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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Gewürzen und Honig. In seinem Magen kribbelte es, ihm wurde fast schwindelig.
Nach kurzem Zögern erwiderte sie seine Zärtlichkeit, ehe er von ihr abließ. Sie lächelten sich glücklich an und schlenderten schweigend die Straßen der Stadt entlang.
    Habe ich in ihr eine Gefährtin gefunden? Tungdil betrachtete Myr, die ein paar Dinge einkaufte, welche sie am Abend zubereiten wollte. Bin ich wirklich über Balyndis hinweg? Die Chirurga drehte sich lachend zu ihm um und deutete auf eine Schale mit frischem Steinobst. Ihr Anblick brachte ihm das Kribbeln zurück, das er einst bei der Schmiedin verspürt hatte. Ja, ich habe eine neue Gefährtin gefunden, dachte er erleichtert und legte den Arm um sie, während sie nach Hause gingen.
Nach ein wenig Ruhe, einem guten Essen und einer Salbe, die tatsächlich die Schmerzen linderte, nahm sie ihn bei der Hand und führte ihn quer durch die Stadt, bis sie an den Rand der Höhle und weiter in einen Stollen gelangten. Immer mehr Zwerge strömten herein, und so sehr Tungdil bohrte, Myr wollte ihm nicht sagen, was ihn erwartete.
So schritten sie den Gang entlang, der von Meisterhand in den Stein geschlagen worden war, und näherten sich einem blauen Licht. Tungdil hörte die leisen Unterhaltungen unzähliger Stimmen, die ihnen von vorn entgegenschlugen.
Schließlich mündete der Stollen in einer künstlich geschaffenen Höhle. Sie standen an der höchsten Stelle, vor ihnen fiel die Wand terrassenförmig ab; die Erbauer hatten zahlreiche Tribünen angelegt, auf denen sich die Zwerge nun niederließen. Unten befand sich eine breite Bühne, auf die man von jedem der Plätze aus eine gute Sicht hatte. Die Wände glommen im Schein blauer Leuchtkristalle.
»Ein Theaterstück?«, riet Tungdil. »Wenn Rodario wüsste, dass es bei den Freien so etwas gibt, würde er auf der Stelle eine Niederlassung des Curiosums eröffnen.« Myr schaute ihn verständnislos von der Seite an. »Du kennst ihn nicht – den Unglaublichen Rodario, Mime und Weiberheld«, erklärte er ihr rasch. »Er half uns dabei, die Feuerklinge zu schmieden.«
»Kein Theater«, verneinte sie. »Heute treten die Chöre der fünf Städte gegeneinander an, es ist ein ehrenvoller Wettbewerb und Vraccas gewidmet.« Sie deutete nach unten, wo die ersten Sänger auf die Bühne traten. Die Zuschauer bereiteten ihnen einen freundlichen Empfang, indem sie mit den Stiefeln auf den Stein stampften und ein künstliches Donnern schufen. »Du wirst es nie mehr vergessen.« Ihre Hand langte nach seiner.
Der Gesang hob an.
Er klang anders als das mystischgetragene Stück der VraccasPriester. Man sang mit Bass und Bariton in der Kehle über die Schönheit der unterirdischen Schätze, der Höhlen und Grotten, das verborgene Gold, die hundert verschiedenen Farbtöne, die ein einziger Fels im geschulten Auge eines Zwerges hatte, über das Schmieden einer Axt, das Errichten einer Brücke über eine bodenlose Schlucht und alles Zwergische überhaupt.
Auch die Helden und Heldinnen kamen nicht zu kurz, ihre Taten und Kämpfe gegen unzählige Ungeheuer wurden mit schmetternden Stimmen gepriesen.

    Ein Zwerg schritt voran, die Axt erhoben,
wir erheben die Stimmen, am ihn zu loben.
Nicht Furcht, nicht Bang kannt' er auf seinen Wegen, das Land zu schützen, dafür erhielt er Vraccas' Segen.
    Er erschlug Feinde so zahlreich wie niemand,
bis eine tödliche Klinge ihn fand.
Er starb verblutend und focht dabei unverdrossen, er hat sein Blut für uns alle vergossen.

    Die Mörderschar, sie gab nicht auf,
    setzte über ihn weg, drängte zuhauf
    durch den Pass, durch den Torweg ins Geborgene Land, doch sie starb durch vieler Zwerge Äxte und Hand.
    Aber es folgten noch mehr, und als alles schien verloren, da schritt der nächste Zwerg voran, die Axt hoch erhoben, wir erheben die Stimmen, um auch ihn zu loben. Die Kinder des Schmieds, so wird es immer sein, harren aus, kämpfen für alle,
    nicht fürchtend Verlust, noch Tod oder Pein.
Zu Tungdils Erstaunen handelte eines der Lieder sogar von der Schlacht am Schwarzjoch, ein anderes besang in trauervollmelancholischer Weise den Verlust der Feuerklinge und die Toten am Grauen Gebirge. Die Strophen gingen ihm durch Mark und Bein. Glücklicherweise war das Lied kurz genug, um ihn nicht in Trübsal versinken zu lassen. Und als die derben Trink und Spottlieder angestimmt wurden, die er schon mit den Zwillingen gesungen hatte, summte er die Melodien mit.

    Sitalia schuf sie aus Morgentau, Licht und reiner

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