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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ist«, erklärte sie ihr Handeln. »Das Treffen der Königinnen und Könige muss noch vor Anbruch des Winters stattfinden.«
»Sie werden kommen. Auch ohne die Avatare gibt es genügend zu besprechen«, fand Narmora. Sie dachte vor allem an den brennenden Konflikt zwischen den Elben und Zwergen, der wie aus dem Nichts vor Dsôn Balsur aufgeflammt war und eine ernste Bedrohung für den Zusammenhalt der Völker bedeutete.
Zwerge und Elben weigerten sich seitdem, ein Heer an die Front zu schicken, solange es keine Entschuldigung und ein Zeichen der Reue gab. Da jedoch jeder den anderen bezichtigte, mit dem Kampf begonnen zu haben, würde eine Einigung schwerlich zu erreichen sein. Das und die Zerstörung der Wurfmaschinen brachten den Albae einen willkommenen Aufschub.
»Ihr könntet den neuen Herrscher von Urgon fragen, was es mit den Gerüchten auf sich hat, dass er eine Streitmacht aufstellt, um nach Nordosten zu ziehen. Will er die Trolle oder die Vierten bekämpfen?«, äußerte sie ihre Gedanken laut. »Und das trotz seines zwergischen Leibarztes?«
»Belletain ist ein schwachsinniger Krüppel«, beschied die Maga, während die Feder über das Papier kritzelte, »aber er ist aus einem unglücklichen Zufall heraus der Nachfolger von Lothaire, den die Menschen verehrten. Diese Verehrung übertrug sich bis zu einem gewissen Grad auf den Onkel, und wo die Verehrung nicht ausreicht, kommt das Mitleid ins Spiel. Sehr gefährlich.«
Narmora erhob sich und ging zur Tür. »Verzeiht, ich kehre rechtzeitig zur nächsten Lektion zurück. Ich will nach Dorsa sehen«, erklärte sie ihren Aufbruch und machte sich auf den Weg durch den einsamen Palast.
Ihre Tochter schlief in der Wiege. Wann immer Narmora sie so da liegen sah, fürchtete sie, dass das Gewicht der Daunen ihr die Luft aus der schmächtigen Brust drücken könnte, was natürlich Unfug war. Die Kleine ruhte auf dem Rücken, die Arme neben dem Kopf, und schlief; die Atemzüge gingen gleichmäßig und verrieten, dass alles in bester Ordnung war.
»Wie groß du geworden bist«, flüsterte sie und streichelte den Haarflaum Dorsas.
Das winzige Bündel Leben spendete ihr Trost und gab ihr die Zuversicht, dass in einer nicht allzu fernen Zukunft alles besser sein würde.
Wenn ihre Tochter lächelte, vergaß sie alles um sich herum und hatte nur Augen für den winzigen Mund und die Grübchen in den Wangen. Zugleich stiegen grauenvolle Bilder eines kleinen, verwesten Leichnams vor ihrem inneren Auge auf, den sie unter einem Haufen Steine im Wald vor Porista begraben hatte.
Sie beugte sich über die Wiege und küsste die linke, spitz zulaufende Ohrmuschel ihrer Tochter. Dorsa lächelte im Schlaf. »Andôkai wird sterben, wenn alles vorbei ist«, versprach sie ihr einmal mehr. »Schlaf, meine Tochter.« Leise stahl sie sich hinaus, um nach Furgas zu sehen, der im Nebenzimmer lag.
Als sie die Tür öffnete, fuhr Rodario sofort von seinem Platz neben ihrem Gefährten in die Höhe, eine Hand am Griff seines Dolches. »Verzeih«, stammelte er verwirrt, und die Abdrücke des Lakens auf seiner Wange verrieten ihr, dass er eingedöst war.
»Beherrsche dich, Unglaublicher«, sagte sie freundlich und trat an das Bett. »Du wirst besser schauspielern müssen, um der Maga nicht zu offenbaren, dass wir ihr Geheimnis um die Anschläge kennen. Dein Aufschrecken eben hätte dich schon in Schwierigkeiten bringen können.« Sie streichelte Furgas' Gesicht und gab ihm einen Kuss auf die kalten Lippen. »Es wird bald ein Treffen in Porista geben, danach entscheidet sich, was wir gegen die Avatare unternehmen«, offenbarte sie ihm.
Rodario streckte sich und strich sich über den legendären Kinnbart. »Bist du dir nach wie vor sicher, Andôkai den Tod bringen zu wollen?« Als er ihren eisigen Blick bemerkte, bemühte er sich, den Hintergrund seiner Frage deutlicher zu machen. »Sie ist die letzte Maga des Geborgenen Landes, deshalb habe ich meine Vorbehalte«, sagte er geflissentlich und sehr darauf bedacht, sie nicht zu verärgern. »Man würde dich nicht als Heldin feiern … wenn du verstehst, was ich meine.«
»Es wird niemand erfahren, wer sie getötet hat«, gab Narmora gleichgültig zurück und benetzte Furgas' Lippen mit einem feuchten Schwamm. »Ich kann ebenso gut aus dem Hinterhalt angreifen wie sie und meine Taten vertuschen.«
»Sicher, doch …« Er suchte die rechten Worte. »Deine Rachegelüste nehmen den Königreichen die letzte Maga, meine dunkle Schönheit. Wenn es eines Tages

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