarzjoch bis zu den Ereignissen der letzten Sonnenumläufe.
»Ich zeige dir, wo du dich hinlegen kannst«, bot Tungdil Myr an. Sie verabschiedeten sich von den Zwillingen und verließen die Schmiede. »Nach der Schlacht und den vielen Neuankömmlingen herrscht gehöriges Durcheinander in den Quartieren, wir werden ein bisschen suchen …«
»Ich ertrage kein langes Laufen mehr. Bring mich einfach in deines«, schlug sie auf der Stelle vor. »Nur, wenn es dir nichts ausmacht … Ich bin mit einer Pritsche schon zufrieden.«
»Pritsche? Kommt nicht in Frage«, wehrte er sofort ab. »Ich überlasse dir gern mein Lager, und während du dich ausruhst, sorge ich dafür, dass man dir ein eigenes herrichtet. Möchtest du etwas essen?« Sie verneinte.
Nach kurzem Marsch durch die Gänge und Hallen standen sie vor Tungdils Zimmer. Er öffnete die Tür für sie und wollte sie hinter ihr schließen. »Würdest du mir eben helfen, mein Kettenhemd auszuziehen?«, bat sie ihn müde.

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