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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Erde,
auf dass ihre Gestalt am schönsten von allen werde.
Doch der Leib täuscht und trügt, ihre Seele ist schlecht,
sie sind überheblich und handeln nicht recht.

    Die Ohren spitz, das Gesicht ganz hager,
die Rippen zu sehen und deutlich zu mager,
sie fisteln, sie flöten, sie stinken nach Blumen,
sie reden mit Bäumen, wie Birken und Ulmen,
sie haben kein Bier, trinken wässrigen Wein,
Vraccas sei Dank, er ließ mich kein Elbelein sein.

    Doch bewundert von allen, geblendet vom Schein,
jeder Mensch möcht' ein holdes Elbelein sein,
    doch wir wissen, wie sie wahrhaft sind,
    seltsam an Gestalt und im Gemüt ein falsches Kind.

    Die Ohren spitz, das Gesicht ganz hager,
die Rippen zu sehen und deutlich zu mager,
sie fisteln, sie flöten, sie stinken nach Blumen,
sie reden mit Bäumen, wie Birken und Ulmen,
sie haben kein Bier, trinken wässrigen Wein,
Vraccas sei Dank, er ließ mich kein Elbelein sein.

    Drum triffst du 'nen Elb, triff ihn gut, triff ihn hart, damit hast du den andern die Arbeit erspart.
    Und sollten die Weiber nachts wählen, die Wahl fiel nicht
schwer,
wir haben einen Hammer, die Elben nur einen Speer.
Zwischen den Chören traten Musikanten auf, ausgestattet mit Krummhörnern, verschiedenen Flöten und Flötensäcken aus Ziegenleder sowie zahlreichen Trommeln in allen Größen.
Für Tungdil verging die Zeit wie im Flug; solange er der Musik lauschte, spürte er keinerlei Müdigkeit.
»Du hattest Recht«, sagte er irgendwann leise zu Myr, als sich vor Rührung eine Gänsehaut auf seinen Armen bildete. »Ich werde den Abend nie mehr in meinem Leben vergessen.« Er küsste sie. »So wenig, wie ich dich vergessen werde … Wenn ich dir einen Ring schenken würde, würdest du ihn von mir annehmen?«
Sie lächelte ihn voller Glück an. »Ja, Tungdil Goldhand.«
* Sieben Sonnenumläufe später saß Tungdil in Myrs Bibliothek und las ein einem der Bücher, das die Vergangenheit der Freien beleuchtete.
Die Zwergin hatte sich die Mühe gemacht und das, was auf unzähligen Steintafeln im Tempel des Vraccas geschrieben stand, säuberlich auf Papier übertragen, um es in ein handlicheres Format zu bringen. Dazu kamen Zeichnungen der Stadt, mal von der Festung aus, mal vom Plateau. Außerdem fand er ein Buch über die Stadt Gemmenschatz, aus der Myr stammte; staunend bewunderte er deren Architektur.
Die gemalten Abbilder waren so exakt, wie er sie aus den Nachschlagewerken LotIonans kannte. Eine echte Gelehrte, dachte er bewundernd und blätterte um.
Es klopfte laut gegen die Tür.
Weil er davon ausging, dass es sich um Kundschaft der Chirurga handelte, blieb er in dem bequemen Sessel sitzen, bis das Hämmern zu laut wurde, um es zu überhören. Sandas Kraft und seine gebrochenen Rippen verfluchend, erhob er sich und sah nach, wer da so ungestüm Einlass begehrte.
»Ihr?«, rief er erstaunt und blickte auf zwei triefnasse Zwerge, die sich vom Aussehen her wie ein Ei dem anderen glichen.
»Ich hasse diesen Tümpel«, polterte Ingrimmsch augenblicklich los. »Wenn wieder einer der Avatare aus den Wolken fällt, soll er hier hineinplumpsen und das stinkende Wasser ein für alle Mal in eine Wolke heißen Dampf verwandeln.« Er wrang seinen Bart aus, sodass es auf die Schwelle plätscherte. »Du musst mit uns kommen, Gelehrter.« Wütend klaubte er sich einen Stängel Seegras aus den Haaren, warf ihn zu Boden und trat drauf. »Verdammt sei Elria. Beinahe hätte sie mich erwischt.«
Boëndal versuchte indessen, sich mit seinem feuchten Ärmel das Wasser aus den Augen zu wischen, stattdessen lief noch mehr hinein. »Ich weiß, ich habe gesagt, es sei das erste und letzte Mal, dass ich in den Weiher springe«, schimpfte er, »aber es gab keinen trockeneren Weg zu dir.«
Zögernd verharrten sie im Eingang. Sie erinnerten sich sehr wohl an die Worte Myrs, ja keine Flecken auf dem Teppich zu hinterlassen.
»Es ist schön, euch zu sehen. Aber was ist geschehen, und warum soll ich euch begleiten?«, fragte er sie beunruhigt und lotste sie in die Küche, wo sie nichts außer den glatten Steinfliesen schmutzig machen konnten. Die Tropfen kullerten zu Boden, und bald bildeten sich Pfützen um die Stiefel der Brüder.
»Nach Porista«, fiel Ingrimmsch mit der Tür ins Haus und schnappte sich die Reste des Mittagsmahls. »Mmmmhhh«, genoss er den Bissen. »Ich hatte vergessen, wie gut Myr kocht.«
Tungdil konnte sich keinen Reim darauf machen. »Zu Andôkai? Geht es um die Feuerklinge?«
»Nein.« Boëndal nahm

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