Der Krieg der Zwerge
das Lager des feindlichen Heeres heran.
Ondori fluchte leise. Sie hatten zwar die richtige Flanke erreicht, doch hier wachten die Zwerge und Elben, welche den Wurfmaschinen ihren Schutz angedeihen ließen.
Unablässig wurden die ächzenden Winden bedient, die hölzernen Arme mit Tauen nach hinten gezogen und die Eisenkörbe mit prallen Lederbeuteln gefüllt, die nach einer kurzen Berührung mit einer Fackel Feuer fingen. Sobald die Fangbolzen entfernt wurden, schnellten sie als glühende Kugel fauchend durch die Nacht und zerschellten zwischen den Bäumen. Das Gemisch haftete an allem und brannte lichterloh.
»Ihr seht, was uns Glorreiches bevorsteht«, sagte sie leise. »Tion liefert uns Feen und Unterirdische. Kann es etwas Besseres geben als deren Tod?« Sie nahm ihren Kampfstab und hielt ihn wie eine Lanze. »Macht euch bereit. Und vergesst nicht, dass ich hinter euch bin. Niemand entkommt mir.«
Es dauerte nicht lange, und sie hörten aufgeregte Schreie von der anderen Seite des Lagers. Mehrere Rufhörner alarmierten die Soldaten und warnten vor dem Angriff. Niemand ahnte, dass es sich um eine Ablenkung handelte.
»Los«, befahl sie mit lauter Stimme, und die Albae hetzten geduckt vorwärts. Im Schatten der Bäume blieben sie für ungeübte Augen nahezu unsichtbar, ihre Sohlen traten auf nichts, was ein verräterisches Geräusch von sich gegeben hätte, und so brachen sie völlig überraschend über die Zwerge und Elben herein, welche die Bedrohung von der anderen Seite erwartet hatten.
Ondori gab genau Acht, dass alle ihre Leute angriffen und sich niemand im Unterholz verbarg, und als sie sich sicher war, preschte sie aus dem Wald und stürzte sich in das Scharmützel.
Die Elben konnten ihre Bogen nicht zum Einsatz bringen und mussten sich auf den Nahkampf mit den Albae einlassen, die Zwerge sprangen herbei, wirbelten mit grimmigen Gesichtern ihre Keulen, Äxte und Beile, um sich gegen die verhassten Widersacher zu werfen.
Tion war nicht auf ihrer Seite. Schneller als Ondori vermutet hatte, organisierten die Feinde die Verteidigung.
Die Zwerge bildeten mit ihren Schilden einen Wall, zwischen dem Axtklingen hervorzuckten, während die Elben dahinter mit Speeren Aufstellung nahmen und ihre Truppe auf Abstand hielten. Der Vormarsch endete 300 Schritt vor dem Öllager.
»Wollt ihr wohl angreifen?«, schrie sie außer sich und durchbohrte einen zurückweichenden Alb mit ihrem Kampfstab.
Plötzlich schrie einer der Zwerge gellend auf, sank um und riss ein Loch in den Schildwall. Ein Elbenspieß steckte in seiner Brust.
»Du heimtückisches Spitzohr!«, hörte man die aufgebrachte Stimme eines anderen Zwerges. »Ich habe genau gesehen, wie du ihn erstochen hast!« Es krachte laut, und ein Elb starb durch den Hieb eines Morgensterns. »Rache für den Verrat an den Kindern des Schmieds!«, verlangte der Rufer voller Hass und Trauer. »Die Spitzohren geben nichts auf die geschworene Freundschaft!«
Ondori hörte einen elbischen Fluch, ein Pfeil sirrte durch die Luft und fuhr einem Zwerg durch den Schädel. Unglaube stand in den gebrochenen Augen, als er stürzte, und nur einen Lidschlag darauf fiel ein Elb über ihn, aus dessen Bauch ein Zwergenbeil ragte.
Zwei Dutzend Zwerge wandten sich geschlossen den Verrätern in den eigenen Reihen zu und griffen die Elben an, die sich ihrerseits zur Wehr setzten. Aus dem anfänglichen Verteidigen und Abwehren der Beile wurde bald ein blutiges, verbissenes Gefecht.
Die Albin traute ihren Augen kaum. Tion sei Dank! Die Feindschaft zwischen den Völkern lässt sich nicht durch einen Eid ihrer Könige beseitigen. Schon peitschte sie ihre Truppe mit frischer Kraft an, und die Albae warfen sich in die sich auftuenden Lücken und attackierten Zwerge und Elben voller Heimtücke.
Ondori überließ ihre Truppe der Sorge Tions und lenkte ihren Bullen auf das ungeschützte Lager zu. Sie ritt an den Geschützen und den entsetzten Bedienungsmannschaften vorbei und entriss einem von ihnen unterwegs eine Fackel.
Dann ließ sie Agrass etliche Fässer mit seinen Hörnern zerschlagen und schleuderte die Brandfackel mitten in die Lachen. Aus den stinkenden Pfützen wurde ein brennender Pfuhl. Weitere Fässer barsten im Feuer und gaben den Flammen neue Nahrung.
Das sah Ondori nicht mehr. Sie wütete unter den Mannschaften an den Katapulten, die ihr und ihrem Stier wenig Widerstand boten. Es waren keine Kämpfer, und so ereilte sie der Tod schnell und schmerzhaft.
Einen von ihnen jedoch übersah sie.
Er
Weitere Kostenlose Bücher